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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Mandala. Es sah aus wie…
    »Um Gottes willen!« rief Florimel, die auf dem Bock hin- und hergeworfen wurde, weil das Zugtier sich im Geschirr verhedderte und der Wagen beängstigend schwankte. »Was …?«
    Es sah aus wie ein riesiges Spinnennetz.
    »Runter vom Wagen!« schrie Paul. Das Pferdewesen war auf die Innenseite der Straße ausgebrochen, aber der Wagen konnte den harten Schwenk nicht mitvollziehen und begann zu kippen, und dabei schlidderte er auf das leicht schaukelnde Kabelnetz zu, das jetzt unmittelbar vor ihnen war. »Los, springt!«
    Martine hing an seinen Beinen. Die Ladefläche neigte sich unerbittlich nach außen und drohte sie in die Schlucht zu befördern. Paul zerrte die blinde Frau hoch und versuchte, mit ihr auf die hochgehende Seite des Wagens zu kraxeln, um zum Hang hin abzuspringen, doch Martines Gewicht war zuviel für ihn.
    Eines der Räder zerbrach mit einem Schlag wie ein Kanonenschuß. Ein Speichensplitter zischte an seinem Gesicht vorbei, und ächzend wie ein verwundetes Tier legte sich der ganze Wagen auf die Seite.
    Paul konnte sich nicht mehr aussuchen, wohin er am besten sprang.
    Er packte Martine und warf sich vom Wagen. Er blieb an etwas Klebrigem hängen, das unter seinem Gewicht nachgab, und einen Moment lang sah er nichts als die leere Luft unter sich, den ganzen senkrechten Absturz die buntgestreifte Wand der Schlucht hinunter. Er rutschte halb, halb fiel er an den Kabeln entlang, bis er in einer schmerzhaft verdrehten Haltung auf der Straße sitzenblieb und dort am Schnittpunkt von zweien der schwarzen Bänder festhing. Martine lag regungslos in seinem Schoß.
    Bevor er nach den anderen schauen konnte, kullerte der Wagen samt dem verfangenen Zugtier schon in das Kabelnetz, das die Straße absperrte, und wirbelte dabei eine große Staubwolke auf. Eines der Beine des Tieres war offensichtlich gebrochen; es zappelte hilflos in den Trümmern des Wagens, mit seinem schwarzen Fell an dem klebrigen Netz wie festgeleimt.
    Da erschienen die Erbauer des Netzes: zottige graubraune Gestalten, die an den Strängen aus der Schlucht herauf- und vom Hang heruntergekrabbelt kamen wie Spinnen.
    Spinnen wären schlimm genug gewesen. Aber diese Bestien hatten die Gesichter toter Bisons, mit heraushängenden Zungen und rollenden Augen auf ihren mißgebildeten, vielbeinigen und vielarmigen Körpern. Am schlimmsten war, daß sie noch menschenähnlicher waren als die Insektenmonster in Kunoharas Welt. Vor hungrigem Vergnügen zischend hangelten sie sich an den Kabeln voran. Kaum hatten die ersten die Mitte des Netzes erreicht, da rissen sie schon das noch lebende Pferdewesen in Stücke und zankten sich dabei mit feuchten, pfeifenden Stimmen über die besten Stücke, ohne sich bei ihrem Schmaus von den schrecklichen Schreien ihrer Beute stören zu lassen.
    Paul versuchte sich aufzurichten, doch die haftenden Kabel hielten ihn wie eine starke Hand.
     
     
    > »Code Delphi. Hier anfangen.
    Es dürfte sinnlos sein, diese Gedanken aufzuzeichnen, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß wir noch jemals von hier wegkommen, aber die Gewohnheit ist einfach nicht auszurotten.
    Es ist dunkel hier, wie mir die anderen berichten, irgendein unterirdischer Bau voll widerlicher Gerüche und Geräusche. Ich wünschte, ich könnte mich auf diese beiden Sinne beschränken, aber auf meine Weise kann ich auch erkennen, wie diese Bestien sich bewegen, fressen, kopulieren. Sie sind grauenhaft. Ich bin mit meiner Hoffnung und mit meiner Kraft am Ende.
    Ich nehme an, wir sind nur deshalb noch am Leben, weil sie sich zuerst über das Pferdewesen hergemacht haben. Die Schreie, die es im Sterben ausstieß, waren … Nein. Was soll das? Können wir etwas daran ändern? Ich wüßte nichts. Die Ungeheuer sind zu Dutzenden. Wir hätten versuchen sollen zu fliehen, als sie uns abtransportierten. Jetzt sind wir in ihrem Bau. Jede Hoffnung, daß sie vielleicht nur Tiere fressen, ist zunichte geworden durch die Menschenknochen, die hier überall haufenweise herumliegen. Die paar, die ich angefaßt habe, waren vollkommen abgenagt und zerbrochen, weil sie noch das Mark ausgelutscht haben.
    Grauenhafte Bestien. T4b, der die meiste Zeit vor sich hinmurmelt, als betete er, nannte sie ›Kuhkadaverspinnen‹. Ich habe keinen klaren Eindruck von ihnen. Was ich wahrnehme, ist ihre Menge, die vielen Glieder, die Stimmen – beinahe menschlich, aber, mein Gott, dieses Wort ›beinahe‹ …!
    Hör auf, Martine! Wir haben schon Situationen

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