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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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überlebt, die genauso schlimm waren. Warum bin ich bloß so schwach, so müde, so elend? Warum fühle ich mich seit Tagen permanent überanstrengt?
    Es ist…
    Lieber Gott. Gerade ist eines der Viecher gekommen und wollte uns beschnüffeln. Florimel hat es mit Tritten vertrieben, aber das schien es nicht sonderlich zu beeindrucken. Sie riechen in der Tat nach verwestem Fleisch, aber da ist noch ein anderer Geruch, den ich nicht bestimmen kann, sehr eigenartig, wie nicht von einem Lebewesen. Diese ganze Simwelt scheint Veränderungen von katastrophalen Ausmaßen zu durchlaufen. Die anderen sehen nur, was im Augenblick ist, aber ich kann die Wandlungen wahrnehmen, die schon geschehen sind und noch geschehen werden. Dread hat hier hemmungslos gewütet. Diese Welt hat ihm keinen härteren Widerstand entgegensetzen können als ein Stück Butter. Weiß der Himmel, was diese armen Kreaturen ursprünglich waren. Menschen vielleicht. Normale Menschen mit normalen Leben. Jetzt hausen sie in Löchern in der Erde und quieken wie Ratten und fressen Opfer, die noch schreien.
    Wo ist Paul? Ich kann ihn nicht mehr in der Nähe spüren. Aber der Lärm und die Hitze und das Durcheinander machen es schwierig …
    Florimel sagt, daß er nur wenige Meter entfernt ist, auf Händen und Knien. Armer Mann. Soviel durchlitten zu haben und dann hier zu enden!
    Ich kann das alles nicht mehr aushalten. Seit der trojanischen Simulation torkele ich benommen umher, als hätte ich Elektroschocks bekommen. Zwischen den Schreckensmomenten und den kleineren Vorfällen habe ich versucht, mich selbst zu finden, die Martine, die ich kenne, aber es ist, als ob ich ausgehöhlt wäre. Die Erinnerung an die letzten Stunden in Troja verfolgt mich. Wie konnte ich nur so etwas tun? Selbst um meine Freunde zu retten – wie konnte ich so vielen den Tod bringen? Vergewaltigung und Folter und Zerstörung! Zumal nachdem ich die erbarmenswerte Menschlichkeit von Hektor und seiner Familie miterlebt hatte.
    Ich sage mir immer wieder, daß sie nur Simulakren waren, nicht real, nur Gear. Manchmal nehme ich mir das ein paar Stunden lang ab. Vielleicht ist es tatsächlich so, aber ich weiß, daß ich niemals vergessen kann, wie der trojanische Wächter die Lanze in den Bauch bekam, das Entsetzen auf seinem Gesicht. Woher will ich wissen, daß er nicht jemand wie wir war, genauso im System gefangen und gezwungen, seine Rolle in dem berühmten Krieg zu spielen? Es ist vielleicht nicht wahrscheinlich, aber dennoch … dennoch …
    Letzte Nacht träumte ich, daß das grelle, brennende Licht, an dem ich seinerzeit erblindete, aus seiner Wunde strahlte. Ich träumte, daß ich in eine Dunkelheit stürzte, die noch größer war als meine jetzige.
    Ich halte es hier nicht mehr aus. Ich ertrage diesen Irrsinn nicht mehr. Vor alledem bin ich schon vor Jahren davongelaufen. Ich bin nicht dafür gemacht, mich so sehr um andere zu sorgen. Ich will keine Todesängste mehr ausstehen, nicht miterleben müssen, wie meine Freunde bedroht und gehetzt und getötet werden.
    Ich will Dread nicht noch einmal begegnen.
    Genau. Das ist vielleicht die größte Furcht. Ich gebe es zu. Selbst wenn der unwahrscheinliche Fall eintreten sollte, daß wir aus diesem stinkenden Loch herauskommen und diesen kannibalischen Monstern entfliehen, kann ich mir an fünf Fingern ausrechnen, daß jeder Weg zurück in die wirkliche Welt über ihn führen muß. In seiner Gegenwart habe ich gewimmert wie ein kleines Kind. Habe ihn angebettelt aufzuhören, und dazu mußte er nicht einmal physische Gewalt anwenden. Jetzt hat er die Macht eines Gottes, und er ist wütend.
    Grundgütiger Himmel, ich will das nicht!
    Es ist mir alles zuviel. Ich wünschte, ich könnte diese Sinne abstellen. Ich möchte alles ausblenden, mich im Dunkeln vergraben – aber nicht in diesem Dunkel hier! Weg hier, weg … Ich will das nicht!
    Jetzt kommen sie, eine große Gruppe. Irre ich mich oder… singen sie?
    Paul ist fort, meint Florimel. Haben sie ihn bereits abgeschleppt?
    T4b! Sie kommen! Komm hier rüber zu Florimel und mir!
    Ich wünschte, er hätte seinen Panzer noch. Ich sollte … wenn dies jetzt die letzte … sollte ich … aber … O Gott, alles, nur nicht das …!
    Code Delphi. Hier aufhören.«

Kapitel
Atembeschwerden
    NETFEED/INTERAKTIV:
    GCN, Hr. 5.5 (Eu, NAm) – »How to Kill Your Teacher« (»Wir bringen unsern Lehrer um«)
    (Bild: Looshus und Kantee lesen die »Rolle des wirklichen Lebens«)
    Off-Stimme: Looshus (Ufour

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