Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
Halloran) und Kantee (Brandywine Garcia) haben herausgefunden, daß Direktor Übelfleisch (Richard Raymond Balthazar) der wiedergeborene Prophet des Kults der Kosmischen Wahrheit ist und ein blutiges Opfer sämtlicher Schulinsassen plant, um so das Ende der Welt herbeizuführen. Gesucht 4 Aufsichtsschüler, 7 Kultmitglieder. Flak an: GCN.HOW2KL.CAST
     
     
    > Genau besehen gaben sie ein sehr kleines Häuflein ab, all die Dinge, die sie gekauft hatte, all die Dinge, die sie auf dieser letzten und merkwürdigsten Fahrt eines Lebens vieler Fahrten und vieler Merkwürdigkeiten mitnehmen wollte.
    Die neue Telematikbuchse war selbstverständlich klein, trotz der zusätzlichen Reichweite nicht größer als die Standardversion. Sie hatte dafür einen ansehnlichen Teil ihres Bankguthabens hinlegen müssen, aber der Verkäufer hatte geschworen, daß sie damit auf eine Entfernung von mehreren Meilen den Kontakt mit ihrem hypermodernen Dao-Ming-Pad halten konnte – »auch mitten in einem benutzungsintensiven Telekomgebiet während eines starken Gewitters«, wie er ihr jovial versichert hatte. Mit Gewittern hatte Olga noch keine Erfahrung gemacht, obwohl sie mittlerweile lange genug in der Nähe des Golfs von Mexiko war, um zu wissen, daß es selbst an einem klaren Tag jederzeit blitzen konnte, aber sie ging davon aus, daß eine Insel mit eigener Armee und Luftwaffe wohl als »benutzungsintensives Telekomgebiet« gelten konnte.
    Neben der Buchse lag eine kleine, aber extrem starke LED-Taschenlampe, ein High-Tech-Accessoir, das normalerweise an Geschäftsleute mit zuviel Geld verkauft wurde und das trotz seines dramatischen Namens – irgend etwas wie »SpyLite« oder »SpaceLight«, sie wußte es nicht mehr genau – wohl selten für dramatischere Zwecke gebraucht wurde, als auf dem dunklen Parkplatz einen hingefallenen Schlüssel zu finden. Im selben Geschäft hatte sie außerdem ein Allzweckwerkzeug namens »OmniTool« gekauft, sich dann aber umentschieden und es gegen das vertrautere Schweizer Offiziersmesser umgetauscht. Sie hatte sich schon immer eines anschaffen wollen, hatte sich Dutzende Male überlegt, was für ein praktisches Gerät es für eine alleinlebende Frau doch wäre, aber aus irgendeinem Grund war es immer bei dem Vorsatz geblieben. Die Tatsache, daß sie endlich eines gekauft hatte, ein Spitzenmodell mit allen möglichen versteckten Extras und eingebauter Mikroelektronik, hatte zu allem anderen gepaßt. Ihr Leben hatte sich verändert. Sie war nicht mehr die gleiche Olga Pirofsky.
    Ja, was nahm man denn sonst noch mit, wenn man sich in eines der größten und bestbewachten Unternehmen der Welt einschleichen wollte? Sie stellte sich vor, daß sie sich noch viele andere Dinge hätte zulegen können, Pistolen und Schneidbrenner und Sondierungsgeräte, aber das schmeckte ihr alles zu sehr nach jungenhaften Kriegsspielen. Außerdem war sie sich ziemlich sicher, daß man sie an irgendeinem Punkt festnehmen würde, und eine Tasche voll Plastikbomben oder Kletterhaken würde es nicht besonders glaubwürdig erscheinen lassen, daß sie ihre Reisegruppe verloren hatte.
    Aus dem Grund war es nur ein kleines Häufchen, was sie an Hilfsmitteln mit hinter die feindlichen Linien nehmen wollte: die neue Buchse, das Messer, die Taschenlampe und den einzigen gefühlsbeladenen Gegenstand, den sie nicht mit dem Rest ihres alten Lebens in Juniper Bay zurückgelassen hatte.
    Der weiße Plastikkringel würde mit Sicherheit bei niemandem Verdacht erregen. Olgas Nachname mit der Initiale des Vornamens, geschrieben vor Jahrzehnten von einer Krankenschwester, die gut und gern tot sein mochte, war mittlerweile beinahe verblaßt. Olga selbst hatte das Armband seinerzeit zerschnitten, um es abzukommen, es aber niemals weggeworfen, und in der obersten Schublade ihrer Kommode hatte es all die Jahre über die Form ihres Handgelenks beibehalten. Oft hatte sie kurz davor gestanden, es in den Müll zu werfen, doch die O. Pirofsky, die dieses Krankenhausarmband getragen hatte, war ein anderer Mensch gewesen, und das kleine, weißgraue Kunststoffteil war ihre einzige greifbare Verbindung zu jener Olga, einem Mädchen, das das Leben noch vor sich hatte, einer jungen Frau, deren Verlobter Aleksander noch lebendig war, quicklebendig, einer jungen Frau kurz vor der Geburt …
    Es klopfte mehrmals energisch an die Tür ihres Motelzimmers. Erschrocken ließ Olga das Armband auf das Häuflein von Gegenständen auf ihrem Bett fallen. Nach kurzem Zögern

Weitere Kostenlose Bücher