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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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nun bestimmt jeder. Dennoch blieb Olga eisern. »Tut mir leid, aber ich darf überhaupt keine Auskunft über meine Arbeit geben.«
    Die Frau runzelte die Stirn. »Du stellst dich echt zickig an. Wahrscheinlich bist du nicht richtig ausgeschlafen. Mußt du denn da auch Nachtschicht machen?«
    »Es tut mir wirklich leid, aber ich darf über meine Arbeit keinerlei Auskunft geben.«
    Die Frau machte eine genervte Handbewegung. Im nächsten Moment verwackelte und wechselte der Raum so rasch, daß Olga leicht schwindlig wurde.
    Die sollten sich beim Umschalten ein bißchen mehr Mühe geben, dachte sie. Wenn die im richtigen Netz tätig wären, für Obolos oder so jemand, würde man sie für einen solchen Pfusch in Stücke reißen.
    Sie ließ es über sich ergehen, daß jemand, der wohl einen Verwandten darstellen sollte, sie bat, ein paar entbehrliche Bürosachen für die Kinder mit nach Hause zu bringen – nichts Großes, bloß ein paar Selbstkleber oder Heftklammern, damit die armen, unterprivilegierten Kleinen bei Kunstprojekten für die Schule mitmachen konnten. Olga seufzte und fing mit ihren abschlägigen Antworten an, durchlitt so geduldig wie möglich die Spirale sich verschärfender Vorwürfe, wartete sehnsüchtig darauf, daß der Quatsch endlich aufhörte.
     
    »So, ein hervorragendes Ergebnis«, sagte Herr Landreaux, als sie aus dem Hologrammzimmer trat. Er war ein kleiner Mann mit einem kahlrasierten Schädel und ein paar implantierten Glitzersteinen im Handgelenk – etwas allzu bemüht, auf jung zu machen, dachte Olga bei sich. »Du hast dich echt gut vorbereitet, was?«
    Sie verkniff sich das Grinsen. Eine Viertelstunde am Abend davor, in der sie das voluminöse Anstellungspaket des Unternehmens flüchtig durchgegangen war, hatte ihr hinreichend deutlich gemacht, worauf es im großen und ganzen ankam. »Ja, Sir«, antwortete sie. »Diese Stelle ist sehr wichtig für mich.« Du ahnst gar nicht, wie sehr, Freundchen.
    »Freut mich zu hören. Mir ist das auch sehr wichtig.« Der Personalchef spähte auf seinen Wandbildschirm. »Deine Referenzen sind gut, sehr gut. Vierzehn Jahre bei Reichert Systems – das ist eine sehr solide Firma.« Er lächelte, aber sie bemerkte ein Funkeln in seinen sanften grauen Augen. »Erzähl mir doch noch einmal, warum du aus Toronto weg bist.«
    Der ist wirklich bloß ein Abklatsch des Mannes, der das Entlassungsgespräch bei Obolos mit mir geführt hat, dachte Olga, auch so ein pinkes Schmusetier mit scharfen Zähnen. Züchtet dieser Jongleur die Typen vielleicht in Containern, wie diese Weltraumtomaten? Unterdessen spulte sie die Geschichte ab, die Catur Ramsey für sie erfunden hatte und aus der seine Freunde irgendwie eine vollendete datenfeste Tatsache gemacht hatten. »Wegen meiner Tochter Carole, Sir. Seit ihrer … seit sie sich von ihrem Mann getrennt hat, braucht sie Unterstützung mit den Kindern, damit sie ihre Stelle behalten kann. Sie arbeitet sehr hart.« Olga schüttelte den Kopf. Ein Klacks, das Ganze. Hundert überdrehte Gören dazu bringen, ganz leise zu sein, damit sie nicht das SchlafSchaf erschreckten, das war eine schauspielerische Leistung. Wenn das Ganze nicht so furchtbar ernst gewesen wäre, hätte ihr dieses kleine Täuschungsmanöver vermutlich sogar Spaß gemacht – diese Bürohengste waren denkbar simpel zu bedienende und doch irgendwie befriedigende Spielzeuge. »Und da dachte ich, nicht wahr, wenn ich näher dran wäre …«
    »Da bist du also aus dem hohen Norden den ganzen Weg bis zu uns hier im Big Easy gekommen«, sagte Landreaux jovial. »Na, laissez les bontemps roulez, wie wir sagen.« Er beugte sich mit gespielter Verschwörermiene vor. »Aber selbstverständlich nicht während der Arbeitszeit.«
    Sie tat gebührend beeindruckt von seiner ungezwungenen Art. »Selbstverständlich nicht, Sir. Ich nehme meine Pflicht sehr ernst.«
    »Da bin ich sicher. Gut, alles in Ordnung, da bleibt mir nur noch die angenehme Aufgabe, dich in der Familie der J Corporation willkommen zu heißen.« Er hielt ihr die Hand hin, ohne aufzustehen, so daß sie sich vorbeugen mußte. »Deine Schichtleiterin ist Maria. Du findest sie in Block zwölf ein Stück die Esplanade runter. Du begibst dich jetzt direkt zu ihr. Kannst du heute abend gleich anfangen?«
    »Ja, Sir. Vielen Dank, Sir.«
    Er beachtete sie bereits nicht mehr und wollte sich gerade wieder seinem Wandbildschirm zuwenden, als sein Blick an dem weißen Fleck hängenblieb, den sie am Hals hatte. »Ach

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