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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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zwang sich, die Füße ganz langsam und vorsichtig zu setzen.
    Nur wenige Steine hinter dem Punkt, der nach ihrer Einschätzung die Flußmitte gewesen sein mußte, lichteten sich die Dunstschwaden ein wenig. Renie, die gerade zu einem langen Schritt von einem Felsenzahn zum nächsten ansetzte, war so verblüfft, daß sie beinahe abgerutscht wäre, und mußte mit einem Ruck ihr Gewicht nach vorn werfen, um auf die Steinfläche unter ihr zu springen.
    Das andere Ufer hatte sich vollkommen verändert.
    Während sich vorher auf beiden Seiten nur endloser Urwald ausgebreitet hatte, sah sie sich jetzt einer ganz andersartigen Landschaft gegenüber. Im ersten Augenblick hielt sie es für eine Art Ziergarten mit Hecken und kunstvoll beschnittenen Bäumen und Sträuchern, dann aber ging ihr das Ausmaß des Ganzen auf, und sie begriff, daß sie eine ganze Stadt vor sich hatte, völlig überwachsen von Dornengestrüpp und verflochtenen Kriech- und Kletterpflanzen, eine lebendige grüne Skulptur in der Form von Häusern, Straßen und Kirchtürmen.
    »Ist das … Holla Buschuschusch …?«
    Die Kleine wimmerte nur zur Antwort.
    Beinahe der einzige Kontrast zu den tausend Grünschattierungen waren die vielen bleichen Gestalten, die dazwischen wimmelten wie Maden in einem verwesenden Kadaver. Wie die Schnöre waren sie eklig weiß, aber während jene nahezu vollkommen formlos gewesen waren, hatten diese hier eine gewisse Ähnlichkeit mit tierischen Bodenlebewesen. Sie waren lang und hatten Zacken an den unteren Rändern, die wie eine Parodie von Beinen aussahen, aber mit denen sie sich dennoch erschreckend schnell bewegten, halb trippelnd und halb schliddernd. Sie waren außerdem annähernd so groß wie Renie, und sie waren zu Hunderten. Der größte Teil umschwärmte den Fuß eines im Grün fast erstickenden Turmes weiter innen in der Stadt und bildete so einen wuselnden weißen Ring, der auch in dem abnehmenden Licht gut zu erkennen war. Sie wirkten aufgeregt wie Ameisen, die eine unbeaufsichtigte Hochzeitstorte entdeckt hatten.
    »Um Gottes willen«, japste Renie, und die Angst schnitt ihr eiskalt ins Herz. »Und das … sind Tecks?«
    Die Stimme des Steinmädchens erhob sich kaum über das Rauschen des Flusses unter ihnen. Es weinte wieder, und das Schluchzen zerhackte seine Worte.
    »Ich w-w-will z-zu meiner Sch-Sch-Sch-Stiefmutter!«

Drei
Gezählte Stunden
    Wie viele Meilen nach Babylon?
    Hundertelf hin und zurück.
    Schaff ich das bis zur Kerzenzeit?
    Ja, mit ein bißchen Glück.
     
    Englischer Kinderreim

Kapitel
Einführung
    NETFEED/SPORT:
    Streiter gegen »Bodyfaschismus« beim Training getötet
    (Bild: Note nach seinem Sieg vor den Gerichtssaal)
    Off-Stimme: Edward Notes Freude war nicht von langer Dauer. Nachdem ein Gericht seiner Auffassung recht gegeben hatte, die Weigerung eines Footballteams, mit ihm als Spieler überhaupt einen Versuch zu machen, sei eine bodyistische Diskriminierung, kam er am zweiten Trainingstag mit seinem neuen Team ums Leben. Die Spieler der Pensacola Fishery Barons, die an die Antidiskriminierungsbestimmungen der UN gebunden sind, weil ihr Stadion aus staatlichen Steuereinnahmen finanziert wurde, geben sich in öffentlichen Stellungnahmen bedauernd, aber hinter vorgehaltener Hand erklären einige Spieler, Note habe »nur bekommen, was er verdient hat«.
    Spieler (unkenntlich gemacht): »Was hat der gewogen, 55 Kilo oder sowas? Und will’s mit Leuten aufnehmen, die drei- oder viermal so schwer sind? Ist doch kein Wunder, wenn der dämliche Hänfling da unter die Räder kommt. Schlimme Sache natürlich für seine Kinder.«
    Off-Stimme: Der achtunddreißigjährige Note, der den modernen Profisport für eine Bastion des »Bodyfaschismus« erklärte, kam anscheinend beim Training unter ein Gedränge und erstickte dabei. Seine Familie verlangt eine gerichtliche Untersuchung seines Todes.
     
     
    > »Sag mal, Olga.« Die Frau, natürlich eine Fremde, aber mit dem Gehabe einer alten Freundin, reichte ihr eine Tasse Kaffee, die lebensecht dampfte. »Wie ich höre, arbeitest du jetzt für diese J Corporation . Das muß ja spannend sein – man hört soviel von denen in den Nachrichten. Wie ist denn das so?«
    »Ich darf leider keine Auskunft über meine Arbeit geben«, erwiderte sie.
    Die Frau lächelte. »Ja, natürlich, das weiß ich doch! Aber ich will schließlich keine wichtigen Geheimnisse aus dir rausholen, nicht wahr? Bloß … wie es so ist. Ist das wirklich auf einer Insel?«
    Das wußte

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