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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ihr Vater. Die Wagentüren zischten auf, und einer der Soldaten sprang hinaus. »Laß dir beim Aussteigen von dem Mann helfen.«
    Herr Ramsey beugte sich an ihr Ohr. »Ich bin dicht hinter dir, Christabel. Dein Papi und ich werden dafür sorgen, daß nichts passiert.«
    Aber Christabel war dabei, etwas Unheimliches über Erwachsene zu lernen. Manchmal sagten sie, alles würde gut werden, dabei wußten sie gar nicht, ob alles gut werden würde. Sie sagten es einfach. Obwohl in Wirklichkeit schlimme Sachen passieren konnten, sogar kleinen Kindern.
    Vor allem kleinen Kindern.
    »Sehr praktisch«, sagte Captain Parkins, als die Tür in der Garagenwand aufglitt, aber er hörte sich nicht vergnügt an. »Unser Privatfahrstuhl in die Höhle des Löwen.«
    Eine Höhle? Von einem Löwen? Christabel fing an zu weinen. In der Schule hatten sie letztens erst die Geschichte von Daniel in der Löwengrube besprochen. Der Kurzfilm, den sie dazu im SchulNetz geguckt hatten, war zwar nicht sehr blutig gewesen, erst am Schluß ein bißchen, aber vor der dunklen Grube mit der gefährlichen Bestie drin hatte ihr schrecklich gegraust, und auch wenn Daniel heil davongekommen war, glaubte sie nicht, daß sie das genauso fertigbringen würde. Sie würde vor Schreck sterben, wenn sie den Löwen nur sah.
    Ihr Vater legte ihr die Hand auf den Hinterkopf und wuschelte ihre Haare. »Du mußt nicht weinen, Schätzchen. Es wird bestimmt alles gut. Ron, muß sie wirklich mitkommen? Können wir das hier nicht verschieben, bis ich ihre Mutter erreicht habe oder jemanden, der sie hinbringen kann?«
    Christabel klammerte sich fest an die Hand ihres Papis. Captain Parkins zog langsam die Schultern hoch und ließ sie schwer wieder fallen. »Ich hab meine Befehle, Mike.«
    Mit ihr, ihrem Vater, Herrn Ramsey, Captain Parkins und den beiden anderen Soldaten war es eng und heiß im Aufzug, aber trotzdem wollte Christabel nicht, daß die Fahrt nach oben aufhörte, wollte nicht wissen, wie eine Löwenhöhle aussah, nicht einmal in so einem schicken Gebäude. Als die Tür ping machte und aufging, fing sie wieder an zu weinen.
    Der Raum dahinter war völlig anders, als sie erwartet hatte, überhaupt nicht dunkel und feucht und unheimlich wie in dem SchulNetz-Film über Daniel. Captain Parkins hatte vorher das Gebäude als Hotel bezeichnet, und genauso sah es aus, wie ein riesengroßes Hotelzimmer, weitläufig wie ihr Rasen daheim vor dem Haus, mit einem hellblauen Teppichboden, drei Couchen und Tischen und einer totalen Bildschirmwand an einer Seite, einer Küche am anderen Ende und Türen in den übrigen Wänden. Auf einem der Tische stand sogar eine Blumenvase. Das einzige, was genauso schlimm war, wie sie es sich gedacht hatte, war der Schrank von einem Mann mit dunkler Brille, der an der Tür auf sie wartete. Ein anderer Mann, der ziemlich genauso aussah, saß auf einer der Couchen und erhob sich jetzt. Sie hatten beide komische schwarze Anzüge an, hauteng und ein bißchen glänzig, und beide hatten so Dinger um Brust und Hüften geschnallt, die Schußwaffen zu sein schienen oder noch schlimmere Sachen, komplizierter und gruseliger.
    »Ausweis«, sagte der Mann an der Tür mit schleppendem Tonfall.
    »Und wer zum Teufel bist du?« wollte Captain Parkins wissen. Zum erstenmal sah seine Leidensmiene nach etwas anderem aus, nach Zorn oder vielleicht sogar nach Angst.
    »Ausweis«, wiederholte der Schrank mit der Vollsichtbrille unbeeindruckt, als wäre er eine der Schaufensterreklamen im Seawall Center. Die zu Captain Parkins gehörenden Soldaten veränderten leicht die Haltung. Christabel sah, daß der eine die Hand sinken ließ, dorthin wo seine Waffe steckte. Ihr Herz begann ganz, ganz schnell zu schlagen.
    »Immer langsam«, sagte ihr Papi, »wir sollten hier nicht…«
    Eine der Türen am hinteren Ende des großen Raumes ging auf. Ein Mann mit Schnurrbart und kurzen grauen Haaren kam heraus. Christabel konnte erkennen, daß hinter ihm noch einmal so ein großer Raum war, mit einem Bett, einem Schreibtisch und einem breiten Fenster, dessen Vorhänge zugezogen waren. Der Mann trug einen Bademantel und einen gestreiften Pyjama. Er rauchte eine Zigarre. Im ersten Moment dachte Christabel, sie hätte ihn schon mal im Netz gesehen, weil er ihr selbst in dem ulkigen Aufzug so bekannt vorkam.
    »In Ordnung, Doyle«, sagte der Mann mit dem Schnurrbart. »Ich kenne Captain Parkins. Und Major Sorensen auch, o ja!«
    Der erste Mann im schwarzen Glänzianzug schritt

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