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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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»bleibe ich da. Wenn dann Major Sorensen oder seine Tochter irgendwo hingebracht werden müssen, bin ich sofort verfügbar. Mike ist ein Freund von mir, Sir.« Er drehte sich rasch zu den beiden Soldaten um, die zwar sehr große Augen bekommen, aber bisher keinen Ton von sich gegeben hatten. »Du und Gentry, ihr geht runter und wartet im Wagen. Falls ich euch nicht mehr brauche, rufe ich kurz durch und sage Bescheid, daß ihr zum Stützpunkt zurückfahren könnt.«
    Die Tür zischte auf. Einen Moment lang wechselten alle nur Blicke, die Soldaten, die Männer in Schwarz auf der Couch, Captain Parkins und Ramsey und ihr Papi und der General. Dann lächelte der General wieder. »Gut. Ihr habt gehört, was der Captain gesagt hat, Jungs.« Er winkte die Soldaten in den Fahrstuhl. Sie guckten immer noch entgeistert, während die Tür zuglitt. Christabel wußte nicht, warum, aber als sie die jungen Soldaten mit ihren glänzenden Helmen verschwinden sah, war ihr zumute wie am ersten Tag im Kindergarten, als ihre Mami sie schließlich allein gelassen hatte. Sie drückte wieder fest die Hand ihres Vaters.
    »Macht es euch gemütlich«, sagte der General leutselig. »Ich muß noch eine ziemlich wichtige Konferenz zu Ende bringen, aber in ungefähr einer halben Stunde ist das erledigt, und dann werden wir alle einen ausgiebigen Schwatz halten.« Er wandte sich den beiden Männern in Schwarz zu. »Sorgt dafür, daß es unsern Gästen an nichts fehlt. Und daß sie unsere Gäste bleiben, bis ich wieder offline bin. Aber gütlich. Gütlich.«
    Und damit schritt er auf das hintere Zimmer zu.
    »General Yacoubian, Sir«, sagte Christabels Papi. »Ich möchte dich noch einmal fragen, ob meine Tochter und Herr Ramsey nicht vielleicht doch gehen können. Es wäre sehr viel einfacher für alle Beteiligten …«
    Der General drehte sich um, und Christabel hatte den Eindruck, daß seine Augen hell und scharf waren wie bei einem Vogel. »Einfacher? An mir ist es nicht, hier irgendwas einfacher zu machen, Sorensen. Ich bin es nicht, der hier Fragen beantworten muß.« Er ging weiter, blieb stehen und drehte sich abermals um. »Jemand namens Duncan aus deinem Büro hat mir nämlich einen Antrag auf Laborarbeit übermittelt. Sowas hätte ich eigentlich automatisch bekommen müssen, aber aus irgendeinem Grund hast du ihn mir vorenthalten. Sehr interessante Lektüre, das muß ich sagen. Wissenschaftliche Analyse einer Brille, von dir in Auftrag gegeben. Eine überaus bemerkenswerte Brille übrigens. Na, klingelt’s bei dir?«
    Captain Parkins schaute völlig verdattert drein, aber Christabels Papi wurde so blaß, als würde ihm sämtliches Blut abgezapft.
    »Also spuckt keine großen Töne, und bleibt hübsch still sitzen, bis ich für euch Zeit habe.« Der General lächelte ein letztes Mal. »Du kannst auch ein Gebet sprechen, falls du eines kennst.« Damit trat er endgültig in das Nebenzimmer und schloß die Tür.
    Ein langes Schweigen folgte. Schließlich sagte einer der schwarzgekleideten Männer, der namens Pilger: »Wenn das Kind Hunger hat, da drüben in der Minibar gibt’s Erdnüsse und Schokolade.« Dann wanderte sein Blick wieder zur Bildschirmwand zurück.
     
     
    > Eine Sache ist, sagte sich Dulcy. daß ich ihn im Grunde gar nicht kenne.
    Sie guckte sich die üblichen Verwaltungsebenen von Dreads System an, die in einem ähnlichen Stil gehalten waren wie seine Inneneinrichtung, spartanisch und farblos. Während ihr eigenes System nur so strotzte von überall herumfliegenden Notizen und unfertigen Projekten, dazu von massenhaft abstrusem Programmierkram – alles mögliche von längst veralteten Dienstprogrammen und Codeknackern, die sie nur für den Fall aufbewahrte, daß sie je wieder an ein entsprechendes System geriet, bis hin zu interessanten algorithmischen Darstellungen, die ihr in erster Linie eine ästhetische Befriedigung verschafften –, gab es bei Dread keinerlei Unordnung, nichts, was nicht absolut notwendig war, nichts, was den geringsten Hinweis auf seine Persönlichkeit gab.
    Er ist hypervorsichtig. Einer von diesen analen Klemmtypen. Rollt wahrscheinlich alle seine Strümpfe auf die gleiche Art zusammen. Sie dagegen war ihre ganze Kindheit über der aggressiven Unkonventionalität ihrer Mutter ausgesetzt gewesen – morgens hatte die kleine Dulcinea Anwin für gewöhnlich nicht nur Teller mit vergammelnden Essenresten von der Dinnerparty des Vorabends wegräumen müssen, bevor sie sich auf der Küchentheke ihr

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