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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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war zu ablenkend. Zu unterhaltsam. Das Problem war, daß er immer alles gleichzeitig haben wollte.
    Wie ein Kind im Süßwarenladen, dachte er.
    Er hätte sich zu gern die letzten Momente der Bullensau angeguckt, aber das war eine der Sachen, die er sich für später aufheben mußte. Er hätte auch gern das Betriebssystem aus seinem Versteck gescheucht und ein für allemal seinen Pseudowillen gebrochen, ihm diesen ärgerlichen, sinnlosen Widerstand ausgetrieben und es zur vollständigen Kapitulation gezwungen. Und ganz besonders gern hätte er Martine Desroubins und diese Sulaweyo und die anderen Entflohenen zur Strecke gebracht, sie in sein grenzenloses weißes Haus im virtuellen Outback geschleppt und allen einen herrlich effektvollen, lang hingezogenen Tod bereitet. Die Vorstellung war berauschend: Er würde sie einsperren, sie in Angst und Schrecken versetzen, ein paar Fluchtversuche scheinbar gelingen lassen, ja sogar den Platz des einen oder anderen einnehmen, damit er ihr ganzes Grauen mit ihnen durchleben und auskosten konnte, genau wie er es bei der alten Quan Li getan hatte. Er würde sie in ein Wechselbad von Hoffnung und Verzweiflung stürzen, bis alle dem Wahnsinn nahe waren.
    Aber natürlich nicht völlig wahnsinnig. Sonst verlor der krönende Abschluß seinen Kitzel.
    Und er würde alles aufnehmen. Dann würde er es sich nach der Vollendung des großen Werkes immer wieder anschauen, die künstlerische Seite durch sorgfältiges Editieren noch mehr herausstreichen, Musik und Effekte hinzufügen – Stunden um Stunden der phantastischsten Unterhaltung, die je ein Mensch produziert hatte. Vielleicht würde er eines Tages sogar anderen erlauben, es anzuschauen. Es würde geradezu religiöse Bedeutung gewinnen, wenigstens unter den paar Leuten, die wirklich begriffen, wie die Welt lief. Man würde seinen Namen noch immer ehrfürchtig flüsternd aussprechen, wenn er schon lange tot war.
    Aber ich werde nicht tot sein, nicht wahr? Ich werde niemals sterben.
    Kein Wunder, daß er so erregt war. Er hatte so viele Pläne … und die ganze Ewigkeit, um sie zu verwirklichen.
     
    Er mußte sich zwingen, herunterzukommen, sich zu beruhigen. Keine Fehler, sagte er sich. Entspannende Musik plätscherte durch seinen Kopf, glissando spielende Streicher, zart flirrende Becken. Zuerst das Betriebssystem.
    Dread stand in der idiotischen Mondlandschaft und prüfte die Barriere, die das versagende System zwischen ihm und seinen Opfern errichtet hatte. Er strich über den hauchfeinen, aber undurchdringlichen Dunst. Wo war dieses Zeug hergekommen? Und wie kam er am besten hindurch?
    Es war klar, daß er das Gralsbetriebssystem zum Zusammenbruch getrieben hatte, doch obwohl er es unterwerfen und brechen wollte, wollte er es doch nicht gänzlich zerstören und damit das ganze Netzwerk gefährden, bevor er einen Ersatz installieren konnte. Das konnte jetzt, wo Dulcy mit einem Bauchschuß tot auf dem Boden des Loft lag, etwas komplizierter werden, aber sie hatte vorher noch Jongleurs Hausdateien für ihn geknackt: Der Alte Mann würde schon irgendein Backup-System parat haben. Am klügsten wäre es somit zu warten, bis er ein anderes System online bringen konnte. Aber wenn dadurch nun nicht nur dieses Betriebssystem draufging, sondern auch Martine und die übrigen? Und wenn auch noch Jongleur bei ihnen war? Der Gedanke, daß ihm alle seine Feinde durch einen gnädig raschen Tod aus der Hand gerissen wurden, war unerträglich.
    Dabei habe ich sie direkt hier vor der Nase …! Er tigerte an der Barriere entlang und versuchte, dahinter etwas zu erkennen. Gleichzeitig ließ er sich die Infrastruktur des Netzwerks durch den Kopf gehen. Es war eine vertrackte Sache, an zwei Stellen gleichzeitig sein zu wollen, sehr vertrackt. Da stand er nun, mit den Kräften eines Gottes ausgestattet, und konnte nicht einmal seinen eigenen Standort bestimmen: Er war Martine und den anderen hierher gefolgt, doch dieser Ort selbst schien auf keinem Schema des Netzwerks zu existieren.
    Ein verdammt merkwürdiges Environment, was es auch sein mag, dachte er. Er hatte hier sogar noch mehr Macht als in anderen Teilen des Netzwerks – die Bewohner waren schreiend vor ihm geflohen, bevor er auch nur einen Finger gerührt hatte –, aber das Betriebssystem hatte hier ebenfalls mehr Macht.
    Verdammt nochmal! Die jähe Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Ich muß in dem Scheißding … drin sein!
    Er lachte, und die Nebelwand bebte vor ihm zurück wie

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