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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ein Jagdhund Witterung nimmt, sagen mir jetzt nichts mehr, weniger als nichts, weil ich mit meinen neuen Augen kaum erkennen kann, was anderen sonnenklar ist.
    Ich habe mir mein Journal angehört. Ich werde es mir vermutlich wieder anhören, obwohl ich die Frau, die es gesprochen hat, nicht mehr kenne. Sonst bleibt mir kaum etwas zu tun. Eines Tages werde ich wohl in die wirkliche Welt hinausgehen und sie mir mit meinen neuen Augen ansehen. Vielleicht ist das etwas, wofür es sich zu leben lohnt. Vielleicht.
    Aber eine Zeitlang hatte ich eine eigene Welt. Ich hatte Freunde, Kameraden. Jetzt haben sie ihr Leben wieder. Natürlich werden wir miteinander reden – ein solches Band verschwindet nicht über Nacht –, aber die unangenehme Wahrheit ist, daß sie ein Leben hatten, in das sie zurückkehren konnten, und ich nicht. Wir haben eine schreckliche Zeit durchlitten, an einem Ort unbeschreiblicher Gefahren und Greuel. Aber ich war dort lebendig. Ich war dort wichtig. Und jetzt?
    Das Denken geht schwer. Es ist leichter, einfach abzuschalten. Es ist leichter, in der vertrauten Dunkelheit zu bleiben.
    Code Delphi. Hier aufhören.«
     
     
    > Renie ließ sich auf dem gepolsterten Sitz nieder und wünschte, sie hätte besseres Gear zur Verfügung.
    Wochenlang war ich in einer perfekten Imitation der Wirklichkeit und hab nichts anderes zu spüren bekommen als Hetze, Prügel und Qual. Und jetzt, wo es etwas Angenehmeres zu fühlen gäbe, muß ich in einen ramschigen VR-Straßenladen gehen und kann es nicht richtig erleben.
    »Hieß es nicht, dein Blasenhaus sei zerstört worden?« sagte sie zu Hideki Kunohara. Sie deutete auf den großen, runden Tisch, auf den Blick durch das halbkugelige Dach auf die unendlich hoch aufragenden Bäume und den Fluß, der sie wie ein tobender Ozean umgab. »Du hast es rasch wieder aufgebaut.«
    »Oh, dies hier ist viel größer«, erwiderte er gutgelaunt. »Da wir einen Versammlungsort brauchten, beschloß ich, in meiner neuen Konstruktion einen einzurichten.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Ich kann mich an deinen Freund erinnern – !Xabbu , glaube ich? –, aber deinen andern Begleiter kenne ich nicht.«
    »Das ist Jeremiah Dako.« Jeremiah beugte sich an ihr vorbei und gab Kunohara die Hand. »Wenn er und die beiden andern nicht gewesen wären, hätten !Xabbu und ich schwerlich an diesem Treffen teilnehmen können.«
    »Das ist ja unglaublich.« Jeremiah konnte die kolossale Größe des Waldes gar nicht fassen. »Und die ganze Zeit, die ihr im Tank gelegen habt, wart ihr tatsächlich hier, Renie? Wir hatten ja keine Ahnung.«
    »Nicht nur hier – aber es stimmt, das Netzwerk ist eine ziemlich überwältigende Erfahrung.« Sie verzog ein wenig das Gesicht. »Und dabei bekommst du nicht mal einen besonders guten Eindruck davon. Wieso mußten wir überhaupt auf diese Art herkommen? Wir hätten uns Zugang zu einer viel besseren Anlage verschaffen können.«
    »Das müßt ihr euern Freund Sellars fragen«, antwortete Kunohara. »Er müßte jeden Augenblick zu uns stoßen.«
    »Hier bin ich.« Sellars, immer noch in seinem Rollstuhl, erschien auf der anderen Seite des großen Tisches. »Entschuldigt, es geht gerade alles sehr hektisch zu. Was müssen sie mich fragen?«
    »Wieso wir kein besseres Gear benutzen durften«, sagte Renie. »Unser Freund Del Ray Chiume hätte uns über seine UN-Verbindungen mit Freuden ein paar VR-Monturen besorgt. Dann würden wir alles sehr viel echter erleben.«
    »Meine Einwände bezogen sich nicht auf die Qualität des Gears«, meinte Sellars. »Und in Zukunft sollt ihr auf jeden Fall einen besseren Zugang bekommen. Aber aus verschiedenen Gründen hielt ich es für keine gute Idee, daß ihr eine Anlage der Vereinten Nationen benutzt, auch nicht von einem Freund vermittelt.«
    »Was heißt das?«
    »Das werde ich erklären, wenn alle da sind. Ah, Herr Dako, lernen wir uns endlich kennen – persönlich, meine ich. Na ja, vielleicht ist auch das nicht ganz zutreffend ausgedrückt. Visuell? Ich hoffe, die Heilung deines Beines macht gute Fortschritte.«
    »Du … du bist Sellars.« Jeremiah war sichtlich bewegt. »Danke für alles, was du für uns getan hast. Du hast uns das Leben gerettet.«
    Der alte Mann lächelte. »Die meisten in diesem Raum haben jemand anders hier das Leben gerettet. Deiner Tapferkeit ist es mit zu verdanken, daß Renie und !Xabbu am Leben blieben und ihre überaus wichtigen Rollen spielen konnten.«
    »Du warst es, der das

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