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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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abschließen.«
    »Sie sind die letzten, auf die wir warten«, erklärte Sellars, »dann können wir anfangen.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das stimmt nicht, es ist noch jemand unterwegs.« Er hatte noch nicht ganz ausgeredet, da erschien auf dem Stuhl neben ihm eine kleine, korpulente Frau.
    »Hallo.« Die Unbekannte wirkte trotz ihres scharf geschnittenen, streng blickenden Gesichts ein wenig unsicher. »Ich muß mich wohl für die Einladung bedanken, nehm ich mal an.«
    »Wir danken dir, daß du dir die Zeit genommen hast, Missus Simpkins«, entgegnete Sellars. »Ah, und da sind ja auch Orlando und Sam.«
    Orlandos Barbarenavatar wirkte aufgeregt und nervös, Sams wirklichkeitsgetreuer Sim nicht minder. »Wir sind soweit fertig, Herr Ramsey«, teilte Orlando mit, nachdem er den anderen zugewinkt hatte.
    »Ich kann gar nicht sagen, wie mich das alles überwältigt.« Ramsey lächelte. »Nicht nur dieser Ort, sondern vor allem, mit dir zu reden, Orlando.« Sein Gesicht wurde plötzlich verlegen. »Entschuldige, du mußt wahrscheinlich nicht daran erinnert werden …«
    »Daß ich tot bin? Schwer zu vergessen, vor allem heute.« Sein Lächeln wirkte halbwegs ehrlich. »Aber auch wenn einer tot ist, kann man trotzdem gut Freund mit ihm sein – stimmt’s, Sam?«
    »Hör auf!« Sie hatte offensichtlich keinen großen Spaß an Orlandos neuer humoristischer Schiene.
    »Du scherzt, Orlando«, sagte !Xabbu , »aber wir haben alle viel über Freundschaft gelernt – wie weit sie reicht. Wir haben uns gegenseitig viele Male geholfen, wie Herr Sellars vorhin schon sagte. Wir sind … wir sind jetzt ein Stamm.« Er schaute ein wenig betreten. »Wenn ich das so sagen darf.«
    »Auf jeden Fall«, versicherte Sam Fredericks sofort. »Aber voll.«
    »Das dürfte ein guter Auftakt zu unserem Treffen heute sein«, sagte Sellars, »und eine zusätzliche Begründung dafür, warum ich hoffe, daß wir uns regelmäßig hier im Netzwerk treffen werden – bei den großen äußeren Entfernungen, die uns trennen. Heute sollten wir auch Hideki Kunohara dafür danken, daß er uns in sein neues Zuhause eingeladen hat.«
    Bevor Kunohara mit mehr als einem freundlichen Nicken reagieren konnte, richtete Martine sich auf. »Alles gut und schön, aber ich glaube, wir haben mit Herrn Kunohara noch etwas zu klären. Er ist uns nach wie vor die Antwort auf eine Frage schuldig.« Es war das erste Mal seit ihrem Eintreffen, daß sie das Wort ergriff, und die Schroffheit ihres Tons wollte nicht recht zur allgemeinen Wiedersehensfreude passen. »Aber vorher würde ich gern noch wissen, wie lange ihr beiden schon zusammenarbeitet.«
    »Wir beide?« Sellars zog eine haarlose Augenbraue hoch. »Kunohara und ich? Erst seit den letzten Stunden des alten Netzwerks, als ich langsam hinter die Dinge kam. Allerdings kannten wir uns schon flüchtig.«
    »Er … sprach mich im Zuge seiner Ermittlungen gegen die Gralsbruderschaft an«, erläuterte Kunohara. »Aber ich wollte damals auf keinen Fall ihre Aufmerksamkeit erregen. Davon könnt ihr halten, was ihr wollt. Sellars traf statt dessen eine Vereinbarung mit Bolívar Atasco. Bolívar Atasco ist tot. Ich stehe nach wie vor zu meiner Entscheidung.«
    »Niemand kritisiert dich, weil du dich nicht umbringen lassen wolltest«, sagte Martine trocken. »Aber was ist mit der unbeantworteten Frage – der Frage, die ich dir in der früheren Version dieses Hauses stellte, kurz bevor wir angegriffen wurden?«
    »Und diese Frage lautete …?«
    Martine schnaubte. »Bitte, über solche Spielchen müßten wir doch inzwischen hinaus sein. Ich wollte wissen, ob du uns nachspioniert hast. Du hast dich nie dazu geäußert.«
    Kunohara lächelte und faltete die Hände. »Natürlich habe ich euch nachspioniert. Ständig seid ihr mir über den Weg gelaufen, habt den Status quo gestört, meine Sicherheit gefährdet. Warum sollte ich nicht bestrebt sein herauszufinden, was ihr vorhattet und was für Folgen das für mich haben konnte?«
    Renie war nur unvollständig darüber informiert, was zwischen Kunohara und den anderen vorgefallen war. Ihre letzte Erinnerung an ihn war das merkwürdige Gespräch, das sie angesichts des Zugs der Treiberameisen geführt hatten. »Du hast … uns nachspioniert?«
    »Nicht die ganze Zeit. Aber nach unserer ersten Begegnung, ja.«
    »Wie? Oder genauer gefragt«, Martines Stimme bekam einen bitteren Beiklang, »wer? Gibt es einen unter uns, der nicht die ganze Wahrheit gesagt hat?«
    »Sei bitte

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