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Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Otherland 4: Meer des silbernen Lichts

Titel: Otherland 4: Meer des silbernen Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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denke, du hast recht.«
    »Was bleibt uns noch übrig? Hier rumsitzen, bis sich alles in Luft auflöst?« Sie blickte zu Sam hinüber, die wie in einer katatonischen Starre ihre Hände anglotzte, und auch Jongleur war völlig in sich selbst versunken. Beide waren so geistesabwesend und unansprechbar wie Ricardo Klement. »Was können wir noch tun?«
    »Warten. Hoffen.« !Xabbu nahm den Arm hoch und zog sie näher. Seine Finger ruhten sacht über ihrem Herzen, auf der oberen Wölbung ihrer Brust. »Wir werden zusammensein, komme, was da wolle.«
    Sie drückte sich noch fester an ihn und merkte dabei, daß sie nicht nur gehalten werden wollte. Sie wollte ihn küssen, an seinem Gesicht weinen, ihn lieben. Aber nicht hier. Nicht unmittelbar neben dem schwer atmenden Jongleur, nicht unter Ricardo Klements Fischaugenblick.
    Aber wenn nicht hier, wo dann? überlegte sie mit einem Anflug von traurigem Humor. Wenn nicht jetzt, wann dann? Denn sie waren mit ziemlicher Sicherheit am Ende. Dennoch hatten die knochentiefe Müdigkeit und die Anwesenheit verhaßter Fremder ihr den Gedanken verleidet. Sie würden sich damit begnügen müssen, kindliche Zärtlichkeiten auszutauschen, sich aneinanderzukuscheln und mit dem bißchen Geborgenheit einzuschlafen, das sie sich unter den Bedingungen geben konnten.
    »Erzähl eine Geschichte«, murmelte sie statt dessen. »Wir brauchen eine, !Xabbu .«
    Sie spürte, wie sein Kopf sich langsam hin- und herdrehte. »Mir fallen keine Geschichten ein, Renie. Ich bin zu müde. Meine Geschichten sind fort.«
    Trauriger konnte es nicht mehr werden. Ohne aufzuschauen, berührte sie sein Gesicht und wurde abermals vom Schlaf übermannt.
     
    Sie hatte schon soviel Absurdes erlebt, so viele Visionen und Halluzinationen, doch als sie aus den schwärzesten, bewußtlosesten Tiefen emporstieg und in den aktiven Sog des Traumes geriet, erkannte sie sofort, daß dieses wohl die extremste Erfahrung bis dahin war.
    Normalerweise war sie im Traum die Aktive, selbst wenn ihre Aktivitäten zu nichts führten; in einigen der schlimmsten Träume war sie eine hilflose Beobachterin, ein körperloses Phantom, dazu verurteilt, Zeuge eines Lebens zu sein, das sie nicht mehr tätig führen konnte. Aber dies hier war anders. Dieser Traum ergriff sie, brach wie eine Flutwelle über sie herein, ein Fluß voll Erfahrungen, der sie verschlang und mitriß und herumschleuderte, bis sie darin zu ertrinken meinte.
    Wenn es sinnvoll verbundene Bilder gewesen wären, hätte sie der furchtbaren Flut vielleicht eher widerstehen, eine winzige Chance fühlen können, die Kontrolle zu behalten, aber das wirbelnde Chaos donnerte unaufhaltsam über sie hinweg, durch sie hindurch. Farbstreifen, unverständliche Geräuschfetzen, Hitze- und Kältewellen durch sämtliche Nervenfasern, es hörte nicht auf, bis sie vor lauter Zerschlagenheit nur noch um einen Schlaf beten konnte, der tiefer war als dieser vergewaltigende Traum, einen Zustand, in dem die Wahrnehmung ausgelöscht, der grauenhafte Input abgestellt war.
    Tod. Das Wort blitzte nur ganz kurz auf wie die Schlagzeile einer im Wind vorbeiwehenden Zeitung. Tod. Ruhe. Stille. Dunkel. Schlaf. In dem zügellosen Empfindungstaumel, ausgeliefert dieser nervenzerfetzenden, nicht zu bremsenden Fahrt, ging eine schaurige Verlockung davon aus. Aber das Leben in ihr war wirklich sehr stark: Als die Dunkelheit schließlich kam, reagierte sie mit Abwehr und Furcht darauf.
    Es war eine kalte, klebrige Dunkelheit, ein klammer, schwarzer Krallengriff, der nach der anfänglichen Erleichterung nur geringfügig besser war als das brausende Grauen vorher, denn nicht allein der Bilderwirbel war verschwunden, sondern auch fast alle ihre Gedanken. Die Wirklichkeit zerfiel in unzusammenhängende Teile, wurde eine Folge unverständlicher Bewegungen, in denen sie das vorherige Tohuwabohu wiedererkannte, nur jetzt quälend verlangsamt.
    Sie trieb inmitten eines lebenden Schattens. Es gab nur noch sie, umgeben von einer unvorstellbaren Schwärze. Sie konnte praktisch nicht denken. Sie konnte nur warten, während die Zeit oder ihre denkbar dürftigste Vorspiegelung zäh vor sich hinschlich.
    Die Leere war äonenlang. Selbst die Vorstellungsbilder erstarben. Äonenlang.
    Dann endlich fühlte sie etwas – ein Flattern im Nichts. Und es war real, unverkennbar real! Ein fernes, aber deutlich von ihr verschiedenes Wesen. Nein, viele Wesen, klein und lebendig, winzige wunderbar warme Wesen, wo vorher nichts als Kälte

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