Outback Love
hätte bis dahin eine Arbeit gefunden.
Also war es besser, ihre Energie darauf zu konzentrieren und sich keine Gedanken über Dinge zu machen, die sie nichts angingen.
Rasch räumte sie die Kartons aus, stillte Noah, wickelte ihn und zog ihm frische Sachen an. Sie legte ihn in den Babysitz und nahm ihn anschließend mit ins Bad, wo sie sich angesichts ihrer Müdigkeit mit einer kurzen Katzenwäsche begnügte.
Wenig später lag sie im Bett, Noah neben sich, umgeben von Kissen, damit er nicht versehentlich herausfallen konnte. Eine Weile lauschte sie noch auf die ungewohnten Geräusche, die zu ihr hereindrangen, dann hörte sie nebenan leise die Tür ins Schloss fallen.
Irgendwie war es beruhigend zu wissen, dass Cameron in Rufweite war, und als sie langsam in den Schlaf hinüberdämmerte, war ihr letzter Gedanke, dass ihr und Noah in seiner Nähe nichts geschehen würde.
Am anderen Morgen hatte Holly gerade Noah versorgt, als es an ihre Tür klopfte. Auf ihr »Herein« betrat Cameron den Raum.
»Guten Morgen«, begrüßte er sie, »wie hast du geschlafen?«
»Wie ein Murmeltier – ausgenommen die drei Mal, die Noah mich geweckt hat.«
Cameron schmunzelte. »Das war nicht zu überhören, für sein zartes Alter hat er eine erstaunlich kräftige Stimme.«
»Es tut mir leid, wenn er dich gestört hat.«
»Das hat er nicht«, beruhigte er sie. »Wie sieht es aus«, fragte er dann mit einem kurzen Blick auf ihre nackten Beine, »du möchtest doch bestimmt duschen – soll ich Noah inzwischen schon mal mit in die Küche nehmen?«
Erst jetzt wurde Holly bewusst, dass sie nichts anhatte außer einem Höschen und einem knappen T-Shirt, und sie wurde rot.
»Das wäre nett«, nickte sie verlegen.
Er trat ans Bett, nahm Noah auf den Arm und ging zur Tür. »Bis gleich.«
Eilig suchte Holly sich ein paar frische Sachen heraus, duschte, putzte sich die Zähne und band sich die Haare zu einem Pferdschwanz zusammen. Anschließend lief sie den Flur entlang und folgte den leisen Stimmen, bis sie die Küche gefunden hatte.
An der Tür hielt sie abrupt inne. Drinnen saß Cameron auf einem der vielen Stühle, die rund um einen ausladenden, massiven Holztisch standen und wiegte Noah sanft hin und her. Dieser hatte die Augen geschlossen und umklammerte mit einem seiner kleinen Händchen fest Camerons Zeigefinger.
Es war ein rührendes Bild, das Holly zu Herzen ging.
»Hey«, machte sie sich zaghaft bemerkbar, nachdem sie den Anblick einen Moment genossen hatte.
»Komm rein und setz dich«, forderte Cameron sie auf.
Loorea, die an dem großen Gasherd stand und in einem Topf rührte, wünschte ihr einen guten Morgen und unterbrach die Arbeit, um ihr Kaffee einzuschenken.
»Vielen Dank«, nickte Holly.
»Greif zu und lass es dir schmecken, solange du die Nase davon noch nicht voll hast«, zwinkerte Cameron ihr zu.
Irritiert ließ Holly ihren Blick über den Tisch gleiten. Es gab frisches Brot, Omelett, gebratenen Speck und kleine Würstchen, Butter, Marmelade, Honig und etwas, das an Porridge erinnerte.
»Wieso? Es sieht doch sehr lecker aus.«
»Das schon, aber wir haben hier nicht viel Abwechslung«, erklärte Cameron. »Unsere Mahlzeiten bestehen vorwiegend aus den Dingen, die wir selbst anbauen können, und natürlich aus allem, was die Rinderzucht hergibt. Wir haben eine Milchkuh und ein paar Hühner, und der Rest kommt meistens aus Konservendosen. Hier im Outback ist es schwierig, an frische Lebensmittel zu kommen. Es wird alles per Truck transportiert, allerdings sind die Straßen oft nicht passierbar, deswegen sind wir auf Vorräte angewiesen, die sich lange lagern lassen. Das hier ist also das übliche Frühstück, und glaub mir, es wird dir irgendwann zum Hals heraushängen.«
Holly schmunzelte. »Ich schätze, ich werde es überleben.« Sie nahm sich etwas Ei und Schinken, bestrich eine Scheibe Brot mit Butter und fing an zu essen. »Wo sind denn die anderen?«, wollte sie dann wissen.
»Schon bei der Arbeit. Unser Tag beginnt um sechs Uhr und endet meistens erst mit dem Einbruch der Dunkelheit.«
»Oh.« Sie schaute ihn erschrocken an. »Es tut mir leid, dass ich so lange geschlafen habe. Wenn ich das gewusst hätte …«
»Holly.« Camerons Stimme klang beinahe vorwurfsvoll. »Hör auf, dich dauernd für irgendetwas zu entschuldigen. Du kannst tun und lassen, wonach dir ist. Ich habe dich eingeladen, du bist mein Gast, und ich will, dass du dich hier wie zu Hause fühlst.«
»Ich möchte aber niemandem zur Last
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