Outback Love
schaute. Sie betrachtete die Landschaft unter ihnen, die vorwiegend aus Dünenfeldern, Busch- und Grasland bestand. Ein schmales Band zog sich in sanften Bögen hindurch, und Holly schauderte, als ihr bewusst wurde, dass das die unbefestigte Straße war, auf der sie mit dem Auto liegengeblieben war.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, beugte Cameron sich ein Stück zu ihr und deutete hinunter. »Das ist die Strzelecki-Wüste, und der Weg dort der Birdsville Track, den die Cowboys früher genutzt haben, um das Vieh von Birdsville nach Marree zu treiben. Heute ist die Route zwar befahrbar, aber nicht sehr stark frequentiert. Es war ziemlich leichtsinnig von dir, dich allein auf diese Fahrt zu begeben.« Sie sagte nichts, und er fuhr fort: »Übrigens duzen wir uns auf der Station alle, ich hoffe, das ist für dich in Ordnung.«
»Ja, sicher.« Holly schwieg einen Moment, dann fragte sie: »Wie lange lebst du schon auf der Ranch?«
»Ich bin dort aufgewachsen, genau wie meine Eltern. Mein Ur-Ur-Großvater Duncan Conell kam 1876 als Einwanderer hierher und fing an, Vieh zu züchten. Der Besitz hat sich von Generation zu Generation erweitert, und heute ist Roseley eine der größten Cattle-Stations in Queensland.«
»Roseley ist ein schöner Name.«
»So heißt der Heimatort, aus dem mein Vorfahr stammte, ein winziges Dorf in Irland.«
Ein leises Quengeln von Noah unterbrach das Gespräch. Ohne zu zögern, hob Cameron ihn aus seinem Sitz und nahm ihn auf den Arm.
»Hat er Hunger?«, wollte er von Holly wissen.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, er ist erst in drei Stunden wieder dran.«
»Dann will er vermutlich einfach nur ein bisschen Unterhaltung haben.«
Ein seltsames Gefühl breitete sich in Holly aus, als sie sah, wie liebevoll Cameron mit Noah umging. Das war es, was sie sich immer gewünscht hatte. Einen zärtlichen und fürsorglichen Vater für ihr Baby, einen Mann, der nicht nur ihr Kind, sondern sie ebenfalls von ganzem Herzen liebte.
Abrupt drehte sie den Kopf weg und biss sich auf die Lippe. Nein, darüber sollte sie jetzt besser nicht nachdenken. Unauffällig wischte sie sich mit dem Handrücken die aufsteigenden Tränen weg und wandte sich dann erneut Cameron zu.
»Du kannst sehr gut mit ihm umgehen – hast du auch Kinder?«
Sekundenlang schien er zu erstarren, sie sah ein kurzes, undefinierbares Flackern in seinen Augen und bemerkte einen schmerzhaften Zug um seinen Mund. Doch er hatte sich sofort wieder unter Kontrolle, setzte eine gleichmütige Miene auf und schüttelte den Kopf.
»Nein, ich habe keine Kinder.«
Abrupt wechselte er das Thema und begann, ihr noch ein bisschen über das Gebiet zu erzählen, das sie überflogen. Schließlich verlor der Flieger an Höhe, in der einsetzenden Dämmerung tauchten ein paar Lichtpunkte auf, und wenig später landeten sie auf einer winzigen, unbefestigten Piste.
Draußen wurden sie bereits erwartet. Adam, den Holly ja schon bei ihrer ersten Begegnung mit Cameron kennengelernt hatte, stand mit einem Jeep am Rand der Landebahn und kam nun auf sie zu. Es dauerte nicht lange, bis alles ausgeladen war, und sie über einen schmalen, staubigen Weg fuhren. Nach knapp zehn Minuten kam eine Ansammlung von flachen Gebäuden in Sicht, und Adam hielt vor dem größten davon an.
Cameron stieg aus, nahm den Babysafe mit Noah und half Holly zuvorkommend aus dem Wagen.
»Also dann«, sagte er zu ihr und machte eine ausholende Handbewegung, »herzlich willkommen auf Roseley Station.«
4
Kaum hatten Cameron und Holly das Haus betreten, kam ihnen eine etwa fünfzigjährige, dunkelhäutige Frau mit rabenschwarzen Haaren entgegen.
»Holly, das ist Loorea, unsere Köchin und Haushälterin. Sie und ihr Mann Nalong sind die guten Geister von Roseley, wenn du irgendeinen Wunsch hast, kannst du dich jederzeit an sie wenden«, erklärte Cameron. »Loorea, das ist Holly. Sie und Noah werden eine Zeit lang hier bei uns bleiben.«
»Herzlich willkommen«, strahlte die Frau Holly an und beugte sich über den Babysitz. »Er ist ja so niedlich – es ist schön, ein Baby auf Roseley zu haben.«
Cameron zwinkerte Holly zu. »Stell dich darauf ein, dass Loorea ihn maßlos verwöhnen wird.«
Eine Weile konzentrierte sich die Aufmerksamkeit auf Noah, dann fragte Cameron: »Hast du das zweite Schlafzimmer hergerichtet?« Loorea nickte, und er nahm Holly am Arm. »Komm mit.«
Er führte sie über den langgestreckten Flur, öffnete eine Tür am hinteren Ende und schaltete das Licht ein.
»Das ist
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