Outback Love
deinen Aufenthaltsort kenne. Aber manchmal habe ich so ein komisches Gefühl, ich glaube, er lässt mich beobachten.«
»Gott, Susan, es tut mir so leid«, flüsterte Holly unglücklich.
»Es ist doch nicht deine Schuld. Und mir ist es egal, Hauptsache dir und dem Baby passiert nichts.«
Sie schwiegen einen Moment und hingen ihren Gedanken nach.
»Ich muss jetzt Schluss machen«, sagte Holly schließlich
»Kann ich dich irgendwie erreichen?«
Holly zögerte. »Nein, besser nicht. Cameron hat keine Ahnung von der ganzen Sache, und ich will ihn da nicht mit hineinziehen. Ich melde mich bei dir, okay?«
»Okay. Und falls du es dir doch überlegst und nach England zurückkehren möchtest, schicke ich dir das Geld für ein Ticket.«
»Du weißt, dass das nicht geht.«
»Ich weiß«, murmelte Susan bedrückt. »Mach es gut und pass auf dich auf.«
»Du auch. Bis bald.«
Mit Tränen in den Augen legte Holly den Hörer auf. Sie vermisste Susan schmerzlich. Seit ihrer Kindergartenzeit war sie mit ihr befreundet, sie waren gemeinsam zur Schule gegangen, hatten sich gegenseitig bei ihrem ersten Liebeskummer getröstet und Pläne für die Zukunft geschmiedet.
Jetzt saß sie hier, tausende von Meilen entfernt auf einem anderen Kontinent, und fragte sich, ob sie die Freundin jemals wiedersehen würde.
Kurz vor Einbruch der Dämmerung füllte sich die Küche mit Leben. Die Männer und Frauen kamen von der Arbeit zurück, hungrig und durstig, unter ihnen auch Cameron, den Holly fast nicht erkannt hätte. Wie die anderen trug er einen Lederhut und hatte die Windjacke bis zum Kragen geschlossen, sodass sie sein Kinn verdeckte.
»Leute, hört mal einen Moment her«, unterbrach er das allgemeine Stimmengewirr, während er den Hut abnahm und die Jacke auszog, »das hier ist Holly, und der kleine Mann ist Noah.«
Er trat zu ihr und streichelte Noah liebevoll über den Kopf. »Holly, das sind Ben, Andy, Zach und Morris, unsere Drover. Sheila und Rick arbeiten als Borerunner, Ron ist der Headman und seine Frau Greta das Mädchen für alles. Adam, unseren Truck Driver, kennst du ja bereits.«
Holly nickte in die Runde, schüttelte Hände und hatte Mühe, sich all die Namen und Gesichter zu merken.
»Du wirst dich dran gewöhnen«, zwinkerte Cameron ihr zu, der offenbar bemerkt hatte, dass sie ein wenig überfordert war.
Er setzte sich neben sie, die anderen nahmen ebenfalls Platz, und Loorea tischte das Essen auf. Während der Mahlzeit war eine lebhafte Unterhaltung im Gange, der Holly schweigend folgte, da es um Dinge ging, von denen sie keine Ahnung hatte.
Im Anschluss zogen sich alle in ihre Quartiere zurück, um sich zu duschen und umzuziehen. Währenddessen half Holly trotz Looreas Protest beim Abräumen und Geschirrspülen.
Als sie damit fertig waren, wechselten sie hinüber in den Aufenthaltsraum, wo nach und nach auch die anderen eintrudelten.
Irgendjemand stellte das Radio an, Getränkedosen wurden verteilt und geöffnet, und in zwangloser Runde saßen alle zusammen und plauderten.
Cameron bezog Holly immer wieder in die Gespräche mit ein, erläuterte ihr einiges oder lenkte die Unterhaltung auf allgemeine Themen, sodass sie sich daran beteiligen konnte.
Gegen Halbzehn löste sich die kleine Gesellschaft dann allmählich auf.
»Ich werde auch schlafen gehen«, erklärte Holly und stand auf.
»Es war ziemlich viel für den ersten Tag«, sagte Cameron, während er ihr mit Noah auf dem Arm folgte, »bestimmt bist du total erschlagen.«
»Es geht. Auf jeden Fall ist es alles sehr aufregend und interessant.«
»Du bereust es also noch nicht, dass du mitgekommen bist?«
»Nein, das tue ich nicht.«
Sie kamen an Hollys Zimmertür und vorsichtig reichte Cameron ihr das Baby. Zu Hollys Erstaunen beugte er sich zu Noah herunter und küsste ihn sanft auf die Stirn.
»Schlaf schön Kleiner, und weck deine Mom nicht allzu oft auf.«
Er richtete sich wieder auf und für einen Moment war sein Gesicht dicht vor ihrem. Dann trat er zurück und wünschte ihr ebenfalls eine gute Nacht.
»Gute Nacht«, murmelte Holly irritiert.
Wenig später lag sie in ihrem Bett, zusammen mit Noah, der bereits sicher in seiner Kissenburg schlummerte, und fragte sich, ob sie sich nur einbildete, dass Cameron sich fast so benahm, als wäre Noah sein Sohn.
Dieses Gefühl verstärkte sich am nächsten Tag noch mehr. Ein Truck hatte die bestellten Möbel für Noah nach Birdsville gebracht, und Cameron ließ es sich nicht nehmen, sie persönlich abzuholen.
Weitere Kostenlose Bücher