Outback Love
Zusammen mit Adam schleppte er die Kisten in Hollys Zimmer und machte sich dann mit Feuereifer daran, die Sachen aufzubauen. Es gab ein Kinderbett, eine Wiege und eine Wickelkommode. Auch ein Kinderwagen, ein Laufstall und eine Bauchtrage waren dabei, selbst Bettwäsche, Decken, Kissen und ein Babyfon fehlten nicht.
»Du hast wirklich an alles gedacht«, stellte Holly fest, während sie sich unbehaglich fragte, wie viel Geld er wohl für die ganzen Dinge ausgegeben hatte.
»Ehrlich gesagt habe ich jemanden mit der Bestellung beauftragt«, gab er mit einem verlegenen Grinsen zu, »ich kenne mich da nicht so aus – aber das wird sich hoffentlich ändern.«
Auch in den folgenden Wochen kümmerte Cameron sich rührend um das Baby und ebenso um Holly.
Die Vormittage war er fast immer mit seinen Leuten unterwegs, doch sobald er gegen Mittag nach Hause kam, duschte er sich, zog sich um und beschäftigte sich anschließend mit Noah. Meistens hielten sie sich auf der Veranda auf, wo Cameron eine Decke ausbreitete, Noah darauflegte und sich danebensetzte. Er schwenkte eine kleine Rassel, gab ihm seine Finger zum Spielen, oder streichelte ihn einfach nur liebevoll, wenn er schlief.
Holly machte es sich dann in dem alten Schaukelstuhl gemütlich, schaute den beiden zu oder unterhielt sich leise mit Cameron.
Ab und zu unternahmen sie einen Spaziergang am Eyre Creek entlang und häufig war es Cameron, der Noah sicher und bequem an seiner Brust trug.
Fast wie eine Familie, dachte Holly wehmütig, als sie eines Nachmittags wieder einmal im Schatten der Veranda saß und Cameron beim Spielen mit Noah beobachtete. Ein Sonnenstrahl brachte sein dichtes, leicht gelocktes Haar zum Glänzen und zum ersten Mal nahm Holly ihn als Mann wahr.
Er lag auf dem Bauch, die Jeans betonte seinen Po und seine muskulösen Oberschenkel. Ein zufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen – Lippen, die leidenschaftliche Küsse versprachen.
Sie ließ ihren Blick über seine breiten Schultern gleiten, zu seinen sehnigen Unterarmen, die mit feinen dunklen Härchen bedeckt waren. Seine Hände waren kräftig, es waren starke Hände, die zupacken konnten und doch gleichzeitig äußerst sanft mit Noah umgingen. Wie sie sich wohl auf ihrer Haut anfühlen mochten?
Als Holly bewusst wurde, wohin ihre Gedanken abglitten, zuckte sie zusammen. Nein, das waren Dinge, die sie sich besser nicht vorstellen sollte. Ihr Leben war kompliziert genug, weitere Probleme konnte sie nicht gebrauchen, und die bekäme sie unweigerlich, wenn sie jetzt anfing, Cameron auf diese Art und Weise zu betrachten.
Er war ein Fremder, der sie aus Hilfsbereitschaft bei sich aufgenommen hatte, und ihre Wege würden sich in absehbarer Zeit wieder trennen. Und selbst wenn er sie hierbleiben und für ihn arbeiten ließe, wäre er nicht mehr als ihr Boss. Wie schnell sich solche Hirngespinste in einen Alptraum verwandeln konnten, hatte sie bereits erlebt, noch einmal wollte sie nicht in so etwas hineingeraten.
6
Weitere Tage vergingen, und Holly gelang es irgendwie, jegliche aufkeimenden Gefühle für Cameron sofort zu verdrängen. Um ihre Zeit ein bisschen auszufüllen, ging sie Loorea zur Hand. Obwohl diese immer wieder protestierte, half sie ihr beim Kochen und Backen, wusch die Wäsche und hängte sie auf oder kümmerte sich um den Gemüsegarten. Wenn Cameron zu Hause war und sich mit Noah beschäftigte, zog Holly sich häufig ins Arbeitszimmer zurück und durchstöberte das Internet nach einer Arbeit. Leider blieben ihre Bemühungen erfolglos, denn die wenigen Stellen, die infrage gekommen wären, setzten voraus, dass der Bewerber entweder ledig und lose oder aber verheiratet war. Für eine alleinerziehende Mutter mit einem Baby gab es nirgends einen Job.
Doch sie gab nicht auf, hoffte fest darauf, dass sie irgendwann etwas Passendes finden würde, wenn sie intensiv genug weitersuchte.
Als sie eines Vormittags auch wieder am Computer saß, kam Cameron herein.
»Hey«, grüßte er sie, »wie wäre es mit einem kleinen Rundflug? Das Wetter ist bestens und ich hatte dir ja versprochen, dir mehr von Roseley zu zeigen. Außerdem müssen wir ein paar Rinder für den Tierarzt zusammentreiben, ich dachte, das ist eine geeignete Gelegenheit.«
Holly zögerte. In den letzten Wochen war sie gut damit gefahren, ihm ein wenig aus dem Weg zu gehen. Jetzt mit ihm alleine unterwegs zu sein, war vielleicht keine gute Idee.
»Was ist mit Noah?«, fragte sie ausweichend.
»Loorea passt auf ihn auf«,
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