Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Outback

Outback

Titel: Outback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
gebrauchen. Ich schaff das hier nicht allein. Ich kann dir aber nicht so viel zahlen.“
    Er hätte es auch umsonst gemacht.

Shane

    Ein merkwürdiges, unangenehmes Gefühl hatte in dem Moment von ihm Besitz ergriffen, als er erfahren hatte, dass Betty Williams’ Bruder Moodroo der Aborigine war, den er öfter vor dem Pub stehen sah – und von dem er sich durchschaut fühlte.
    Am Ende des Ortes bog Paddy in die Straße, die zum Parkplatz führte. Zwei Kilometer weiter befand sich Moodroos Haus. Dort hatten Betty Williams und der Journalist in den zwei Wochen gewohnt, als sie in Coocooloora waren. Und dort hatte Moodroo seine Schwester tot in der Badewanne gefunden. Moodroo verschwendete offensichtlich weder Phantasie noch Arbeit an das von der Regierung gebaute Haus. Auf der Straße war ihnen kein Auto entgegengekommen. Es gab keine Nachbarn weit und breit. Das Erste, das Shane auffiel, war, dass Moodroos Haus von der Straße aus nicht sichtbar war. Zu viele Bäume und Büsche. Das Zweite war die Tatsache, dass man am Parkplatz – und damit am Fundort der Leiche vorbeifuhr, ehe man weiter in die Einfahrt zu Moodroos Haus einbog. Er wusste noch nicht, was er mit diesen Informationen anfangen sollte.
    Sie stiegen aus. Niemand schien da zu sein. Hin und wieder sang ein Vogel, krächzte eine Krähe. Im Vorgarten lagen leere Dosen auf dem trockenen Gras verstreut. Langsam ging Shane um das Haus herum, während Paddy am Auto stehen blieb. Vom Rasen war nicht mehr viel übrig. Moodroo gehörte ganz offensichtlich nicht zu den Menschen, die einen Rasenmäher vor sich herschieben oder Unkraut jäten. Shane stand auf der Rückseite des Hauses und bemerkte dort einen weiteren Eingang.
    „Moodroo, hallo!“
    Als niemand antwortete zog er die Fliegentür auf. Jedes Mal, wenn Shane ein Haus betrat, dessen Tür ihm nicht von innen geöffnet wurde, spürte er dieses unangenehme Gefühl, auf alles gefasst sein zu müssen. Auf Blut, Verwesungsgeruch, Tote, Halbtote, Verrückte, die mit einer Kanone hinter der Tür standen – doch hier schlug ihm nur abgestandener Essensgeruch entgegen.
    „Ist wohl ausgeflogen, der Vogel!“, hörte er Paddys Stimme. Er war von der Vorderseite hergekommen. Shane stand in der Küche und blickte geradewegs über die Theke hinweg ins angrenzende Wohnzimmer. Die Küche war voll von Geschirr, das offenbar nie weggeräumt wurde. Im Bericht über Bettys Selbstmord stand, dass sich die Küche in großer Unordnung befunden hatte. Shane zog die Fotos vom Tatort hervor, die er sich ausgedruckt hatte.
    Auch damals hatte sich in der Küche auf der Ablage schmutziges Geschirr getürmt. Eine Schüssel mit Hackfleisch , daneben ein Handtuch und in der Spüle eine Pfa nne mit angebrannten Rühreiern, geradeso als wäre es Betty beim Kochen eingefallen, sich umzubringen. Der Boden war mit blutigem Wasser aus dem Badzimmer bedeckt.
    „Sagen Sie, Paddy“, Shane zeigte auf die Fotos, „ist eigentlich niemandem aufgefallen, wie viele Rühreier Betty briet, bevor sie sich umbrachte?“
    Paddy zuckte die Schultern.
    „Würden Sie mit einem solchen Bärenhunger spontan zum Messer greifen und sich die Pulsadern aufschneiden?“
    Paddy wa rf einen kurzen Blick aufs Foto. „Wer will schon wissen, was in so einem Menschen vorgeht?“
    Der Abschiedsbrief hatte auf der Küchentheke gelegen. Links von der Küche befand sich das Badezimmer, abgetrennt durch eine dünnwandige Schiebetür. Shane schob sie auf. Auf dem grünlichen Linoleum-Boden lagen Kleidungsstücke, Schachtel n und Zeitschriften. In einigen der sonst grauen Fugen der Badewannenverkleidung erkannte er dunkle Stellen. Auf dem Foto sah man ein mittelgroßes Küchenmesser vor der Badewanne liegen, auf dem Boden stand ungefähr ein Zentimeter hoch das Wasser. Es hatte den Anschein, als hätte es Betty aus der rechten Hand fallen lassen, nachdem sie sich in die Badewanne und die Pulsadern aufgeschnitten hatte. Im Bericht stand, dass das Wasser noch immer gelaufen war, als Moodroo Betty gefunden hatte. Im Wohnzimmer hatte der Teppich das Wasser aufgesaugt. Seltsam, sich zum Sterben in eine Wanne zu legen und das Wasser einfach laufen zu lassen, dachte Shane.
    Er ging ins Wohnzimmer und ließ seinen Blick über den ze r fledderten Ohrensessel, die aufgeplatzten Polster der braunen Velourscouch und den fleckigen und abgetretenen Teppichboden gleiten.
    „War wohl umsonst. Ich weiß auch ehrlich nicht, was wir hier wollen.“ Paddy wischte sich den Schweiß aus dem

Weitere Kostenlose Bücher