Outback
wurde er von Lorraine Reynolds, einer Galeristin in Brisbane. Sie hat ihm einen Vorschuss für ein Buch gezahlt, und er ist damit abgehauen.“ Al musste h usten. „Shane“, fuhr er fort, „was hat er mit dem Toten zu tun?“
„Keine Ahnung, Al , vielleicht gar nichts. “
„Hör zu, ich schicke jemanden zu der Galeristin, und du siehst zu, was die Leute in Coocoo ... - Dingsda über Frank Copeland wissen.“
„Mach ich, Al.“
„Guter Junge“, sagte Al und legte auf.
Shane stand auf und goss sich Kaffee ein. Endlich schien sich eine Spur zu zeigen, doch sie konnte sich ebenso gut als Irrweg erweisen, das hatte er allzu oft schon erlebt. Dann kam endlich eine E-Mail . B etreff Frank Copeland . Shane ließ den Kaffee stehen und fing an zu lesen.
Frank Copeland, geboren am 4. April 1966, Journalist, geschieden, kam vor einem Jahr aus London nach Australien, wohnte in einer Pension „The Place“ in Brisbane. Er arbeitete als freier Journalist f ür Magazine und Tageszeitungen.
Seine Autoversicherung, eine Haftpflichtversicherung und seine Mobilfunkrechnung lässt er abbuchen. Das Kennzeichen seines Wagens, eines beig en Holden Kombi: VBY 749. Die letzte Abbuchung vom Kreditkartenkonto war auf den 8. August datiert, liegt also zwei Monate zurück. Die Rechnung kam von einer Tankstelle in St. George. Auf sein Konto gingen regelmäßige Überweisungen ein, die offenbar von einer Vermietung stammten. Über das Mobiltelefon wurde zuletzt im März eine Nummer in Brisbane angerufen. Von März bis September hat Frank Copeland also sein Telefon nicht benutzt.
Wenn er sich irgendwo an einem abgelegenen Ort im Busch aufhält, kann er damit auch nichts anfangen, dachte Shane. Alles in allem: Nicht gerade sehr persönliche Informationen.
Aber Shane hatte noch eine andere Quelle. Ted Stein, ein Londoner Ex-Polizist, den er vor acht Jahren bei einer Schulung in London kennen gelernt hatte. Inzwischen hatte er jedoch die Polizei verlassen und arbeitete als Privatdetektiv. Stein würde ihm gern einen Gefallen tun. Schließlich hatte Shane damals ihm zuliebe auf eine blonde Langbeinige verzichtet.
Ted Stein war glücklich gewesen und die Affäre dauerte immerhin ein halbes Jahr. Shane sprach ihm auf die Mobilbox. Ans Ende der E-Mail über Frank Copeland war ein Foto angehängt. Shane druckte es aus.
Es zeigte einen unauffälligen Mann, ca. ein Meter dreiundachtzig groß, schlank , durchschnittliches Gesicht, braunes, drahtiges Haar, das an den Schläfen ergraute. Selbst in den graublauen Augen konnte Shane nichts Besonders erkennen. Sie blickten in die Kamera und schienen doch nirgendwohin zu sehen. Allein der Mund drückte etwas Überlegenes aus.
Shane leitete das Foto weiter an die Kollegen in St. George mit der Bitte, an der Tankstelle, an der mit Copelands Kreditkarte gezahlt worden war, nachzuforschen, ob sich jemand an ihn erinnerte.
Eine Viertelstunde später rief der Kollege aus St. George zurück. Niemand an der Tankstelle erinnert e sich an Copeland. Allerdings musst e Shane zugeben, dass er selbst sich auch nicht an ihn hätte erinnern können. Nervös trommelte er mit den Fingern auf die Tischplatte. Er hasste es, ohne Kollegen arbeiten zu müssen, niemanden zu haben, mit dem er sich austauschen konnte.
Dann rief Dr. Eliza Lee an. „Hi, Detective.“ Ihr leicht spöttischer Unterton war nicht zu überhören.
„Um gleich zur Sache zu kommen“, fuhr sie fort, „Al Marlowe rief mich an, und wollte, dass ich ihm Krankenakten und eventuell vorhandene Röntgenaufnahmen eines gewissen Frank Copeland besorge. Haben Sie schon Hinweise, dass er der Tote sein könnte?“
„Nein, außer einem nicht mehr benutzten Mobiltelefon hab ich noch nichts. Ich hoffe, Sie bringen uns weiter.“ Eine kleine Pause entstand am anderen Ende der Leitung.
„Rauchen Sie gerade?“, fragte er. Sie lachte kurz auf.
„Kennen Sie etwa Gerichtsmediziner, die nicht rauchen?“
„Ich dachte, Sie könnten die erste sein.“
„Frank Copeland hatte vor drei Jahren eine Fraktur des linken Waden – und Schienbeins .“ Ihr Ton war umgeschlagen, sie klang jetzt äußerst sachlich. „ Die Röntgenbilder aus London sind unterwegs. Allerdings fehlt der endgültige Beweis. Der Kopf mit dem Gebiss. Vielleicht haben Sie ja Glück und Ihr Mann war auch in Australien beim Zahnarzt. Also, schaffen Sie den Kopf herbei!“
Shane holte Luft. Was bildete sie sich ein, so mit ihm zu reden? Schließ lich war er nicht ihr Unter gebener.
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