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Outback

Outback

Titel: Outback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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erwähnt?“
    Webster war errötet. „Paddy hat ihm abgeraten, hat ihm gesagt, Morgan hätte sich auch schon über ihn beschwert. Und wenn er Morgan anzeigen würde, würde auch Morgan Anzeige erstatten. Da ist Copeland gegangen.“
    Am liebsten wäre Shane gleich umgekehrt und hätte John Morgan auf den Zahn gefühlt. Warum musste er auch ausgerechnet jetzt nach Brisbane fliegen?

    In Brisbane nahm Shane ein Taxi in die Stadt, ließ das Seitenfe nster herunter und sog die von A bgasen und Gummigeruch geschwängerte Luft bis in die kleinsten Lungenbläschen. Genau das hatte er vermisst: Stadtlärm, Stadtgestank, Stau, rote Ampeln, Hochhäuser, Radfahrer, Jogger und Brücken mit Stahlträgern. Auf der dreispurigen Straße bremste sie ein Bus aus und der Taxifahrer knirschte mit den Zähnen. Geschäfte, Bars, Cafes glitten vorbei, und Shane empfand im Bauch ein warmes Kribbeln .

    Die Tür der Frameless Work Gallery stand offen. Propeller metallisch blitzender Ventilatoren ließen an die Wand geheftete Flugblätter und Broschüren flattern wie Blätter in einem aufkommenden Sturm.
    Shane betrat den großen Raum, an dessen hohen Backsteinmauern großformatige Bilder hingen. Bilder mit Punkten, Kreisen, Bögen und Linien, erdfarben, manchmal schreiend bunt.
    „Detective?“ Sie musste Mitte vierzig sein und lä chelte ihn aus grünen Augen an. Ihre Lippen, schmal und blass, blieben eher unbedeutend. Doch die beiden tiefen, sichelförmigen Falten neben den Mundwinkeln verhinderten, dass man sie unterschätzte. Sie trug einen teuren grauen Hosenanzug, hatte einen modernen Kurzhaarschnitt und vermittelte mit jeder Faser ihres Wesens sowie ihrer Garderobe, dass sie hundertprozentig zu unterscheiden wusste, welche Kunst ihr Geld wert war und welche nicht.
    „Lorraine.“ Sie reichte ihm die Hand, streckte dabei ihren Arm weit aus und hielt ihn auf Distanz.
    „Ist das alles Aborigine-Kunst?“, fragte er. Sie lächelte nachsichtig. Sie ist arrogant, dachte er, kein Zweifel.
    „Nein. Wir möchten von diesem Begriff wegkommen, mit dem man bald doch nur noch drittklassige Bilder in Touristenzentren meint.“ Sie strich sich mit einer grazilen Bewegung eine Strähne hinters Ohr .
    „Viele Aborigines haben zweifellos ein besonders Talent, mit Farben und Formen umzugehen.“ Sie ließ ihren Blick durch den hohen Raum schweifen, der etwas von einem Tempel hatte. Ein Ausdruck von Besitzerstolz war nicht zu übersehen. Eine Spur von Gönnerhaftigkeit auch nicht.
    „Nehmen wir zum Beispiel Emily Kame Kngwarreye, die alte Dame, die niemals in ihrem Leben ein Kunstmuseum betreten hat. Ihre Bilder können Sie problemlos neben andere moderne Bilder von akademisch gebildeten Künstlern stellen. “
    Ihre grünen Augen wurden ein wenig wässrig, stellte er fest, sie schien sich in höhere Sphären hinaufzuschwingen.
    „Aber das Problem ist der Markt. Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Wenn Bilder inflationär angeboten werden, sinkt der Preis. Clifford Possum zum Beisp iel verkauft seine Bilder, egal an wen, weil er immer Geld braucht. Weil er seine Leute unterstützt. Am Ende bleibt kaum noch etwas für ihn. Dann muss er schleunigst das nächste Bild malen. “
    Lorraine seufzte, sie schien die Last des gesamten Kunstmarkts auf ihren Schultern zu tragen. „Gute Bilder werden kopiert und kopiert und auf T-Shirts gedruckt. Schicken Sie ein Foto eines Bildes nach China, und Sie bekommen zig Kopien für ein paar Dollars.“ Resigniert fügte sie hinzu: „Man hat zu viel e Aborigenes ermutigt , zu malen, um Geld zu verdienen.“
    „Ist es denn so verwerflich für Geld zu malen?“
    Sie lachte gekünstelt. „Natürlich nicht, wenn die Qualität stimmt.“ Es war Zeit, sie auf den Boden zurückzubringen.
    „ Was wissen Sie über Frank Copeland ?“

Moodroo

    Er stopfte sich Pitjuri in den Mund, kaute und blickte durch den Bogen des Höhleneingangs hinaus auf das Land. Die Sonne würde bald untergehen. Auch hier hatte er Angst vor der Nacht. Aber vielleicht würden die Ahnen ihm beistehen.
    Weil er schon lange nicht mehr dagewesen war, musste er sich den Mimis wieder bekannt machen, den langen, dünnen menschenähnlichen Gestalten. Geister, die sich selbst an die Wand gemalt hatten. Vor langer, langer Zeit. Niemals hatte er gesehen, wie sie sich nachts aus der Felswand lösten und tanzten oder jagten. Sie jagten nur bei ganz ruhigem Wetter. Wenn es nicht regnete und kein Wind wehte. Denn der Wind würde ihre zarten Knochen

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