Outback
Dame in ihren beringten Fingern hielt, und las: 16.000 Dollar, 35.000 Dollar, 28.000 Dollar . Er erhaschte einen Blick auf Lorraine, die ein apfelgrünes seidiges Nichts trug und mit einem weißhaarigen Herrn in ihrem Büro verschwand. Er erspähte Tracy in einem engen roten Kleid, kämpfte sich zu ihr durch, machte sich mit einem „Hi, Tracy“, bemerkbar, konnte aber nur noch ihren Hinterkopf sehen.
„Hallo, Vincent!“ Ei n übergewichtiger Herr im Halbär m el hemd streckte ihm die Hand entgegen. Shane schüttelte den Kopf.
„Ich bin nicht Vincent.“
„Wirklich nicht? Vielleicht sein Bruder?“
„Nein, tut mir leid .“
„Trotzdem – finden Sie nicht auch, dass die Zeit der D ot-Paintings vorüber ist? Letzten Monat zum Beispiel war ich in Alice. Herrgott, ich w ar vor zehn Jahren zum letzten M al da. Aber heute? Da sehen Sie so viel Aborigine- Kunst, dass Ihnen davon schwindlig wird!“
„Das gibt’s nicht, Herb, das ist ja Vincent!“, zwitscherte eine blondierte Siebzigjährige aufgeregt.
„Annie, er sagt, er sei nicht Vincent.“
„Hast du ihn denn gefragt, ob er ein Bruder von ihm ist“, plapperte Annie weiter, und Shane beeilte sich, in der Menge zu verschwinden. Und dann erblickte er sie auf der anderen Seite des Raumes auf einer schmalen Empore.
Ihr schwarzes, seidiges Haar trug sie offen. Eliza Lee hielt ein Glas in der Hand und unterhielt sich mit Tracy. In wenigen Sekunden hatte er sich zu ihr durchgedrängt.
„Sie wollen sich doch nicht etwa dieses Monstrum in die Wohnung hängen!“, sagte Shane und zeigte auf ein großes, wuchtiges Bild. Sie lachte und schüttelte ihr Haar.
„Warum nicht?“ Da war er wieder, ihr spöttischer Ton. „Ich gebe zu, ich habe Sie unterschätzt. Ich dachte, Sie interessieren sich eher für Rugby als für Kunst ,“
„Und ich dachte, S ie würden jede Nacht damit verbringen, Leichen zu sezieren“, konterte Shane. Eliza lächelte dünn.
„Das ist Tracy“, erklärte sie dann.
„Wir haben uns schon kennen gelernt“, erwiderte Tracy, „entschuldigt mich.“ Sie stieg die Empore hinunter und tauchte in der Menge unter.
„Was tun Sie eigentlich hier?“, fragte er. Sie zögerte und sagte dann:
„Sagen wir, ich pflege alte Bekanntschaften.“
„Verstehe.“
„Nein, sicher nicht.“ Sie würde plötzlich ernst, ihre schwarzen Augen drangen in seine. „Lassen Sie uns gehen.“
„Jetzt?“ Er sah sich um. „Ich wollte Lorraine noch etwas fragen.“
„Rufen Sie sie morgen an“, sagte sie und streifte wie zufällig seinen Arm.
„Nein, warten Sie, ich bin gleich wieder da.“ Shane dräng t e sich zu Lorrains Büro vor. Die Tür stand offen. Lorraine sprach mit einem jüngeren Paar. Als sie ihn bemerkte, sah sie auf und ging auf ihn zu.
„Mrs. Reynolds, ich muss wirklich alles wissen, was Sie wissen. Hatten Frank oder Betty irgendeine Ahnung, oder haben sie eine Andeutung gemacht, wer Bettys Vater ist?“
„Nein.“ Ihr Ton war kühl. Dann aber blickte sie erstaunt an ihm vorbei. „Was hast du damit zu tun?“
Shane drehte sich um. Hinter ihm stand Eliza.
„Warum sagst du es ihm nicht?“, sagte Eliza. Shane sah von Eliza zu Lorraine und wieder zu Eliza zurück, die Lorraine nicht aus den Augen ließ.
„Es ist lächerlich.“ Lorraine schüttelte den Kopf. „Und jetzt entschuldigt mich.“ Sie ließ Shane mit Eliza stehen und kehrte zu dem Paar zurück.
„Was sollte mir Lorraine sagen ?“, fragte Shane.
Eliza antwortete nicht sondern wandte sich zum Gehen. Shane folgte ihr hinaus in die Nacht . Shane hielt ein Taxi an und rutschte neben sie auf den Ledersitz.
„Und jetzt?“
„Was halten Sie von einem Drink?“ , fragte sie.
In der Bar war es schummrig, die südamerikanische Musik ließ nur eine Unterhaltung in nächster Nähe zu. Shane war schon lange nicht mehr hier gewesen. An der Bar fragte er sie: „Wie kamen Sie darauf, Gerichtsmedizinerin zu werden?“
„Für die Ge schichte reicht der Abend nicht “ , sagte sie knapp.
„Ich wollte S ie nicht ausfragen, was trinken Sie?“
„Whisky auf E is.“ Shane bestellte die Drinks und Eliza lehnte sich an die lange Bar und sagte beiläufig: „Sie sind sicher geschieden.“ Shane sah sie überrascht an. „Wie kommen Sie darauf?“
„Würden Sie sonst mit mir hier stehen?“
„Vielleicht ...“
„So schätze ich Sie nicht ein.“
„Sie kennen mich nicht.“
Sie sah sich um und strich sich langsam eine Strähne ihres langen Haares zurück. „Was
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