Outback
einem „Hoh, hoh“ scheuchte Morgan ein Rind auf den engen Gang zu und schlug das Tor hinter ihm zu. Er schob seinen Hut in den Nacken und kam zu Shane. „Doch. Schließlich habe ich sie aufgezogen. Sie sind ein bisschen wie meine Kinder.“ Er lachte. „Aber ich muss auch von etwas leben, oder?“
„Indem Sie Ihre Kinder umbringen?“
Morgan stemmte die kräftigen, behaarten Arme in die Hüften und baute sich breitbeinig vor Shane auf. „Was wollen Sie, Detective?“
„Wieso sind Sie mit Frank Copeland aneinander geraten?“
„He, schieben Sie mir da gerade etwas in die Schuhe?“
„Ich sammle nur Fakten.“
John Morgan schob seinen Hut aus der Stirn und sagte dann: „Wissen sie, hier im Busch überlebt man nur, weil Gastfreundschaft groß geschrieben wird. Ich habe Sie zum Barbecue eingeladen, und ich halte mein Wort. Fahren Sie voraus. Ich komme nach, wenn ich hier fertig bin.“ Er drehte sich um und ließ Shane einfach stehen. Und Shane erinnerte sich, wie ihm als Kind sein Vater eine Ohrfeige gegeben hatte, weil er dessen Vorgesetzen nicht Guten Tag gesagt hatte.
„Sehen Sie den Himmel! Wir bekommen einen schönen Sonnenuntergang!“, meinte Webster, bevor sie ins Auto stiegen. Shane bemerkte erst jetzt die rosarot leuchtenden Wolken über dem weiten Land. Dort, wo die Sonne unterging, glühte die Wolke hellorange.
„Bis jetzt hat es doch noch keinen Regen gegeben“, bemerkte Webster, als er den Motor anließ. „Aber das kann sich auch ganz schnell ändern.“
Der Weg zum Haus führte an einer leeren Wellblechhalle vorbei, ein weiterer Schuppen wurde als Garage und Werkstatt benutzt. Drei rostige Autowracks standen davor. Zwei Pferde grasten am Windrad.
Webster steuerte den Wagen vor das Haus. Als Shane ausstieg, fiel ihm die Stille auf. Nur Zikaden zirpten und hin und wieder krächzte ein Vogel.
Die offenen Fenster, aus denen das Licht in die Dämmerung drang, wirkten einladend und sahen aus wie Lampions, aufgehängt in den Zweigen der Bottle T rees. Vor Shane erhob sich ein weitläufiges original Queensland-Haus.
Sie nahmen die Holzstufen zur breiten Veranda und standen vor einer Glastür, hinter der sich ein großräumiges Wohnzimmer mit dunklen, schweren Möbeln erstreckte. Was er von Helen Morgan sehen konnte, war ihr blonder Pferdeschwanz. Sie war halb von der geöffneten Kühlschranktür und der modernen Küchentheke verdeckt. Für einen Moment stellte er sich vor, er käme jetzt nicht, um einen Fall aufzuklären.
„Hi, Ihr Mann hat uns zum Barbecue eingeladen.“
Die Kühlschranktür fiel zu und gab den Blick frei auf Shorts und gebräunte muskulöse Beine, ein ärmelloses Shirt und schlanke Arme.
„Shane, nicht wahr?“ Auf ihrem gleichmäßig gebräunten Gesicht lag ein feiner Film aus Schweiß. Webster errötete, als sie ihm die Hand gab. „Nehmen Sie einen Drink? Rum und Coke?“
„Ja, warum nicht?“, sagte Shane, „Webster, Sie fahren ja.“ Ein Drink würde die Atmosphäre auflockern. Das Glas war kalt und das Kondenswasser befeuchtete seine Hände. Leise erklang klassische Musik. „Ist es nicht zu einsam hier?“, fragte Shane.
Sie lachte, wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn.
„So einsam, wie sie denken, ist es hier gar nicht. Wir haben sicher öfter Gäste als Sie.“ Sie goss Essig und Öl in eine Salatschüssel. „Ich glaube, Sie kennen den Busch nicht.“
Ihm fielen seine einsamen Abende mit Bier und Tiefkühllasagne vor dem Fernseher ein. „Ja, da haben Sie wahrscheinlich Recht.“
Die Tür flog auf. John und einer der Männer fielen ein. Obwohl nur in Strümpfen stampften sie wie die Bullen auf der Koppel.
„Na, Shane, hat meine Frau Sie gut versorgt?“ Johns Stimme war noch genauso laut und rau, wie draußen bei den Rindern. „Und der junge Kollege? Helen, hast du unserem Polizisten nichts angeboten?“
„Ich bin im Dienst!“, sagte Webster rasch und errötete wieder.
„Wir nehmen schnell eine Dusche.“ John und der Mann stampften über den Dielenboden ins Innere des Hauses und hinterließen eine Wolke von Männer- und Rinderschweiß, die der Ventilator zerhäckselte.
„Sind Sie sicher, dass Sie nichts trinken wollen?“, wandte Helen sich an Webster. Der sah fragend zu Shane und bat dann um ein Bier. Helen reichte ihm eine Flasche Carlton Midstrength in einem Bierkühler.
„Und Sie?“, fragte Shane.
„Später, einer muss doch noch einen klaren Kopf bewahren!“ Sie lachte und warf Salatblätter in eine Schüssel. Er
Weitere Kostenlose Bücher