Outback
Auto zurückgekommen ist. Vielleicht hat sie ja auch einer mit ihrem eigenen Auto nach Hause gefahren.“ Er lachte und kratzte seinen Unterarm.
„Die finden in jedem verdammten Stein noch was Heiliges!“, fiel John ein. „Wenn die es auf was abgesehen haben, kriegen die es. Und ihr aus der Stadt steht auch noch auf deren Seite. Möchte mal wissen, wie blöd ihr schauen würdet, wenn so ein Blackfellow behauptete, in eurem Vorgarten wäre irgend so ein verdammter Ahne in die ewigen Jagdgründe eingegangen und deshalb dürften sie jetzt in euren Vorgarten, wann immer sie wollen!“
„Erzähl doch mal von Höhle“, warf Helen ein und nippte an ihrem Wein. „Ach, da gibt’s doch nichts zu erzählen!“ John war plötzlich mürrisch.
„Hier gibt es eine Höhle?“, fragte Webster neugierig und nahm einen Schluck Bier . Seine Augen glä nzten und seine Wangen glühten, stellte Shane fest.
„Nein, hier gibt es keine Höhle. Helen hat etwas verwechselt.“ John klatschte in die Hände. „Und noch `ne Runde Rum! Shane, Ihr Glas! Fühlen Sie sich wie Z uhause. Keine höfliche Zurückhaltung! Wir erzählen es auch nicht weiter.“
„Und diese ganze verdammte Diskus sion über die „Stolen Children.“ John war jetzt lauter geworden. „D ie sollen uns mal lieber dankbar sein. Was wäre denn sonst aus diesen Idioten geworden? Heute sind sie Anwälte, Journalisten und was weiß ich noch alles. Wir haben sie aus dem Dreck geholt, ihnen ein anständiges Leben ermöglicht. Ich versteh das alles nicht. Vor allem nicht, dass so viele verdammte Weiße auf deren Seite stehen! Jeder verdammte Journalist, der sich wichtig machen will, schreibt über die armen Aborigines in den verdammten Kinderheimen!“
„Und wisst ihr, was bei der letzten Gemeindeversammlung passiert ist?“ Warren wurde ebenfalls lauter. „Steht doch so `ne Lady aus Charleville auf und sagt zu den paar Blackfellows, die da sind: „wir danken Ihnen, dass wir auf Ihrem Land sein dürfen!“, ja, stellt euch das mal vor! Jetzt müssen wir uns auch n och bei denen für jeden Scheiß bedanken!“
„Ich frag mich, wer hat mehr Verbindung zum Land?“, sagte John, „die, die sowieso nur drüber geschlendert sind und die Tiere, die da gelebt haben, gejagt und die Pflanzen, die da gewachsen sind, ausgerissen haben und weitergezogen sind – oder wir, die wir seit hundertfünfzig oder noch mehr Jahren dieses Land bewirtschaften, in diesem Haus leben und hier bleiben, auch wenn das Land überflutet ist, die Tiere und Pflanzen ersaufen oder die Dürre unseren Rindern das Gras wegbrennt? Wir bleiben hier, halten durch, auch wenn unsere Rinder und Schafe krepieren und uns die verdammte Regierung auch noch verbieten will, Bäume zu fällen und Wasser abzuleiten! Tja, Shane, so ist das hier!“, schimpfte John und schob den Teller von sich. „Und dann kommt so ein verdammter Journalist von der Küste daher und schreibt Storys, die den Leuten auf die Tränendrüse drücken. Was glauben Sie, wir denken nicht allein so. Mein Bruder hat bei seinen Versammlungen immer volles Haus!“
„Ihr Bruder?“
„Donald Morgan, Spitzenkandidat für die Whole Nation Party in Queensland“, erklärte Helen knapp und stand auf, schichtete die Teller aufeinander und trug sie in die Küche.
„Hat’s euch geschmeckt?“, fragte John mit glasigem Blick.
„Ja.“ Shane fühlte sich unwohl. Dieser Mann würde niemals zugeben, dass sein Vater eine Aborigine vergewaltigt hatte. Er musste ihn anders kriegen.
„Dieser Journalist“, begann John wieder und lehnte sich zurück, „hat übrigens behauptet, mein Vater hätte eine Aborigine vergewaltigt.“ Ganz schön clever, dachte Shane. John ging zum Angriff über anstatt zu warten bis man ihn in die Enge getrieben hatte.
„Und? Ist es nur ein Gerücht?“ Shane konnte dieses Spiel auch spielen. Er lehnte sich ebenfalls zurück. John zündete sich eine Zigarette an und ließ sich mit der Antwort Zeit.
„Totaler Bullshit.“
„Und warum wollten Sie ihn dann anzeigen?“, fragte Shane. John wirkte für einen Moment überrascht. Dann sagte er:
„Wenn einer daher kommt, mich fertig machen will und meine Familie in den Schmutz zieht, dann garantiere ich für nichts.“
„Sie würden ihn auch umbringen?“, mischte sich Webster mutig ein. Shane und John drehten sich zu ihm und Webster lächelte rasch.
„Für ein Greenhorn nehmen sie sich ganz schön viel raus.“ John hatte seine Fassung wieder erlangt und stand
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