Outback
Allererstes müssen wir Klarheit über die Identität des T oten bekommen“, sagte Marlowe. Shane hörte nicht mehr zu. Er musste herausfinden, wer Bettys Vater war. Der kö nnte ein Motiv haben. Und dann war da noch Bettys Selbstmord. Warum hatte sie sich umgebracht? Und was hatte es dann mit dem Abschiedsbrief und dem Gerücht auf sich, dass Copeland eine andere Frau gehabt hatte? Shane wollte so schnell wie möglich nach Coocooloora zurück.
Andy
Im Lagerraum herrschte das reinste Chaos. Andy stapelte Kartons, Kisten, Flaschen und andere Behältnisse. Er schwitzte und war glückli ch .
„Ich hätte das schon viel früher machen sollen, aber manchmal wird mir alles zu viel.“
Jo setzte sich auf eine Kiste. Andy hockte sich neben sie. Er hätte jetzt gern die Hand ausgestreckt und ihren Nacken berührt.
„Hast du eine Zigarette?“, fragte sie. Ihre Augen wirkten ausgebrannt. Andy zog aus der Brusttasche seines Hemdes ein Päckchen, schnippte zwei Zigaretten hervor und bot ihr eine an. Als e r ihr Feuer gab und ihr Mund ihm so nah kam, bekam er feuchte Hände.
„Wenn Peter wüsste, dass wir hier drin rauchen!“ Sie lachte und inhalierte tief, dann wurde sie ernst. „Man hat hier das Gefühl, dass hier Endstation ist. Die Welt ist so weit weg.“ Sie schnippte die Asche auf den Boden.
„Nur einen Autotag bis zum Meer“, sagte Andy, doch sie sprach einfach weiter.
„Man fühlt sich hier, als käme man nie wieder weg. Seitdem Peter den Unfall hatte, kommen wir sowieso nicht mehr weg.“ Sie drehte sich zu ihm, suchte etwas in seinem Gesicht. „ Das war’s . Endstation! “
Er wusste im ersten Moment nicht, w as sie mit Endstation meinte. „Wie ist es passiert?“, fragte er. Er hätte gern ihr Haar berührt. Es sah so blond und weich aus.
„Autounfall.“
Andy murmelte: „Es tut mir leid .“
Sie hörte ihn offenbar nicht und sagte: „Ich darf ihn nie verlassen!“ Sie warf die Zigarette auf den Boden , trat sie aus und ging zurück in den Laden.
Sie schaukelten in den knarrenden Stühlen auf der Veranda und tranken Bier. Schwarze Regenwolken hingen am Himmel.
„Mann, dein Alter muss ja `en echter Loser sein! Brady schüttelte den Kopf. „Gräbt sein halbes Leben und hat nur Pech.“
„Er hat mal ´ n opalisiertes Saurierskelett gefunden“, sagte Andy und merkte, wie er seinen Vater in Schutz nahm.
„Was für’n Ding?“, wollte Mike wissen.
„Ein Saurierskelett!“ Brady stieß seinen Bruder in die Seite.
„Fünfzigtausend Dollar hat ihm jemand dafür geboten!“ Andy sah das bunt schillernde Skelett vor sich, das sein Vater nicht verkaufen wollte.
„Fünfzig Riesen für’n Haufen Knochen ?“ Brady rülpste. „Für fünfzig Riesen hätte man ein en geilen Schlitten gekriegt!“ Er öffnete eine neue Flasche Bier. „Und, was hat er mit der Kohle gemacht?“
Eines Tages hatte es jemand aus dem Wohnwagen geklaut, aber er wollte nicht, dass sie seinen Vater in Stücke rissen. Andy zuckte die Schultern.
„Dein Vater ist ein elender Loser! Kein Wunder, dass deine Mutter ihn sitzen gelassen hat! He, Mike, bring noch `n Bier mit!“
Andy dac hte, dass er selbst auch ein Lo ser sein könnte. Bis jetzt hatte er es zu nichts gebracht. Mike schleppte ein neues Sixpack an und knallte es auf den Boden.
„ He, Andy, was hältst du davon, wenn du auch mal ein bisschen Stoff mitbringst? Du sitzt doch jetzt an der Quelle“, meinte Brady.
„Ja, du bist doch den ganzen Tag in diesem Schuppen!“, stimmte Mike seinem Bruder zu.
„Ich kann d och nicht meine Chefin beklauen! Das machst du doch auch nicht, Brady!“ Der lachte.
„Ich hab ja auch nicht so ´ne geile Chefin, die ist doch scharf auf dich, oder? Fickst du sie? Hä, du fickst sie, hab ich Recht?“
„Quatsch!“, wehrte Andy ab , das Gespräch wurde ihm unangenehm. Brady stieß Mike a n.
„Schau dir den Typen an . Lügt doch wie gedruckt! Uns wär sie ein bisschen zu alt, was Mike?“
„Ja, ja, zu alt!“, lallte Mike. Brady warf die leere Flasche über die Schulter. Glas zersplitterte. Mike johlte.
„He, Andy“, machte Brady weiter, „ erzähl doch mal, wie ist sie denn so?“
„Lass das. Ich frag dich ja auch nicht über Nicole aus.“
Brady erwiderte scharf: „Lass Nicole aus dem Spiel!“ Er lachte dann aber doch und legte den Arm um Andy. Andy roch seinen süßsauren Schweiß.
„Na, komm schon, erzähl doch mal was! Wir sind doch deine Freunde. He, Mike, unser Freund ist noch Jungfrau,
Weitere Kostenlose Bücher