Outback
plötzlich auf. „Ich muss ins Bett – hab morgen wieder einen anstrengenden Tag.“ Er gab Helen einen Kuss auf die Wange und stapfte in den Flur, der in die hinteren Zimmer führte.
Als Shane hinter Webster durch den Garten zum Wagen ging, bemerkte er, dass es leicht zu regnen angefangen hatte. Am Himmel waren die Sterne hinter Wolken verschwunden und der Mond ließ sich nur hinter einem hellgrauen Fleck erahnen.
„Haben Sie eine Ahnung, was die hier vor mir verbergen?“, fragte Shane.
Webster stolperte und konnte sich gerade noch am Auto festhalten.
„Keine Ahnung. Aber vielleicht ist ja auch alles ganz anders als wir denken.“
Shane sah ihn nur an und fragte sich, was in Webster wohl wirklich vorging.
Andy
Andy schüttete das eiskalte Bier hinunter und hielt sich am abgegriffenen Thekenrand fest. Ja, so musste Bier schmecken! Er hatte nun schon lange kein warmes Bier trinken müssen wie im Camp. Und keine Geschichten über Opalgräber hören müssen.
„Kate, schick noch ´n Bier rüber!“, rief jemand. Als sich Andy umdrehte, sah er den Typen mit dem Muskelshirt und grinste. Mit seinen neuen Freunden traute sich keiner mehr an ihn ran. Er lächelte die Frau hinter der Bar an.
„Noch ein Bier?“, fragte sie. Er hatte plötzlich das Gefühl, zu den Gewinnern zu gehören, nickte und schob ihr das leere Glas hin. Brady kam vom Klo.
„He, kommt! Hauen wir ab, fahren wir rum!“ Andy nahm das volle Glas und trank es in einem Zug leer.
„Wir fahren noch zum Videoshop und holen Nicole ab!“, entschied Brady.
„Bevor die ganze Scheiß-Welt in Flammen aufgeht, will ich noch n bisschen Spaß!“, rief Brady. „Schei ß dir nicht in die Hosen und gib mal Gas!“
Andy sah im Rückspiegel, wie Brady mit Nicole im Arm auf der Rückbank saß und trat das Gaspedal runter. Der Kadett schoss davon. Heavy Metal röhrte aus den Boxen. Ihnen gehörte die Welt. Andy trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
„Wowowowowoooooo!“, schrie Mike und hängte sich bis zur Hüfte aus dem Seitenfester.
Sie flogen durch die Nacht. Andy drehte die Musik lauter. Immer geradeaus auf einer Straße, die er nicht mehr sah, nur noch geradeaus in die schwarze Unendlichkeit.
Zuerst waren es glühende Punkte, dann brennende Kreise, zuletzt riss es seinen Körper nach links, dann prallte etwas gegen ihn und dann gab es nur noch Stille.
Mikes Kichern war das erste, was er wieder hörte. Und dann die Regentropfen, die auf das Autodach trommelten. Er schlug die Augen auf. Im Rückspiegel starrten ihn Brady und Nicole an. Andy konnte gerade noch die Tür aufdrücken, um zu kotzen.
„Du hättest uns alle umbringen können!“, brach Brady das Schweigen.
„Ihr seid ja total durchgeknallt!“, schrie Nicole, befreite sich aus Bradys Umarmung und riss die Tür auf. „Mit euch Idioten fahr ich keinen Meter mehr!“
Mike kicherte wieder. „Weiber!“
„Fahr los!“, befahl Brady, lehnte sich zurück und schloss die Augen.
„Was?! Ohne sie?“, fragte Andy.
„Los, fahr schon!“, wiederholte Brady. „Du hast es doch gehört. Sie will mit uns keinen Meter mehr fahren!“
Andy zögerte.
„Jetzt mach schon, ich will nach Hause! Wir haben kein Bier mehr!“, brüllte Brady. Andy startete den Motor.
„Komm schon, steig ’ ein“, sagte er und Nicole gehorchte. Sie kauerte sich auf die Rückbank so weit weg wie möglich von Brady. Andy gab Gas aber die Räder drehten durch.
„Scheiße! Ihr müsst aussteigen und schieben!“, meinte Andy, als er plötzlich im Rückspiegel ein Paar Scheinwerfer bemerkte.
Shane
Der Kegel der Scheinwerfer traf auf etwas, das aus ihrer Entfernung wie ein Autowrack im Graben aussah. Webster trat auf die Bremse. Shane stöhnte.
„Steigen Sie aus, Webster. So was ist Ihr Job.“
Webster parkte den Wagen hinter dem anderen, nahm seine Mütze vom Rücksitz und stieg aus. Shane konnte vier junge Leute erkennen, darunter eine Frau. Sicher hatten sie getrunken.
„Ist alles klar?“, hörte er Webster fragen.
„Ja, ja. Alles in Ordnung, Officer“, antwortete der auf dem Rücksitz.
Webster ging ein wenig in die Knie, um in den Wagen hineinzuschauen und sagte: „Den Führerschein.“
Einen Moment regte sich nichts. Shane ertappte sich dabei, wie er auf den Rücksitz griff und unter seinem Jackett nach dem Halfter mit der 38er Smith & Wesson tastete. Noch immer bewegte sich niemand.
„ Den Führerschein“, wiederholte Webster. Shane hatte die Waffe in der Hand. Auf einmal hatte er
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