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Outback

Outback

Titel: Outback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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hier nicht langweilig. Aber dir? Wenn du dann zwei Tage keinen Fisch an die Angel kriegst, fühlst du dich doch auch wie ein Versager!“ Er nahm sich ein Bier. „Ich kenn dich doch. Wenn der Sturm dein Haus verwüstet“, redete er weiter, „fühlst du dich wie ein Versager, weil du glaubst, es nicht stabil gebaut zu haben. Wenn du keinen Fisch fängst, glaubst du, du bist ein schlechter Angler. Wenn dir eine Frau davonläuft, denkst du, du bist ein Arschloch. Aber so ist das Leben nun mal. Erst wenn du das hinter dir hast, deinen Stolz, dein Gekränktsein, wenn du das Leben richtig spürst, dann kannst du hier draußen leben. Geh also verdammt noch mal zurück und erledige deinen Job. Bring die Sache zu Ende!“
    Shane sah seinen Vater an.
    „Seit wann bist du so philosophisch?“
    „Ich hab aufgegeben zu kämpfen, hab mich dem verfluchten Leben überlassen. Und ich muss damit rechnen, dass ich bald einen Abgang mache.“
    „Ach, Dad, du doch nicht.“
    „Hör auf, dir und mir was vorzumachen. Ich bin schon drei Monate über dem Durchschnittsalter. Und ich war in allem nur durchschnittlich.“ Sein Vater spießte ein Stück Fleisch auf, das er schon eine Weile auf seinem Teller hatte. „Pamela hat mir erzählt, du kümmerst dich nicht um sie“, fuhr er mit vollem Mund fort.
    „Pam? Hast du Kontakt zu ihr?“
    „Sie kommt in den Ferien hierher. Hab gedacht, Kim hätte dir das gesagt.“
    „Nein. Aber was will Pam bei dir?“
    „Ha, du denkst, so ein alter Mann wie ich ist sterbenslangweilig, was?“ Er sah aufs Meer hinaus. „Sie hat letztes Mal `n verdammt großen Barramundi gefangen. War sogar in der Zeitung. Warte mal, ich hab ’ s ausgeschnitten.“ Er stand auf und ging ins Haus. Shane trank die Flasche aus.
    „Hier.“ Sein Vater hielt ihm einen Zeitungsausschnitt unter die Nase.
    „Ich könnte sie ja mal anrufen. Ich hab ja jetzt Urlaub.“
    „Klingt schon besser“, meinte sein Vater.

    Am nächsten Morgen machten sie sich auf den Weg zu dem Hotel, in dem Shanes Vater seine Post abholte. Bevor Shane Pamela anrief, wählte er Al Marlowes Nummer.
    „Endlich, Shane!“ Al schrie fast. „Wo zum Teufel hast du dich rumgetrieben?“
    „Ich sollte doch Urlaub machen. Was gibt’s denn so Aufregendes?“
    „Eine ganze Menge: Erstens sollst du so schnell wie möglich wieder nach Coocoo ...“
    „... loora ...“
    „sag ich doch, der Commissioner entschuldigt sich bei dir und ... warte mal ... ich stell dich jetzt zur Ballistik rüber.“
    „Was ist verdammt noch mal passiert?“, fragte Shane, doch Al hatte schon durchgestellt.
    „Shane“, sagte der Spezialist, „pass auf: Das Kaliber, das du mir so nett verpackt im Marmeladenglas geschickt hast, ist ein 5,65 Millimeter Stahlvollmantelgeschoss. Ist deshalb auch nicht geschmolzen. Stammt aus einer Walther PPK, Kaliber fünf sechs fünf. Sehr kleine Waffe. Wurde vor dem Zweiten Weltkrieg gebaut bis neunzehnhundertdreiundachtzig. Ich kenne ein paar Cops, die sie sich als Sicherheitswaffe in den Strumpf oder Stiefel stecken.“
    „Danke.“
    Er wollte schon auflegen.
    „Halt, halt, das Beste kommt erst noch. Das ist wie beim Sex.“ Er lachte, und Shane wurde ungeduldig. Und dann erklärte der Ballistiker, dass ihm aus Coocooloora ein weiteres Projektil geschickt worden war, das die Spurensicherung in der Holztäfelung eines Hauses gefunden hatte und das von einem Einbruch stammte. Shane wusste sofort, dass es sich um den Einbruch bei den Smiths handelte. „Und dieses Projektil aus der Holztäfelung kommt aus derselben Waffe, mit der Betty Williams erschossen wurde.“
    Nachdem ein Amokschütze in Tasmanien ein Blutbad angerichtet hatte, hatte die Regierung im Jahre neunzehnhundertsechsundneunzig ein neues Waffengesetz verabschiedet, das den Besitz automatischer Waffen und Handfeuerwaffen verbot. Sie mussten abgegeben werden. Alle anderen Waffen wie Schrotflinten und Gewehre mussten registriert werden. Weder in Charleville noch in den angrenzenden Polizeidistrikten war auf jemanden eine Walther PPK Kaliber fünf sechs fünf zugelassen. Die Waffe, die der oder die Einbrecher und der Mörder Bettys benutzt hatten, war entweder irgendwo anders im Land zugelassen, oder sie war nicht registriert. Nun konnte er endlich nach einer Tatwaffe suchen. Wenn er die hatte, dann hatte er mit Sicherheit auch Bettys Mörder.

    Er nahm den nächsten Flieger von Hervey Bay. Der Commissioner hatte ihn tatsächlich persönlich um Entschuldigung gebeten, ihm aber

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