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Outback

Outback

Titel: Outback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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abgeschliffene Sand aus dem Gebirge der Great Dividing Ranch auf dem Festland wird in Flüssen zur Küste geschwemmt, und der unablässige Südostwind weht den Sand weiter, bis ihn Felsen aufhalten und er zur Sanddüne wird.
    Als sein Vater ihn am Ufer im schrottreifen Jeep erwartete, war Shane erleichtert, weil er keine Fragen stellte. Mit seinen dreiundsiebzig Jahren war er noch drahtiger als früher – als er noch für die Mordkommission gearbeitet hatte - geworden, und seine Haut sah aus, wie gebrochenes Leder. Nach einer halben Stunde Fahrt zur Ostseite der Insel, durch Wald und an klaren Seen vorbei, erreichten s ie die Bucht mit dem windschiefen Strandhaus. Vor zwanzig Jahren war es aus billigen Holzteilen zusammengezimmert worden, aber dank regelmäßiger Reparaturen hielt es immer noch jedem Sturm stand.
    Es dämmerte, und sie machten ein Feuer im Sand. Sie setzten sich auf die alten Klappstühle, blickten ins Feuer und zu den Sternen hinauf, tranken Bier und brieten Steaks.
    „Du hast dich austricksen lassen“, sagte sein Vater irgendwann, mit einem Bier in der Hand. „Du warst nicht clever genug.“
    Das war sein typischer Satz. Den hatte er auch früher schon gesagt, wenn Shane in der Schule verdroschen worden war. Und so hatte Shane gelernt, zuerst zuzuschlagen.
    „Das kam von oben“, erwiderte Shane.
    „Nun mach nicht gleich `ne Weltverschwörung draus!“, brummte sein Vater.
    Shane brauste auf: „Da draußen läuft ein Verrückter rum, der Frauen abschlachtet, und in Coocooloora haben sie mindestens einen Mord unter den Teppich gekehrt. Und mich schicken sie in den Urlaub.“
    Sein Vater macht eine abwiegelnde Handbewegung.
    „Du nimmst dich zu wichtig, Junge. Sie h dir den Pazifik an. Und dann dreh dich um und sieh aufs Land. Und? Dagegen sind wir doch klein wie Fliegendreck.“
    „Dir ist wohl alles egal, seitdem du auf Fraser wohnst.“ Shane öffnete das nächste Bier. Zwischen seinen Zehen fühlte er den noch warmen Sand, und vor ihm rauschte das Meer. „Zwischen Egal-sein und Nicht-so-wichtig-Nehmen besteht ein Unterschied. Ich meine, es gibt noch etwas anderes als deine verletzte Eitelkeit.“
    Über den glitzernden Sternenhimmel zogen Schleier.
    „Wir könnten morgen früh rausfahren, bisschen fischen“, schlug sein Vater noch vor, als sie das Feuer mit Sand löschten. Ein Dingo huschte aus dem Gebüsch, stahl die Fleischreste, die auf Shanes Teller lagen und flüchtete. Im Schlaf hörte Shane das Rauschen des Pazifiks und das Schnarchen seines Vaters.

    „Gutes Wetter zum Fischen“, sagte sein Vater und zog die Anlassleine am Außenborder. Der Motor spuckte, es roch nach Diesel, aber nach drei Versuchen blubberte der Motor gleichmäßig, und das Boot tuckerte durchs königsblaue Wasser hinaus aufs Meer. Sein Vater drückte den Gashebel weiter nach vorn. Jetzt hinterließen sie eine schaumige Spur und Shane musste sich mit beiden Händen an den Griffen festhalten. Vor ihnen sprühte ein Buckelwal seine Wasserfontäne in die Luft.
    „Siehst du das? Achtung!“, schrie Shanes Vater und legte den Motorhebel auf volle Kraft voraus. Das Boot prallte auf die Wellenrücken, flog über ein Wellental, um gleich wieder auf der nächsten Welle aufzuschlagen. Wasser klatschte auf Deck. Plötzlich drosselte sein Vater die Geschwindigkeit und das Boot torkelte nun über das Auf und Ab der Wellen. Etwa hundert Meter vor ihnen trieb der dunkelgraue Rücken eines Buckelwals wie ein U-Boot im tiefblauen Wasser. Er stellte den Motor ab.
    „Hast Du gewusst, dass sie fremde Songs von anderen Walen lernen können“, sagte sein Vater. „Ich gäbe was drum, sie da ganz unten im Meer beobachten zu können!“
    Shane bemerkte die glücklichen Augen seines Vaters. Später warfen sie Angelleinen aus, doch sie hatten stundenlang kein Glück. Kleine Fische fraßen geschickt die Köder und machten sich davon. Als die Flut einsetzte, warfen sie den Motor an und fuhren zurück.
    Am Lagerfeuer brieten sie die restlichen Steaks.
    „Ich hab manchmal das Gefühl, alles in meinem Leben falsch gemacht zu haben, was man nur falsch machen kann“, sagte Shane nach drei Flaschen Bier. „Kaputte Ehe, gescheiterte Karriere. Noch nicht mal den verdammten Fall im Busch konnte ich lösen.“
    „Hör mit dem Quatsch auf!“, brummte sein Vater.
    „Ich glaube, ich sollte mit diesem idiotischen Job aufhören. Ich könnte zu dir ziehen und angeln gehen.“
    Sein Vater lachte laut . „Einem alten Mann wie mir wird´s

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