Outback
Satz.
„Shane“, er räusperte sich, „der Commissioner hat deine Beurlaubung gefordert. Um es genauer zu sagen, gerade eben hat er sie unterschrieben.“
„Was?“
„Es gab Beschwerden. Von oben.“
„Von wem?“
Marlowe räusperte sich wieder. „Von Donald Morgan.“
„Dieses verdammte ...“
„Beruhige dich. Den Fall übernehmen erst mal die Kollegen in Charleville. Komm einfach her, entspann dich ein paar Tage und dann fängst du wieder hier an. Der Fall hat dir doch eh nicht gepasst.“
„Al, gerade jetzt, wo ich so nah dran bin! Das kannst du nicht zulassen!“
„Gegen den Commissioner und die Politik komm ich leider nicht an.“
„Verdammte Scheiße!“
„Shane, du bist i n Urlaub. Lass dich die nächsten Tage hier nicht blicken. Der Commissioner ist auf hundertachtzig. Der Mann, den du zusammengeschlagen hast, hat Anzeige erstattet.“
„Was? Jetzt auf einmal? Al, da steckt doch Donald Morgan dahinter!“ „Guter Tipp: nimm diesen Namen erst mal nicht in den Mund, okay?“
„Al, der verdammte Scheißladen kann mich mal!“ Als Shane auflegte, sah ihn Paddy, der vor ein paar Minuten zurückgekommen war, erstaunt an.
„Werden Sie uns etwa verlassen?“, fragte er und biss in eine Fleischpastete.
„Ja, Paddy, die beordern mich zurück.“
„Ich hab gerade einen Pfefferminztee gemacht.“ Webster stand mit der Kanne hilflos da. Shane schüttelte den Kopf.
„Aber ich hätte nichts gegen einen richtigen Kaffee!“ Webster wurde rot. Und Paddy ließ sich ächzend auf seinen Schreibtischstuhl fallen.
Shane packte gerade seine Unterlagen zusammen, als das Telefon klingelte. Es war Jeff, der sich nach dem Fortgang der Ermittlungen erkundigte. Shane teilte ihm seine Abberufung mit.
„Lassen Sie sich verdammt noch mal nicht unterkriegen!“, wetterte Jeff. „Ich wusste schon, warum ich nie zur Polizei oder zum Militär wollte. Alles viel zu hierarchisch. Schalten Sie das Outback-Radio ein, wenn Sie mal wieder in der Gegend sind!“
Andy
Brady stemmte die Arme in die Hüften und blickte auf Andy herab, der auf dem Sofa saß und seine Sachen in den kleinen Rucksack stopfte.
„Ich verschwinde. Bin eh schon zu lange geblieben“, sagte er, ohne Brady anzusehen.
Nur einen Augenblick später flog der Rucksack in hohem Bogen auf die Veranda, und Andy sah in Bradys wütendes Gesicht.
„Bist du total durchgeknallt?“, brüllte Brady. „Wenn du jetzt abhaust, wissen die, dass wir was mit dem Einbruch zu tun haben!“ Seine Augen funkelten. Andy wollte aufstehen und seinen Rucksack von der Veranda holen, doch da packte ihn Brady, riss ihn herum und versetzte ihm einen Schlag ins Gesicht, dass er rückwärts taumelte, stolperte und hinfiel. Sein Kinn brannte, und sein Ohr fühlte sich taub an.
Er wusste, gegen Brady hätte er keine Chance. Trotzdem richtete er sich auf, stürzte auf ihn zu und rammte seine Rechte in Bradys Magen. Brady klappte zusammen, Andy holte jetzt mit beiden Armen aus und ließ sie auf Bradys Rücken krachen. Brady ging zu Boden und rührte sich nicht mehr. Andy erschrak und bückte sich, da traf ihn Brady Linke und schleuderte ihn zu Boden. Blitzschnell sprang Brady auf, stellte seinen Fuß auf Andys Kehle und grinste schief. Blut tropfte von seiner aufgeplatzten Lippe.
„Du solltest jetzt wirklich nicht abhauen.“ Langsam nahm Brady den Fuß weg. Andy rappelte sich auf und sank aufs Sofa. Brady zog hinter dem Sessel eine Flasche Gin hervor, schraubte den Verschluss auf, trank ein paar Schlucke, ließ sich zu Andy aufs Sofa fallen und hielt ihm die Flasche hin. Als Andy zögerte, meinte er kumpelhaft:
„He, auf unsere Freundschaft!“ Andy nahm einen Schluck. „Weißt du“, sagte Brady, „wenn du gehst, dann hängen wir dich bei der Polizei hin. Du bist doch nicht so ein Feigling wie dein Vater, oder doch?“
Shane
Shane war in Brisbane in eine Maschine nach Hervey Bay umgestiegen, dem bekannten Touristenort, von wo aus zwischen März und Oktober unzählige Bootsbesitzer Buckelwal-Watching-Ausflüge entlang der vorgelagerten Fraser Island anboten. Er traf noch rechtzeitig am Tag, sodass er die Fähre zur Insel erwischte, auf der sein Vater eine der wenigen genehmigten Strandhütten bewohnte. Er hatte sie einem alten Freund abgekauft, der ins Altersheim musste und keine Erben hatte. Heute wäre sie unbezahlbar. Hundertachtzigtausend Hektar groß war Fraser Island, die größte Sanddüne der Welt, wie es hieß. Der von Wind und Wasser
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