Outback
wir die ganze Zeit auf dem totalen Holzweg und Copeland lebt noch, oder aber, jemand hat seine Kreditkarte gestohlen“, meinte Shane und bat einen Kollegen in Roma, in dem Laden nachzufragen, ob sich der Verkäufer an den Kunden erinnerte.
„Was machen wir jetzt wegen der Reifenspuren? Sollen wir sie festnehmen?“, wollte Webster von Shane wissen und legte ihm ein Sandwich auf den Tisch. Shane dachte einen Moment nach.
„Wo sind die Jungs jetzt?“ Webster zuckte die Schultern und Paddy antwortete an seiner Stelle:
„Brady arbeitet an der Tankstelle gegenüber, und Mike ist wahrscheinlich zu Hause.“
„Wir warten noch ab“, entschied Shane. Er wartete ungeduldig auf die Identifizierung des Schädels durch Eliza Lee.
Andy
Am Morgen hatte er ihr gesagt, dass er sobald wie möglich gehen würde. Aber er wollte sie mitnehmen. Am Mittag kam sie zu ihm, als er dabei war, eine Lieferung auszupacken. Sie lehnte sich an den Türrahmen und sah ihm eine Weile zu.
„Hast du das vorhin ernst gemeint, das mit dem gemeinsamen Weggehen?“
„Natürlich hab ich’s ernst gemeint, so was sag ich nicht einfach so.“
„Du musst mich verstehen. Ich fühle mich für Peter verantwortlich.“
Er nahm sich einen weiteren Karton vor. „Du liebst ihn nicht. Du betrügst ihn. Mit mir zum Beispiel. Und ich weiß nicht, mit wem sonst noch.“
„Was willst du damit sagen?“
„Nur das, was man sich so erzählt.“ Er versuchte, ruhig zu bleiben.
„Hast du eine Zigarette?“
Er schnippte ihr eine Zigarette aus dem Päckchen und gab ihr Feuer. Er war ihr wieder ganz nah, hätte sie am liebsten in die Arme genommen und gesagt: V ergessen wir, was alles geredet wird! Lass uns weggehen! Aber er schwieg. Es verstrichen ein paar Sekunden bis sie begann:
„Ich weiß nicht, ob du das kennst. Du hast das Gefühl, dass du weggehen musst, um nicht zu ersticken. Doch du kannst dich nicht von der Stelle bewegen.“
Er dachte an seine Alpträume, in denen er tief im Morast stecken blieb, weil es sintflutartig regnete. Wie das Auto im Schlamm stecken blieb, die Räder durchdrehten und er ausstieg, obwohl er wusste, dass er nicht weit kommen würde. Und dann fühlte er, wie seine Füße einsanken, wie er mühsam ein Bein nach dem anderen aus dem Morast ziehen musste, und die Schuhe schwerer und schwerer wurden. Im Traum starb er.
„Doch, ich weiß, wie das ist“, sagte er.
Sie standen sich gegenüber, sie mit der Zigarette an den Türpfosten gelehnt, er einen Fuß auf einem Karton.
„Peter war nicht immer so“, begann sie, „als wir uns kennen lernten, war er der leidenschaftlichste Liebhaber, den ich je hatte.“ Sie sah nachdenklich aus. „Ich war noch zu jung. Da denkt man, nur die Liebe zählt. Dabei weiß man gar nicht, was die Liebe ist.“ Sie betrachtete ihn. „Wie kann ich wissen, dass unsere Liebe nicht genauso stirbt, wie die zu Peter gestorben ist. Ich fühle mich schuldig, wenn ich ihn jetzt verlasse. Sie warf die Zigarette hin und trat sie aus.
„Du musst an dich denken“, drängte er und wusste, wie schwer das war.
Auf einmal zog sie ihn zu sich an die Wand. Küsste ihn, nahm seine Hand und führte sie zwischen ihre Beine. Erregt von ihrer Leidenschaftlichkeit öffnete er ihre Shorts.
Als sie sich wieder anzog, sagte sie:
„Ich träume oft vom Meer. Am Meer ist es nicht so still wie hier.“ Sie verzog das Gesicht. „Diese Totenstille! Ich werde noch wahnsinnig! Das Einzige, was du hörst, ist dieser verdammte Wind. Hier ist die Hölle.“
Er erinnerte sich an die Stille der Nacht und des Morgens im Camp. Manchmal hatte er es als Wohltat empfunden, wenn der Bagger endlich losgebrüllt hatte. Damit war die Stille sofort besiegt. Aber sie kam wieder, jedes Mal, wenn er den Bagger abstellte, oder nachts, wenn der Generator den letzten Tropfen Diesel verbrannt hatte. Letztendlich siegte immer die Stille.
Die Ladenglocke läutete.
„Lass mich heute Nacht nicht allein“, flüsterte sie bevor sie in den Laden zurückging.
Shane
Die Türglocke des SUPERGROCER bimmelte. Nachdem Shane von Webster erfahren hatte, dass Peter Hills Unfall vor einem halben Jahr passiert war, und zwar genau am zweiten Mai, einen Tag nach Bettys Tod, hatte Shane sich entschlossen, mit Webster die Hills aufzusuchen.
Jo tauchte aus einem Gang zwischen den Regalen auf. Ihre Augen waren gerötet.
„Brauchen Sie schon wieder Kaffee?“, fragte sie unfreundlich.
„Nein, ist Ihr Mann da?“, erkundigte sich Shane.
„Ja,
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