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Outback

Outback

Titel: Outback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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er ist oben.“
    Shane und Webster folgten ihr die Treppe hinauf. Musik und Stimmen drangen aus einem der Zimmer auf den langen Flur. Jo öffnete die zweite Tür.
    „Die Polizei ist da.“ Sie nickte Shane zu und ging wieder hinunter.
    Shane trat ein. Er stand in einem Wohnzimmer, in dem sich eine braune Couch und ein dazu passender Ohrensessel vor einem Fernseher gruppierten. Peter Hill saß in einem Rollstuhl, ein Mann von fünfundvierzig Jahren, dem man ansah, dass er nicht glücklich war. In den offenbar länger nicht mehr geschnittenen, von Schweiß feuchten dunkelblonden Haaren schimmerten stumpf gelbgraue Strähnen. Seine Wangen waren eingefallen. Die Lippen wirkten blutlos und grau wie seine Haut. Offensichtlich hatte er einiges an Gewicht verloren. Seine Kleider hingen an ihm als gehörten sie jemand anderem. Er sah Shane aus wässrig blauen Augen an.
    „Shane O’Connor von der Homicide Squad, und das ist Constable Webster. Wie geht es Ihnen, Mister Hill?“ Shane setzte sich ihm gegen über in den Ohrensessel.
    „Blendend, sehen Sie das nicht!“ Peter Hill verzog das Gesicht zu einem bitteren Lächeln.
    „Wie ist es passiert?“
    „Autounfall. Ein Truck von der Baustelle am Parkplatz ist mir reingefahren.“ Seine langen grauen Finger trommelten auf die Armlehne des Rollstuhls. „Sind Sie gekommen, um sich nach meinem Unfall zu erkundigen?“
    Shane lächelte. „Was wollten Sie auf der Baustelle?“
    „Wollte mal vorbeisehen. Wir haben am Vortag im Pub zusammen gesessen. Interessierte mich einfach, was die da machten. Geben Sie mir bitte mal das Glas dort auf dem Tisch.“
    Shane griff zu dem halb gefüllten Glas und reichte es ihm. „Sie können Ihre Beine nicht bewegen?“
    Er lachte zynisch. „Denken Sie, ich sitze hier zum Spaß in diesem Ding? Ich kann nichts allein machen. Doch“, er lachte wieder, „inzwischen aufs Klo fahren. Können Sie sich vorstellen, was das auch für Jo bedeutet? Sie ist gerade fünfundzwanzig geworden und muss ihren gelähmten Mann pflegen.“
    „Kannten Sie Betty Williams?“, wollte Shane wissen.
    Er schüttelte den Kopf.
    „Und Frank Copeland?“, fragte Shane weiter.
    „Jo hat mir davon berichtet.“ Ihn schüttelte ein starker Husten. „An den Namen kann ich mich nicht erinnern, aber Jo meinte, dass ich diesen Copeland kennen müsste, weil er öfter bei uns eingekauft hat.“
    Shane zeigte ihm Copelands Foto. Peter Hill betrachtete es eine Weile bis er schließlich antwortete:
    „Ja, der kommt mir bekannt vor.“
    „Ihr Unfall geschah erst, nachdem er verschwand.“
    „Kann schon sein, wenn Sie das so sagen.“
    Obwohl Shane Mitleid mit Hill hatte, mochte er ihn nicht. „Haben Sie eine Walther PPK fünf sechs fünf? Oder hatten Sie eine, die Ihnen vielleicht gestohlen wurde?“
    „Machen Sie Witze?“ Peter Hill stieß das Glas so fest auf die Lehne des Rollstuhls, dass es fast zerbrach. „Ich hab `ne Schrotflinte. Damit bin ich früher auf Kaninchenjagd gegangen. Und Jo hat vielleicht noch ´ne Wasserpistole aus der Zeit, als wir noch lustigere Tage miteinander hatten.“ Er sah verbittert aus und fügte leise hinzu: „Jo und ich, wir waren mal sehr glücklich.“
    Shane nickte. „Und jetzt? Sind Sie eifersüchtig?“
    „Wenn Sie dabei auf meine Behinderung und den Sex anspielen, kann ich Ihnen nur sagen: Ich liebe meine Frau, und ich will, dass es ihr gut geht. Ich bin ihr sehr dankbar, dass sie für mich sorgt.“

    Im Auto meinte Webster:
    „Mit dem möcht ich wirklich nicht tauschen.“
    Shane seufzte. „Jo verbirgt etwas. Die Affäre mit dem Jungen – und den Hass auf ihren Mann.“

Andy

    Er hatte Angst. Früher oder später würde die Polizei dahinter kommen, wer den Einbruch bei den Smiths begangen hatte. Mit Brady und Mike sprach er an diesem Abend kaum, und er war erleichtert, als sie irgendwann besoffen ins Bett wankten. Er blieb noch eine Weile im Garten am Lagerfeuer sitzen.
    Vor ihm erschien plötzlich sein Vater im Rollstuhl vor einem Abgrund. Die Räder steckten im Sand fest. Verzweifelt versuchte er die eingegrabenen Räder freizubekommen. Er schaukelte, schwenkte die Arme und fluchte. Dann sah Andy auch, warum sein Vater so panisch reagierte. Hinter ihm näherte sich ein Bagger. Der rollte auf seinen Vater zu. Dieser wippte und schaukelte und schrie, und als die Baggerschaufel ihn gerade erreichen wollte, kippte er mit dem Rollstuhl zu Seite. Sein Vater lag im Sand. Gekrümmt und bleich wie ein Fötus.
    Andy schreckte auf.

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