Outback
Noch immer saß er im Garten, kalter Schweiß klebte auf seiner Stirn und die Glut des Lagerfeuers war erloschen. Er musste endlich handeln, wusste er.
Shane
Eine Stunde nach dem Anruf bei dem Kollegen in Roma, meldete dieser, dass sich der Verkäufer des Countryside gut an den Käufer erinnerte, der mit Frank Copelands Kreditkarte bezahlt hatte. Er sei so um die zwanzig gewesen und etwas grobschlächtig.
Shane ordnete an, dass die Kollegen ein Phantombild erstellten. In dem Moment, als er sich einen Kaffee einschenkte, fiel ihm ein, was er mit Roma verband: Dort war die letzte Frauenleiche gefunden worden. Hatte der Mord an Frank Copeland etwa was mit dem Mord in Roma zu tun. War der zwanzigjährige Benutzer der Kreditkarte der gesuchte Serienmörder?
Steve Himmelreich hatte von der Wahrscheinlichkeit gesprochen, dass es sich auch um Brüder handeln könnte. Sollten die Fälle Copeland und Williams etwa auf das Konto der McHugh-Brüder gehen? Doch was hatte er an Beweisen? Einen Schädel , der noch nicht identifiziert war, einen Kreditkartenbetrüger, Reifenspuren vor einem Haus, in das eingebrochen worden war, und zwei Kugeln aus ein und derselben Waffe - die allerdings noch nicht aufgetaucht war, passte überhaupt irgendetwas zusammen?
Webster sah ihn erwartungsvoll an. „Schlagen wir zu?“
„Nein, lassen Sie uns noch auf das Phantombild warten“, entschied Shane. Dann kam endlich der Anruf von Eliza Lee.
Die Röntgenbilder aus London waren eingetroffen. Sie konnte nun mit hundertprozentiger Sicherheit bestätigen, dass es sich um denselben Beinbruch handelte. Der Vergleich der zahnärztlichen Aufnahmen würde schneller gehen. Sie rechnete für den nächsten Tag mit einer Antwort.
Na, das ist doch schon mal was, dachte er.
Den restlichen Tag verbrachte er mit dem Verfassen von SITREPs und dem Warten auf Informationen über Moodroo. Wenn der Schädel der von Copeland war, hieße das, dass Moodroo der Mörder war?
Andy
Am Abend, als Brady zurückkam und den alten, verrosteten Grill im Garten anwarf, stand Andy aus dem Schaukelstuhl auf und ging ins Haus. Er zog die fünfhundert Dollar für Lambina, aus dem Versteck im Kissenbezug und stopfte es in die Hosentasche. Er wartete, bis sie eingeschlafen waren, schnappte sich seinen Rucksack und Bradys Autoschlüssel und schlich sich aus dem Haus. Als er auf die Straße nach Coocooloora einbog, hatte er keine Angst mehr und trat das Gaspedal durch. Heute Nacht würde er abhauen. Mit ihr oder ohne sie. Peter war wieder im Hospital in Charleville. Vielleicht fiel es ihr da leichter, zu gehen.
Am Nachthimmel überstrahlte der Mond die Sterne. Er parkte nicht im Hinterhof. Sicher war sicher. Er stellte den Kadett hundert Meter weiter die Straße hinauf ab und ging zum Hintereingang. Noch wenige Meter trennten ihn von der Eisentür, als er plötzlich daran dachte, einfach wieder ins Auto zu steigen und allein weiter zu fahren. Er besaß jetzt ein Auto und hatte ein bisschen Geld – niemand könnte ihn aufhalten. Er blieb stehen. Zehn, fünfzehn Meter vor der Tür. Hat er nicht gerade das Gefühl gehabt, ein neues Leben zu beginnen? Falls Jo doch mitkommen würde, würde sie sicher nicht nach Lambina wollen, und sein Traum wäre ausgeträumt. Wind blies über die Straße und strich säuselnd um die Ecken der Häuser. Kein Vogel sang. Vor ihm erhob sich die niedrige Betonmauer, die den Hinterhof einfasste. Andy zog eine Zigarette aus dem Päckchen in seiner Brusttasche und setzte sich auf die Mauer. Er könnte auch einfach sitzen bleiben und abwarten, was geschah.
Er erinnerte sich an den Morgen, an dem Bernie im Camp aufgetaucht war. Da hatte er auch nicht vorgehabt sein Leben zu ändern. Vielleicht würde ja auch jetzt etwas völlig Unerwartetes geschehen, dass ihm die Entscheidung abnahm. Doch nach einer Weile als nichts geschah, warf er die halb gerauchte Zigarette auf die Straße, wo der Wind sie weiter rauchte.
Entschlossen ging er zur Tür und drehte den Schlüssel. Er hatte vergessen, dass das Schloss quietschte. Vorsichtig machte er sie hinter sich zu, wagte nicht, Licht einzuschalten und stieß an einen Karton.
Er tastete sich vorwärts bis zum Laden. Das fahle Mondlicht fiel zwischen die Regalreihen. Er hörte ein Geräusch und blieb sofort stehen. Er roch ihren Duft, Orangenblüten.
„Andy?“
Jetzt erkannte er ihren Schatten in der Tür zum Büro.
„Ich hab schon Angst gehabt, du würdest nicht kommen“, sagte sie zwischen den
Weitere Kostenlose Bücher