Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)
Speicher, eine rote Blinkleuchte mit Spiralkabel. Aber weil es keine Trennwand zwischen Vorder- und Rücksitzen gab, würde der Beifahrersitz sich ganz zurückfahren lassen. Also könnte er bequem und mit viel Beinfreiheit sitzen. Die PET -Flasche mit der Wasserprobe lag auf dem Rücksitz. Vaughan sah gut aus. Sie trug alte Jeans und ein weißes Oxfordhemd – zwei Knöpfe offen und hochgekrempelte Ärmel.
Sie sagte: »Sie haben sich verändert.«
»In welcher Beziehung?«
»Ich meine Ihre Sachen, Sie Idiot.«
»Heute Morgen neu gekauft«, erklärte er. »Im Eisenwarengeschäft.«
»Besser als die letzten.«
»Gewöhnen Sie sich lieber nicht daran. Sie sind bald wieder verschwunden.«
»Wie lange haben Sie irgendwelche Kleidungsstücke jemals getragen?«
»Acht Monate«, antwortete Reacher. »Wüstentarnanzug, im ersten Golfkrieg. Hab ihn nie ausgezogen. Unsere Versorgung war ein Chaos. Keine Ersatzteile, keine Pyjamas.«
»Sie waren beim ersten Mal am Golf?«
»Anfang bis Ende.«
»Wie war’s dort?«
»Heiß.«
Vaughan fuhr vom Motelparkplatz in Richtung First Street nach Norden. Bog links ab nach Osten, Richtung Kansas. Reacher fragte: »Wir fahren den Umweg außen herum?«
»Ich denke, das ist besser.«
Reacher sagte: »Ich auch.«
Der Crown Vic war unverkennbar ein Cop Car. Die Straßen waren leer, und Vaughan fuhr meist neunzig, raste auf die fernen Rockys zu. Reacher kannte Colorado Springs nur flüchtig. Dort lag Fort Carson, ein wichtiger Army-Stützpunkt, aber eigentlich war dies eine Air-Force-Stadt und im Übrigen ein angenehmer Ort. Die Umgebung war sehenswert, die Luft sauber, es gab viel Sonnenschein, und die Aussicht auf den Pikes Peak war häufig spektakulär. Die Innenstadt wirkte aufgeräumt und kompakt.
Das staatliche Labor war in einem nüchternen Verwaltungsgebäude untergebracht und stellte nur eine Zweigstelle des Zentrallabors in der Hauptstadt Denver. Wasser wurde überall in Colorado sehr wichtig genommen. Es gab nicht allzu viel. Vaughan lieferte ihre Flasche ab, füllte einen Vordruck aus, und ein Kerl wickelte ihn um die Flasche und sicherte ihn mit einem Gummiband. Dann trug er sie mit gewisser Feierlichkeit weg, als könnte dieser Liter die Welt retten oder auch vernichten. Er kam zurück, erklärte Vaughan, das Ergebnis erhalte sie telefonisch, und bat sie, dem Labor möglichst ein paar Zahlen zu Despairs Trichlorethylenverbrauch nachzuliefern. Er erklärte ihr, der Staat benutze eine grobe Faustregel, die voraussetze, dass ein gewisser Prozentsatz verdunste, während ein weiterer Prozentsatz von Sandschichten herausgefiltert werde, sodass es in Wirklichkeit darauf ankomme, wie viel TCE ins Erdreich gelange und wie tief die Wasser führende Schicht liege. Da der Staat ihre Tiefe im Halfway County auf wenige Zentimeter genau kenne, bleibe als einzige Variable die verschüttete Giftmenge übrig.
»Was sind die Symptome?«, fragte Vaughan. »Wenn das Zeug schon im Grundwasser ist?«
Der Blick des Mannes streifte Reacher.
»Prostatakrebs«, antwortete er. »Das ist ein frühes Warnsignal. Die Männer erwischt es zuerst.«
Sie stiegen wieder in den Wagen. Vaughan wirkte geistesabwesend. Reacher wusste nicht, was sie auf dem Herzen hatte. Sie war ein Cop und eine pflichtbewusste Bürgerin ihrer Gemeinde, aber jetzt machte ihr offenbar etwas anderes Sorgen als eine vage Gefahr für das Trinkwasser von Hope. Er wusste nicht recht, weshalb sie ihn gebeten hatte, sie zu begleiten. Sie hatten nicht viel miteinander geredet. Er wusste nicht, ob seine Gesellschaft ihr überhaupt angenehm war.
Vaughan fuhr vom Randstein weg hundert Meter weit durch eine Allee und hielt an der Ampel einer T-förmigen Kreuzung. Links ging es nach Westen, rechts nach Osten. Die Ampel sprang auf Grün um, aber sie fuhr nicht los; saß nur da, hielt das Lenkrad umklammert, schaute nach links, dann nach rechts, als könnte sie sich nicht entscheiden. Der Fahrer hinter ihr hupte. Sie sah in den Rückspiegel und dann zu Reacher.
Sie fragte: »Begleiten Sie mich, um meinen Mann zu besuchen?«
49
Vaughan bog nach links in die Hügel ab, dann nochmals links und fuhr nach Süden, indem sie einem Wegweiser nach Pueblo folgte. Diese Straße war Reacher vor vielen Jahren oft gefahren. Fort Carson lag zwischen Colorado Springs und Pueblo, südlich der einen und nördlich der anderen Stadt, etwas westlich der Fernstraße eingezwängt.
»Es macht Ihnen doch nichts aus?«, fragte Vaughan ihn.
»Nein, alles
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