Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
keine Begeisterung.
    Vaughan nickte, ohne etwas zu antworten oder den Mann anzusehen. Sie ging einfach nur den Flur entlang und bog nach links in einen großen Raum ab, der früher alles Mögliche gewesen sein konnte: ein Warteraum oder ein Empfangssalon oder ein Offiziersklub. Jetzt machte er einen ungepflegten und schmuddeligen Eindruck. Fleckige Wände, stumpfer Fußboden, überall Staub. Spinnweben an der Decke. Es roch schwach nach Desinfektionsmitteln und Urin. Überall an den Wänden waren in Taillenhöhe große rote Notrufknöpfe, zu denen ebenfalls Aufputzleitungen führten. Der große Raum war völlig leer bis auf zwei Männer, die mit Gurten in Rollstühlen fixiert waren. Beide waren jung und hockten schlaff zusammengesunken in ihren Rollstühlen. Beiden stand der Mund offen, und beide starrten blicklos in unbekannte Weiten.
    Beide hatten rasierte Köpfe und entstellte Schädel mit grässlichen Narben.
    Reacher blieb stehen.
    Betrachtete die Notrufknöpfe.
    Dachte an die Krankenakten, die er gesehen hatte.
    Dies ist eine Klinik.
    Er betrachtete die Männer in den Rollstühlen.
    Dies ist ein Pflegeheim.
    Er betrachtete den Staub und den Schmutz.
    Dies ist eine Müllhalde.
    Er dachte an die Abkürzung auf der Werbetafel.
    TBI.
    Traumatic Brain Injury – traumatische Gehirnschäden .
    Er setzte sich wieder in Bewegung. Vaughan war schon in einen Korridor abgebogen. Er holte sie auf halber Strecke ein.
    »Ihr Mann hat einen Unfall gehabt?«, fragte er.
    »So kann man’s nicht nennen«, antwortete sie.
    »Wie sonst?«
    »Das müssen Sie selbst rauskriegen.«
    Reacher blieb erneut stehen.
    Beide Männer waren jung.
    Ein altes Militärgebäude, erst eingemottet, dann reaktiviert.
    »Kriegsverletzungen«, sagte er. »Ihr Mann ist Soldat. Er war im Irak.«
    Vaughan nickte im Weitergehen.
    »Nationalgarde«, sagte sie. »Seine zweite Dienstzeit. Sie haben seine erste einfach verlängert, aber seinen Humvee nicht gepanzert. Er ist bei einem Bombenanschlag in Ramadi schwer verletzt worden.«
    Sie bog in den nächsten Korridor ab. Hier wirkte alles noch schmutziger. An den Bodenleisten hatten sich Staubflocken angesammelt, manche davon waren mit Mäusekot gesprenkelt. Die Glühbirnen brannten schwach, um Strom zu sparen. Einige durchgebrannte Birnen hatte man nicht ersetzt, um Personal zu sparen.
    Reacher fragte: »Ist dies eine Einrichtung der Veteran’s Administration?«
    Vaughan schüttelte den Kopf.
    »Privatfirma«, sagte sie. »Politische Verbindungen. Ein klasse Deal. Mietfreie Gebäude und hohe Mittelzuweisungen.«
    Sie blieb vor einer mattgrünen Tür stehen. Zweifellos war sie vor fünfzig Jahren von einem Soldaten mit Material, das der Versorgungsunteroffizier vorrätig hatte, in einem vom Pentagon verordneten Farbton gestrichen worden. Seine Arbeit war von einem Sergeant abgenommen und zusätzlich von einem Offizier begutachtet worden. Seit damals hatte sich niemand mehr um diese Tür gekümmert. Ihr Anstrich sah jetzt matt und blass aus; das Holz wirkte verkratzt und an einigen Stellen abgesplittert. Irgendjemand hatte mit Wachskreide D. R. Vaughan an die Tür gekritzelt. Dahinter stand eine längere Zahl, die seine Personal- oder Patientennummer sein konnte.
    »Sind Sie bereit?«, fragte Vaughan.
    »Wenn Sie es sind«, antwortete Reacher.
    »Ich bin nie bereit«, sagte sie.
    Sie drückte die Klinke herunter und öffnete die Tür.

50
    David Robert Vaughans Zimmer war ein dreieinhalb mal dreieinhalb Meter großer, warmer Raum, der bis zu einem schmalen cremeweißen Band in Taillenhöhe dunkelgrün und darüber hellgrün gestrichen war. Er hatte ein kleines, ziemlich schmutziges Fenster. Rechts und links neben der Tür standen ein grüner Metallschrank und eine grüne Metalltruhe. In der offenen Truhe lag ein einzelner sauberer Schlafanzug. In dem Schrank waren Krankenakten und übergroße braune Umschläge gestapelt. Die Umschläge sahen alt, abgegriffen und eingerissen aus und enthielten Röntgenaufnahmen.
    In dem Zimmer befand sich ein Bett. Ein weiß lackiertes schmales Krankenbett mit blockierten Rädern und mechanisch verstellbarem Oberteil, das in einem Winkel von fünfundvierzig Grad hochgekurbelt war. Unter einer leichten Bettdecke, die durch ein Metallgestell hochgehalten wurde, lag wie entspannt zurückgelehnt ein Mann, den Reacher für David Robert Vaughan hielt: ein kompakter Mann mit schmalen Schultern. Das Bettdeckenzelt machte es schwierig, seine Größe zu schätzen. Knapp unter einem

Weitere Kostenlose Bücher