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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Meter achtzig, ungefähr siebzig Kilo. Sein Teint wirkte rosig. Am Kinn und auf den Wangen sprossen blonde Bartstoppeln. Er besaß eine gerade Nase und blaue Augen. Seine Augen waren weit geöffnet.
    Ein Teil seines Schädels fehlte.
    Ein handtellergroßes Stück Schädelknochen war nicht mehr da. Über der Stirn klaffte ein Loch, als hätte er schräg aufgesetzt eine kleine Kappe getragen, um die herum jemand seinen Schädel aufgesägt hatte.
    Aus dem Loch trat sein Gehirn hervor.
    Es quoll wie ein aufgeblasener Ballon heraus: dunkel und purpurrot und von Furchen durchzogen. Es sah trocken und schrecklich aus und war mit einer dünnen Kunststoffmembran bedeckt, die an der rasierten Haut um das Loch herum klebte. Wie Frischhaltefolie.
    Vaughan sagte: »Hallo, David.«
    Der Kerl in dem Bett reagierte nicht. Vier IV-Schläuche schlängelten sich zu ihm herab und verschwanden unter dem Bettdeckenzelt. Sie kamen aus vier durchsichtigen Plastikbeuteln, die hoch über ihm an verchromten Ständern neben dem Bett hingen. Von einem künstlichen Darmausgang und einem Katheder führten zwei weitere Schläuche zu einem niedrigen Wägelchen, das unter dem Bett stand. An einer Wange war mit Heftpflaster ein Sauerstoffschlauch befestigt, dessen gebogenes Ende in seinen Mund führte. Verbunden war er mit einem Beatmungsgerät, das langsam und rhythmisch zischend Sauerstoff abgab. An der Wand über dem Beatmungsgerät hing eine Uhr. Ein originales Militärmodell aus früheren Zeiten. Weißer Bakelitrand, weißes Zifferblatt, schwarze Zeiger, jede Sekunde ein dezentes, aber deutlich hörbares mechanisches Ticken.
    Vaughan sagte: »David, ich habe einen Freund zu Besuch mitgebracht.«
    Keine Antwort. Und es würde auch keine mehr geben, vermutete Reacher. Der Mann in dem Bett wirkte völlig teilnahmslos. Er schlief nicht, er wachte nicht. Er tat gar nichts.
    Vaughan beugte sich übers Bett und küsste ihren Mann auf die Stirn.
    Dann trat sie an den Metallschrank und zog einen mit verblasster Tinte mit Vaughan, D.R. beschrifteten Umschlag, der ein Röntgenbild enthielt, aus dem Stapel. Er war abgegriffen und verknittert, als wäre er schon durch viele Hände gegangen. Sie zog die Aufnahme heraus und hielt sie in dem durch das Fenster einfallenden Licht hoch. Die zusammengesetzte Aufnahme zeigte den Kopf ihres Mannes von vier Seiten. Von vorn, von rechts, von hinten, von links. Weißer Schädelknochen und verschwommene graue Gehirnmasse, die mit einem Netz aus hellen Lichtpunkten überzogen war.
    »Eine für den Irak typische Verwundung«, erklärte Vaughan. »Gehirnschäden durch eine Detonation. Schweres physisches Trauma. Kompression, Dekompression, Verwindung, Scherbeanspruchung, Zerreißen, Aufprall an die Schädelwand, Verletzung durch Splitter. David hat alles abgekriegt. Sein Schädel war zertrümmert, also haben sie die irreparablen Teile entfernt. Das sollte gut sein, weil es den Druck vermindert. Geht die Schwellung zurück, wird später eine Kunststoffplatte eingesetzt. Aber bei David ist die Schwellung nie zurückgegangen.«
    Sie steckte die Aufnahme wieder in den Umschlag und schob ihn an seinen Platz zurück. Das nächste Röntgenbild, das sie herauszog, war eine Brustaufnahme. Weiße Rippen, graue Organe, ein heller Fleck, der jemands Armbanduhr sein musste, und wieder helle Lichtpunkte, die an Tautropfen erinnerten.
    »Deshalb trage ich meinen Ehering nicht«, sagte Vaughan. »David wollte ihn bei sich haben, hat ihn an einer Kette um den Hals getragen. Er ist in der Hitze geschmolzen, und die Druckwelle hat ihn in seine Lunge getrieben.«
    Sie schob den Umschlag in den Stapel zurück.
    »Er hat ihn als Glücksbringer getragen«, sagte sie.
    Sie schob die Umschläge zu einem ordentlichen Stapel zusammen und trat wieder ans Fußende des Betts. Reacher fragte: »Was war er?«
    »Infanterie, der Ersten Panzerdivision unterstellt.«
    »Und sein Humvee ist durch eine improvisierte Sprengladung zerstört worden?«
    Vaughan nickte. »Eine improvisierte Sprengladung gegen eine Blechbüchse. Genauso gut hätte er zu Fuß im Bademantel unterwegs sein können. Ich weiß nicht, warum die Dinger improvisiert genannt werden. Mir kommen sie verdammt professionell vor.«
    »Wann war das?«
    »Vor fast zwei Jahren.«
    Das Beatmungsgerät zischte weiter.
    Reacher fragte: »Was war er von Beruf?«
    »Mechaniker. Hauptsächlich für Landmaschinen.«
    Die Uhr tickte erbarmungslos weiter.
    Reacher fragte: »Wie sieht die Prognose

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