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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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duschten wieder, checkten aus dem Hotel aus und gingen zu einem frühen Abendessen in den Coffeeshop. Kurz nach 17.30 Uhr waren sie wieder auf der Straße und nach Osten, zurück nach Despair unterwegs.
    Vaughan fuhr. Die untergehende Sonne im Innenspiegel legte ein Lichtband über ihr Gesicht, bis sie den Spiegel abblendete. Auf der Lastwagenroute herrschte in beiden Richtungen ziemlich starker Verkehr. Die Recyclinganlage vor ihnen saugte weiter Zeug an und spuckte anderes aus. Reacher achtete auf die Kennzeichen. Er sah Nummernschilder aus allen Nachbarstaaten Colorados, außerdem einen wegfahrenden Sattelschlepper aus New Jersey mit einem jetzt vermutlich leeren Container und einen ankommenden Tieflader aus Idaho, der unter einer Ladung rostiger Stahlbleche ächzte.
    Reacher dachte: Kennzeichen .
    Er sagte: »Ich war beim ersten Golfkrieg dabei. Das habe ich dir erzählt, nicht?«
    Vaughan nickte. »Du hast acht Monate lang denselben Kampfanzug getragen. In der Hitze. Eine grässliche Vorstellung. Mir hat’s schon gereicht, diese Klamotten wieder anziehen zu müssen.«
    »Die meiste Zeit hielten wir uns natürlich in Saudi-Arabien und Kuwait auf. Aber es hat auch ein paar Kommandounternehmen im Irak gegeben.«
    »Und?«
    »Ich weiß noch, dass die dortigen Kennzeichen silbern waren. Aber die Nummernschilder, die wir in dem Container gesehen haben, sahen alle gebrochen weiß aus.«
    »Vielleicht haben sie das Design geändert.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Vielleicht hatten sie andere Sorgen.«
    »Du denkst, dass das keine irakischen Autos waren?«
    »Ich glaube, dass iranische Kennzeichen gebrochen weiß sind.«
    »Was willst du damit sagen? Dass wir im Iran kämpfen, ohne dass jemand davon weiß? Das ist unmöglich.«
    »Wir haben in Kambodscha gekämpft, ohne dass jemand davon gewusst hat. Aber ich glaube eher, dass es eine Gruppe von Iranern gibt, die täglich nach Westen in den Irak fahren, um dort bei dem Spaß mitzumachen. Als ob man morgens zur Arbeit fährt. Vielleicht halten wir sie an den Grenzübergängen auf. Mit Artillerie.«
    »Das ist sehr gefährlich.«
    »Für die Insassen, klar.«
    »Für die Welt«, sagte Vaughan. »Wir können keine weitere Krise brauchen.«
    Den MP -Stützpunkt passierten sie genau um 18.15 Uhr. Sauber, aufgeräumt, still, sechs geparkte Humvees, vier Männer in dem Wachhäuschen. Alles ordentlich und erst kürzlich frisch verproviantiert.
    Wozu?
    Auf den letzten fünf Meilen fuhren sie langsamer, um zeitlich genau richtig hinzukommen. Verkehr gab es keinen mehr. Das Werk war geschlossen. Die Bogenlampen auf Lichtmasten waren ausgeschaltet. Vermutlich befanden sich die letzten Versprengten nach Osten auf dem Nachhauseweg und die Tahoes für diese Nacht auf dem Parkplatz. Vaughan bog nach links auf die aus Despair herausführende Straße ab, fand in der herabsinkenden Abenddämmerung die Fahrspuren und folgte ihnen wie in der Nacht zuvor: durch den Schnittpunkt der liegenden Acht und der Natursteinmauer um Thurmans Villengrundstück folgend bis zu der Stelle hinter dem Hangar. Dort parkte sie und wollte den Zündschlüssel abziehen, aber Reacher legte ihr seine Hand auf den Arm und sagte: »Diesen Teil muss ich allein erledigen.«
    »Wieso?«
    »Weil dies ein Gespräch unter vier Augen sein wird. Vielleicht wird es gewalttätig. Und vor allem geht’s darum, dass du hier lebst – und ich nicht. Du bist ein Cop aus der Nachbarstadt und hast noch viele Dienstjahre vor dir. Du kannst nicht in der ganzen Umgebung Hausfriedensbruch begehen und Einbrüche verüben.«
    »Das haben wir schon getan.«
    »Aber niemand hat davon gewusst. Also war es okay. Diesmal wird’s nicht okay sein.«
    »Du willst mich nicht dabeihaben?«
    »Warte auf der Straße. Gibt’s Ärger, fährst du nach Hause, und ich schlage mich allein durch.«
    Die Leiter, das Brecheisen und die Stablampe ließ er im Wagen zurück. Die erbeuteten Klappmesser nahm er jedoch mit. In beide Hosentaschen kam eines – für alle Fälle.
    Dann marschierte er die fünfzig Meter durchs Buschland und kletterte über die Natursteinmauer.

58
    Es war noch zu hell für eine aussichtsreiche Suche nach einem Versteck, deshalb lehnte Reacher sich nur auf der dem Haus abgewandten Seite des Hangars an die Bretterverkleidung. Er konnte das Flugzeug riechen. Kaltes Metall, Öl, unverbrannte Kohlenwasserstoffe in den Tanks. Die Uhr in seinem Kopf zeigte 18.59 Uhr an.
    Um 19.01 Uhr hörte er Schritte.
    Lange, schwere Schritte.

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