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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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dass Thurman den Luftraum von Colorado Springs umflogen hatte. Eine Luftwaffenstadt, in der vermutlich rasch geschossen wurde. Da war es besser, einen weiten Bogen um sie zu machen.
    Thurman behielt zweitausend Fuß Höhe und hundertfünfundzwanzig Knoten bei und blieb auf Südsüdostkurs. Reacher konsultierte die in seinem Kopf gespeicherten Karten nochmals und gelangte zu dem Schluss, dass sie Colorado auf diesem Kurs in seiner untersten rechten Ecke verlassen würden. Die Borduhr, die zwei Minuten vorging, zeigte 19.17 Uhr an. Reacher dachte an Vaughan, die allein in ihrem Wagen saß. Sie musste gehört haben, wie die Piper startete. Sie würde sich fragen, weshalb er nicht über die Mauer zurückgekommen war.
    Thurman sagte: »Sie haben letzte Nacht einen Container aufgebrochen.«
    Reacher fragte: »Habe ich das?«
    »Es liegt auf der Hand. Wer käme sonst dafür infrage?«
    Reacher schwieg.
    Thurman sagte: »Sie haben die Autos gesehen.«
    »Habe ich das?«
    »Nehmen wir’s als intelligente Männer mal an.«
    »Wieso werden diese Fahrzeuge bei Ihnen angeliefert?«
    »Es gibt gewisse Dinge, die jede Regierung aus politischen Gründen geheim halten möchte.«
    »Was machen Sie mit ihnen?«
    »Nichts anderes als mit Unfallwagen, die von der I -70 angeliefert werden. Wir schmelzen sie ein. Stahl ist ein wundervoller Rohstoff, Mr. Reacher. Er lässt sich wieder und wieder verwenden. Peugeots und Toyotas vom Golf sind früher vielleicht Fords und Chevrolets aus Detroit gewesen, die ihrerseits zuvor Vauxhalls aus England und Holdens aus Australien waren. Oder Fahrräder oder Kühlschränke. Natürlich wird auch neuer Stahl verarbeitet, aber sein Anteil ist erstaunlich klein. Das große Geld wird mit der Wiederverwertung von Schrott gemacht.«
    »Weil alles irgendwann wieder eingeschmolzen wird.«
    »Natürlich.«
    »Wieso kaufen Sie sich dann nicht ein besseres Flugzeug?«
    »Gefällt Ihnen dieses hier nicht?«
    »Nicht besonders«, sagte Reacher.
    Sie flogen weiter. Die Kompassnadel wies unbeirrbar nach Südsüdost, und der Karton stand weiter auf dem Rücksitz. Vor ihnen lag nichts als Dunkelheit, die gelegentlich durch winzige gelbliche Lichtpunkte tief unter ihnen aufgelockert wurde. Weiler, Farmen, Tankstellen. Einmal sah Reacher links und rechts voraus größere Ansammlungen von Lichtern. Vermutlich Lamar und La Junta – Kleinstädte, die durch die sie umgebende Leere größer erschienen. Gelegentlich waren einzelne Autos zu erkennen, die mit winzigen bläulichen Lichtkegeln über die Straßen krochen.
    Reacher fragte: »Wie geht es Underwood? Dem großen Deputy?«
    Thurman antwortete nicht gleich. Dann sagte er: »Er ist gestorben.«
    »Im Krankenhaus?«
    »Bevor wir ihn hinbringen konnten.«
    »Wird es eine Autopsie geben?«
    »Er hat keine Angehörigen, die eine beantragen könnten.«
    »Haben Sie den Leichenbeschauer verständigt?«
    »Nicht nötig. Er war alt, er ist krank geworden, er ist gestorben.«
    »Er war ungefähr vierzig.«
    »Das war offensichtlich alt genug. Erde zu Erde, Staub zu Staub. Das steht uns allen bevor.«
    »Sie wirken nicht sonderlich betroffen.«
    »Ein guter Christ braucht den Tod nicht zu fürchten. Und mir gehört eine Kleinstadt, Mr. Reacher. Ich sehe andauernd Geburten und Tode. Eine Tür schließt sich, eine andere öffnet sich.«
    Sie flogen gleichmäßig nach Südsüdost durchs Dunkel weiter. Thurman lehnte sich zurück, hielt das Steuerhorn locker mit beiden Händen umfasst. Der Motor dröhnte mit Reiseflugleistung weiter. Das ganze Flugzeug vibrierte und wurde von leichten Turbulenzen durchgerüttelt. Die Längengradanzeige verringerte sich langsam, die Breitengradanzeige noch langsamer. Reacher schloss die Augen. Die Flugzeit bis zur Staatsgrenze würde siebzig bis achtzig Minuten betragen. Er vermutete, dass sie außerhalb von Colorado landen würden. Von diesem Staat war nicht mehr viel übrig. Nur noch offenes Grasland. Er rechnete sich aus, dass sie in Oklahoma oder Texas aufsetzen würden.
    Sie flogen weiter. Die Turbulenzen nahmen stetig zu. Reacher öffnete wieder die Augen. Abwinde ließen das Flugzeug jäh durchsacken, bevor Aufwinde es erneut in die Höhe rissen. Böige Scherwinde schüttelten die kleine Piper. Dieser Flug war anders als in einer großen Boeing 737. Keine sanft rüttelnden Vibrationen, keine sich leicht durchbiegenden Tragflächen, keine unaufhaltsame Vorwärtsbewegung. Nur gewaltsame physische Richtungsänderungen wie von einer Flipperkugel.

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