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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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dem Riesen aus dem Wagen und hatte eine kurze Holztreppe vor sich, die zum Eingang hinaufführte. Er stieg sie empor, öffnete die Tür und betrat einen schlichten Bürocontainer, der auf jeder Baustelle hätte stehen können. Er war ungefähr sechs Meter lang, gut dreieinhalb breit und zweieinhalb hoch. Die fünf kleinen Plexiglasscheiben waren von außen mit angeschweißten Stahlgittern gesichert. Eingerichtet war er ähnlich wie der Bereitschaftsraum des Leichenschauhauses in Halfway. Schreibtisch, Papier, Schwarzes Brett, ein paar Sessel, alles von Leuten, denen das Zeug nicht gehörte, ziemlich abgenützt.
    Der Vorarbeiter deutete stumm auf die Sessel, dann ging er wieder. Der Riese zog sich einen heran, drehte ihn um und setzte sich so hin, dass er die Tür blockierte. Seinen Schraubenschlüssel ließ er auf den Fußboden fallen. Der Boden bestand aus Hartfaserplatten, auf denen der Schraubenschlüssel metallisch klirrte. Reacher nahm in einem Sessel in einer Ecke Platz. Armlehnen aus Holz, Sitz und Lehne mit Tweed bezogen. Er war einigermaßen bequem.
    »Gibt’s Kaffee?«, fragte er.
    Der Riese zögerte, dann sagte er: »Nein.« Eine kurze, ablehnende Antwort, aber immerhin eine Reaktion. Wie Reacher aus Erfahrung wusste, war es immer schwierig, feindselige Leute zum Reden zu bringen. Eine prompte Antwort schien ihm ein gutes Zeichen zu sein. Antworten konnten zur Gewohnheit werden.
    Er fragte: »Welchen Job haben Sie hier?«
    Der Riese antwortete: »Ich helfe aus, wo ich gebraucht werde.« Er hatte eine normale Stimme, die aber dumpf klang, weil sie aus einem so gewaltigen Brustkorb kam.
    »Was passiert hier?«, fragte Reacher.
    »Metall wird wiederverwertet.«
    »Was passiert in dem Geheimbereich?«
    »In welchem Geheimbereich?«
    »Im Süden. Hinter dem Querzaun.«
    »Dort liegt die Müllhalde. Für Zeug, das nicht mehr verwertbar ist. Daran ist nichts geheim.«
    »Warum gibt’s dann ein bewachtes Tor?«
    »Damit die Leute nicht faul werden. Jemand hat keine Lust zum Arbeiten, schmeißt gutes Zeug weg, wir verlieren Geld.«
    »Gehören Sie zum Management?«
    »Ich bin Kontrolleur.«
    »Wollen Sie kontrollieren, wie ich hier rauskomme?«
    »Sie können nicht weg.«
    Reacher sah aus dem Fenster. Die Sonne stand über dem Horizont. In wenigen Minuten würde sie über den Ostzaun scheinen. Doch, ich könnte weg, dachte er. Das Werkstor war offen, Lastwagen fuhren hinaus. Den richtigen Augenblick abpassen, an dem großen Kerl vorbeikommen, auf einen Tieflader springen, Ende der Vorstellung. Ohne den Schraubenschlüssel erschien der Riese weniger gefährlich. Er saß unbewaffnet in einem niedrigen Sessel. Er war schwer, und Schwerkraft war Schwerkraft. Und große Kerle waren langsam. Und Reacher besaß zwei Messer.
    »Ich war Footballprofi«, sagte der Riese.
    »Aber kein sehr guter«, sagte Reacher.
    Der Riese schwieg.
    »Ich wette, dass Sie auf diesem Posten genauso schlecht sind.«
    Der Riese schwieg.
    Ich könnte weg, dachte Reacher nochmals.
    Aber ich will nicht.
    Ich warte lieber ab, was passiert.
    Er musste weitere zwanzig Minuten warten, bevor irgendetwas passierte. Der Riese hockte still und stumm vor der Tür, und Reacher vertrieb sich die Zeit in seiner Ecke. Er war nicht unglücklich. Er verstand sich besser als jeder andere darauf, die Zeit totzuschlagen. Die Morgensonne stieg höher und schien durch die dicken Plexiglasscheiben. Die einfallenden Strahlen warfen wolkiges Licht auf den Schreibtisch. Es enthielt sämtliche Regenbogenfarben.
    Dann wurde die Tür geöffnet. Der Riese setzte sich hastig auf, rutschte mit seinem Sessel zur Seite, und der Vorarbeiter kam wieder herein. Er hielt weiter sein Funkgerät in der Hand. In dem hellen Rechteck aus Tageslicht hinter ihm konnte Reacher die Anlage in Betrieb sehen. Lastwagen rollten, Kräne bewegten sich, Arbeiterkolonnen schufteten, Funken sprühten, ohrenbetäubender Lärm begleitete alles. Der Vorarbeiter blieb auf halbem Weg zwischen der Tür und Reachers Sessel stehen und sagte: »Mr. Thurman will Sie sprechen.«
    Sieben Uhr, dachte Reacher. Für Vaughan endete jetzt die Nachtschicht. Sie würde in Hope zu dem Schnellrestaurant unterwegs sein, um zu frühstücken, um nach ihrem Truck zu sehen und nach ihm Ausschau zu halten. Oder vielleicht auch nicht.
    Er sagte: »Ich kann fünf Minuten für Mr. Thurman erübrigen.«
    »Sie werden mit ihm reden, so lange er will.«
    »Sie hat er vielleicht in der Tasche, aber mich nicht.«
    »Aufstehen!«,

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