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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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befahl der Vorarbeiter. »Mitkommen!«

38
    Reacher folgte dem Vorarbeiter aus dem Bürocontainer in den nächsten. Auch dieser war ein Stahlkasten, aber innen besser eingerichtet. Es gab einen Teppichboden, die Sessel bestanden aus Leder, der Schreibtisch war aus Mahagoni. An den Wänden hingen Bilder, lauter billige Drucke, auf denen Jesus dargestellt war. Auf allen hatte Jesus blaue Augen, langes blondes Haar und einen gepflegten blonden Bart und trug pastellblaue Gewänder. Er sah mehr wie ein Surfer aus Malibu als ein Jude vor zweitausend Jahren aus.
    Auf einer Ecke des Schreibtischs lag eine Bibel.
    Hinter dem Schreibtisch saß ein Mann, der Mr. Thurman sein musste. Er trug einen Dreiteiler aus Schurwolle und schien Ende sechzig zu sein. Er sah rosa und rundlich und wohlhabend aus, hatte weißes, leicht gewelltes Haar, das er mittellang und sehr akkurat gekämmt trug. Sein Lächeln war freundlich und geduldig. Er sah aus, als käme er gerade aus einer Fernsehshow. Er hätte ein Quizmaster oder Fernsehprediger sein können. Reacher stellte sich ihn vor, wie er sich ans Herz griff und ankündigte, Gott werde ihn mit einem Herzschlag niederstrecken, wenn die Zuschauer ihm kein Geld schickten.
    Und die Zuschauer würden es tun, dachte Reacher. Mit diesem Gesicht würde er unter Fünfern und Zehnern begraben werden.
    Der Vorarbeiter wartete auf ein Nicken, dann ging er wieder. Reacher ließ sich in einen der Ledersessel fallen und sagte: »Ich bin Jack Reacher. Sie haben fünf Minuten Zeit.«
    Der Mann hinter dem Schreibtisch sagte: »Ich bin Jerry Thurman. Freut mich sehr, Sie kennenzulernen.«
    Reacher sagte: »Jetzt haben Sie noch vier Minuten sechsundfünfzig Sekunden.«
    Thurman sagte: »Tatsächlich, Sir, habe ich so viel Zeit wie nötig.« Seine Stimme war sanft und einschmeichelnd. Seine Wangen zitterten, als er sprach. Zu viel Fett, nicht genug Muskelspannung. Kein schöner Anblick. »Sie haben in meiner Stadt Ärger gemacht, und jetzt treiben Sie sich unbefugt auf meinem Betriebsgelände herum.«
    »Ihre Schuld«, entgegnete Reacher. »Hätten Sie nicht diesen Schlägertrupp ins Restaurant geschickt, hätte ich rasch zu Mittag gegessen und die Stadt schon vor Tagen verlassen. Kein Grund zu bleiben. Sie herrschen nicht gerade über das Magische Königreich.«
    »Das will ich auch gar nicht. Dies ist ein Industrieunternehmen.«
    »Das habe ich gesehen.«
    »Aber das wissen Sie seit Tagen. Die Leute in Hope haben Ihnen bestimmt alles über uns erzählt. Wozu also hier herumschnüffeln?«
    »Ich bin von Natur aus neugierig.«
    »Offensichtlich«, sagte Thurman. »Was uns etwas misstrauisch gemacht hat. Wir arbeiten hier mit eigenen Verfahren, die wir selbst entwickelt haben und die Betriebsgeheimnisse sind, wenn Sie so wollen. Werksspionage könnte unseren Gewinn schmälern.«
    »Metallrecycling interessiert mich nicht.«
    »Das wissen wir jetzt.«
    »Sie haben mich überprüfen lassen?«
    Thurman nickte.
    »Wir haben Nachforschungen angestellt«, erklärte er. »Letzte Nacht und heute Morgen. Sie sind genau das, was Sie in der Verhandlung wegen Landstreicherei vor Richter Gardner angegeben haben. Ein Mann auf der Durchreise. Ein Niemand, der vor zehn Jahren in der Army diente.«
    »Das bin ich.«
    »Aber Sie sind ein sehr hartnäckiger Niemand. Sie haben die lächerliche Forderung gestellt, als Deputy vereidigt zu werden. Nachdem Sie bei einer Schlägerei einem Mann seine Plakette abgenommen hatten.«
    »Die er angefangen hat. Auf Ihre Anweisung hin.«
    »Also fragen wir uns, warum Sie so scharf darauf sind zu erfahren, was hier abläuft.«
    »Und ich frage mich, warum Sie so scharf darauf sind, es zu verbergen.«
    Thurman schüttelte sein großes weißes Haupt.
    »Wir haben nichts zu verbergen«, sagte er. »Und weil Sie geschäftlich keine Gefahr für mich sind, werde ich’s Ihnen beweisen. Sie haben die Stadt gesehen, Sie haben einige der Leute, die hier leben, kennengelernt, und jetzt sollen Sie das Werk besichtigen. Ich werde Ihr persönlicher Führer und Begleiter sein. Sie können sich alles ansehen und mich alles fragen.«
    Sie fuhren mit Thurmans eigenem Wagen, einem Chevy Tahoe des gleichen Baujahrs wie die Fahrzeuge des Sicherheitsdiensts, nur schwarz statt weiß lackiert. Mit der gleichen spartanischen Innenausstattung. Ein Alltagsfahrzeug. Der Zündschlüssel steckte. Vermutlich aus Gewohnheit. Und bestimmt nicht riskant. Niemand würde den Wagen des Chefs ohne seine Erlaubnis benutzen. Thurman

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