Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
lange bevor sie sie hörten. Lange, bevor sie etwas anderes spürten als den gierigen Luftzug, mit dem sämtliche Fenster auf der Nordseite des Hauses herausflogen.
Joe landete hart auf dem Boden und rollte sich zur Seitenwand des Squashcourts hin, die einen gewissen Schutz zu bieten versprach. Er sah gerade lange genug nach oben, um die ersten verheerenden Effekte der Druckwelle zu sehen: Valentin und Priya, wie sie von den Füßen gerissen und quer durch den Spieleraum geschleudert wurden. Dann zwang ihn ein blendend greller Lichtblitz, die Arme vors Gesicht zu reißen und den Kopf in den Winkel zwischen Wand und Boden zu drücken.
Er spürte, wie das ganze Haus erbebte, und als das Geräusch
der Detonation ihn mit Verzögerung erreichte, hörte er ein dumpfes Dröhnen, lauter als jeder Donner. Begleitet wurde es von einem tiefen, reißenden Getöse, das ihn mehr ängstigte als alles, was er in seinem Leben je gehört hatte – es war das Geräusch, mit dem Stein und Holz, Ziegel und Glas zerbarsten, und es hörte sich an wie das Ende der Welt.
Priya war noch bei Bewusstsein, als die Druckwelle sie in die Luft riss. Ihr Kopf wurde nach hinten geworfen, ihre Arme und Beine spreizten sich, und die Maschinenpistole flog in eine andere Richtung davon. Sie versuchte die Kontrolle über ihre Gliedmaßen zu behalten, versuchte nach Valentin zu greifen, als er ebenfalls von der Welle erfasst wurde, und einen Sekundenbruchteil lang glaubte sie, seine Hand in ihrer zu spüren – war sich sicher, die weiche, beruhigende Berührung von menschlicher Haut zu spüren, wenn auch nur für einen flüchtigen Augenblick; und während sie mit Verspätung begriff, wie Oliver sie verraten hatte, wurde ihr auch schon bewusst, dass dies die allerletzte Berührung war, der allerletzte Augenblick.
Liam war in einer besseren Position als die meisten anderen, um zu begreifen, was hier passierte. Er war für die Beschaffung des Propans zuständig gewesen und hatte eine grobe Schätzung der Menge vorgenommen, die nötig sein würde, um Dreamscape zu zerstören. Valentin hatte sich keine allzu großen Gedanken darüber gemacht, ob die Nachbarhäuser bei der Explosion beschädigt würden, solange nur Feltons extravaganter Entwurf dem Erdboden gleichgemacht würde.
So gesehen hätte Liam eigentlich eine ziemlich genaue Vorstellung von dem haben können, was ihn erwartete.
Aber die Wirklichkeit war weit schlimmer als alles, was er sich hatte träumen lassen.
Zu viel Gas , dachte er, als um ihn herum die Hölle losbrach. Sie hätten die Behälter im Erdgeschoss lassen sollen, dann hätten die Mauern den größten Teil der Druckwelle abgefangen.
Hab ich mich wohl verrechnet.
Und jetzt würden sie alle sterben.
60
Keine Patrouillen bewachten die Insel, und die Brücke war nicht gesperrt; dennoch hätte Liams Mann sie beinahe das Leben gekostet.
Terry war in sein Haus gerannt, hatte das Garagentor geöffnet und seinen riesigen schwarzen Hummer hinausgefahren. Angela hatte das Gefährt immer albern gefunden – ein hässliches, umweltzerstörendes Biest.
»Sehr kleiner Penis« – das war Donalds Standardspruch gewesen, wann immer Terry Fox in dem Geländewagen vorbeigebraust war. Jetzt schwor Angela sich insgeheim, nie wieder ein schlechtes Wort über den Hummer zu sagen, wenn er sie nur heil hier herausbrachte.
Sie stiegen alle ein. Angela machte sich immer noch Gedanken, weil sie Oliver Felton zurückgelassen hatten, doch dann jagte Terry den Motor hoch, und sie wurde in ihrem Sitz zurückgeworfen, als der Wagen beschleunigte und davonraste. Sie dachte, Terry würde dieses Höllentempo beibehalten, bis sie die Insel hinter sich gelassen hatten, doch nach nicht einmal hundert Metern stieg er jäh auf die Bremse.
Bis sie sich wieder gefangen hatte, war Terry schon aus
dem Wagen gesprungen und hatte sich über ein dunkles Etwas gebeugt, das am Straßenrand lag. Jetzt drehte er sich um; winkte Angela zu sich. Sie stieg aus und erkannte, dass es sich um einen Menschen handelte. Er war bewusstlos und blutete heftig aus mehreren Kopf – und Brustwunden.
Es war ein Mitglied der ersten Bande. Pendry, wenn sie sich richtig erinnerte. Er war lebensgefährlich verletzt – offenbar war er in einen Kampf mit einem von Feltons Leuten verwickelt worden, oder vielleicht mit Juri.
Die neue, kampfgestählte Angela hätte es beinahe fertiggebracht, Terry zu sagen, er solle ihn liegenlassen. Wieder einsteigen und einfach fahren . Gott sei Dank hatten
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