Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
Priya.
»Ich bitte um Entschuldigung. Ihr möchtet, dass ich die Tochter verschone, aber Cassie und ihr Sohn sollen
sterben, um den Weg für eure eigene … Liaison zu bereiten. Werden Sie sie heiraten?« Felton richtete die Frage in scharfem Ton an Valentin, der zurückschreckte.
»Das reicht jetzt. Geben Sie mir meine Tochter und das Gold, und wir lassen Sie am Leben.«
Felton ignorierte ihn. »Ich wünschte, Juri hätte mir gesagt, dass sie Ihre Achillesferse ist.«
»Juri wusste nichts von uns«, sagte Valentin. »Das hat niemand gewusst.«
»Da haben Sie einen verdammt guten Fang gemacht, Valentin. Wir waren uns gerade einig, dass sie eigentlich sogar ein bisschen zu gut für Sie ist. Ich kann mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen, dass das lange gutgeht.«
Eine Sekunde lang dachte Priya, Valentin würde ihr die Waffe entreißen und Felton auf der Stelle erschießen. Sie kannte seine Neigung zum Jähzorn sehr gut; sie wusste genau, wie empfindlich und nachtragend er war. Sie hatte sich gesagt, dass all das nicht mehr wichtig wäre, wenn sie erst einmal zusammen wären, dass die Sicherheit und der Wohlstand seine negativen Eigenschaften aufwiegen würden.
Und außerdem hatte Valentin sie gerettet, wie der edle Ritter im Märchen. Ohne ihn wäre sie im Sumpf von Drogensucht und Prostitution versunken.
Sie war ihm etwas schuldig. Oder nicht?
»Ich gebe Ihnen eine letzte Chance«, sagte Valentin gedehnt. »Sie sagen mir, wo meine Tochter ist, oder Priya wird schießen. Wir fangen mit den Kniescheiben an. Das tut verdammt weh.«
Felton schien unbeeindruckt, und Priya wusste, warum. Valentin konnte sich nicht erlauben, ihn zu schwer zu verletzen – wenn etwas schiefginge, wäre seine Tochter für immer verloren.
Das war der Schlüsselmoment. Der Moment, in dem Priya mit absoluter Klarheit erkannte, dass Felton recht hatte. Er hielt wirklich alle Karten in der Hand. Er hatte das Gold, und er hatte Sofia, und sie hatten nichts Vergleichbares, nur leere Drohungen und Waffen, die ihnen in dieser Situation so viel nützten wie Spielzeugpistolen.
Und Valentin war schuld. Nur seine Arroganz und seine mangelhafte Einschätzung der Lage hatten es Juri ermöglicht, ihn zu hintergehen. Nur seine nachlässige Planung hatte die Entführung seiner Familie möglich gemacht.
All dies waren Zeichen der fundamentalen Charakterschwäche, die Felton beschrieben hatte.
Und Felton, der sie mit seinem wissenden, verschlagenen, durchdringenden Blick beobachtete, verfolgte den Prozess von Priyas Umorientierung Schritt für Schritt, registrierte jede einzelne Berechnung, die sie anstellte, während er auf das unausweichliche Fazit wartete.
Als es so weit war, weiteten sich seine Augen, sein Blick wurde milder, und Priya fürchtete schon, er würde alles verderben, indem er ihr vorzeitig gratulierte. Aber dazu kam er nicht mehr. Denn das war auch der Moment, in dem sein Handy klingelte.
59
Vor dem Hintergrund der Ereignisse dieses Abends wirkte das alltägliche Geräusch eines läutenden Telefons irgendwie fehl am Platz. Joe wusste nicht, was es zu bedeuten hatte, dass jemand in diesem Moment anrief, doch er war dankbar für die Unterbrechung.
Er hatte das Gespräch zwischen Felton und Priya verfolgt und konnte sich vorstellen, dass sie versucht war, die
Seiten zu wechseln. Bald würde Liam zum selben Schluss gelangen. Feltons spöttische Bemerkung, dass er das fünfte Rad am Wagen sei, hatte einen wunden Punkt getroffen. Seit diesem Moment trat Liam nervös von einem Fuß auf den anderen und hielt seine Pistole schussbereit in der Hand. Er traute niemandem mehr.
Und so fällt alles auseinander.
Auf der Galerie erlaubte Priya Felton, das Handy aus der Tasche zu ziehen. Er warf einen Blick auf das Display und stutzte.
»Oliver?«
Während er zuhörte, suchte Felton Blickkontakt mit Priya. Er zuckte mit den Achseln und runzelte dann die Stirn, während er das Telefon ans Ohr presste, als hätte er Mühe, den anderen zu verstehen.
Joe konnte sich denken, dass es Oliver reizen würde, sich mit seiner Flucht zu brüsten. Er rief wahrscheinlich an, um seinem Vater zu sagen, dass er sich aufs Festland in Sicherheit gebracht und die Polizei alarmiert hatte. Joe betete nur, dass er auch daran gedacht hatte, die anderen Gefangenen zu befreien.
Dann stammelte Felton: »W-was soll das heißen? Streichhölzer?«
»Ich habe ein paar aufgehoben«, sagte Oliver. »Ich habe sie schon seit Jahren, versteckt in meinem Schlafzimmer –
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