Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
hätte er auch schon in der Tasche.«
Meine Insel , dachte Joe. Für einen Mann mit so vielen politischen Kontakten wie Felton war es wohl nicht allzu schwierig gewesen, in einem geheimen Deal den ehemaligen Militärstützpunkt zu erwerben.
Mit düsterer Stimme fügte Cassie hinzu: »Er hat außerdem
behauptet, Valentin hätte einen Raubüberfall organisiert, aber versucht, es so aussehen zu lassen, als ob er selbst auch ein Opfer wäre. Stimmt das?«
»Leider ja.« Joe berichtete ihr in knappen Worten, was er wusste, auch von Valentins Verstrickung in die Sache und dem anschließenden Überfall von Feltons Trupp. Cassie war angewidert, aber nicht sonderlich überrascht, als sie von Juris Verrat hörte.
»Aber jetzt ist er doch tot?«
»Viele Menschen sind tot. Manche haben es verdient. Andere nicht.« Joe seufzte, als er an Angela Weaver dachte. Cassie hatte noch viel mehr Fragen, aber Joe wehrte sie sanft ab. Es war nicht der passende Zeitpunkt, ins Detail zu gehen, zumal, da Jaden jedes Wort begierig aufsog.
»Gehen wir«, sagte er.
Er öffnete die hintere Tür des Range Rovers und half den dreien in den Wagen. Jaden stieg als Letzter ein. Joe hielt ihn einen Moment zurück und ging in die Hocke, um ihm in die Augen zu sehen. Mit leiser Stimme sagte er: »Du warst heute sehr tapfer. Ich bin stolz auf dich.«
Jaden schüttelte verschämt den Kopf.
»Doch, das stimmt«, versicherte Joe ihm. »Aber es kann sein, dass du in den nächsten Wochen genauso tapfer sein musst.«
»Werden uns noch mehr Leute wehtun?«
»Nein. Ganz bestimmt nicht. Aber deine Mama wird viel Hilfe brauchen, und eine Menge Liebe. Okay?«
Jaden war schon alt genug, um sich bei dem Wort Liebe verlegen zu winden. »Wirst du ihr denn auch helfen?«, fragte er. Der ernste und zugleich liebevolle Blick, mit dem der Junge ihn ansah, war schwer zu ertragen. Joe wusste, dass er ihn so schnell nicht vergessen würde.
»Es tut mir leid, Jaden. Aber das kann ich nicht.«
Während ihres Gesprächs waren noch mindestens zwei weitere Konvois von Rettungsfahrzeugen auf der anderen Seite des Zauns vorbeigerast. Joe stieg in den Range Rover und fuhr langsam die Zufahrtsstraße entlang, bis er den BMW erreichte.
Cassie sagte nichts, als er hinaussprang und seine Kassette holte. Erst als er wieder einstieg und die Kassette vor den Beifahrersitz stellte, begriff sie, was es war und was das bedeutete.
Sie setzte zum Sprechen an, doch ihre Stimme versagte, und sie musste stattdessen husten. Joe warf einen Blick in den Spiegel und sah, dass ihre Augen feucht glänzten.
Er fuhr zum Haupttor hinaus und bog links ab, ignorierte den Instinkt, der ihn drängte, die Insel schnellstmöglich hinter sich zu lassen.
Sie waren noch keine zweihundert Meter gefahren, als sie auf eine Ansammlung von Fahrzeugen stießen, wie sie Terror‘s Reach noch nicht gesehen hatte. Sogar einige Privatautos parkten am Straßenrand. Wahrscheinlich schlaflose Zeitgenossen, die der Anblick des Feuers angelockt hatte.
»Diese Gaffer«, murmelte Joe und schüttelte den Kopf.
Vom Rücksitz aus betrachtete Cassie das Chaos aus Feuer und Zerstörung und sagte mit bitterer Traurigkeit in der Stimme: »Und das alles für ein Zimmer voll Gold.«
Joe parkte in sicherer Entfernung, mehrere Autos hinter einer eilig errichteten Polizeiabsperrung. Nasenkos Haus war rund zweihundert Meter dahinter; es sah immer noch erstaunlich unversehrt aus. Im Wäldchen gegenüber loderten die Flammen, doch sie waren noch nicht über die Straße gesprungen. Ungefähr zwanzig Feuerwehrleute
standen auf der Fahrbahn und bemühten sich nach Kräften, das Feuer einzudämmen.
Joe stieg aus und half dann Cassie und den Kindern aus dem Wagen. Die Luft war warm und erfüllt von scharfem Brandgeruch, der Nachthimmel verdeckt von einem grauen Rauchschleier, der sich immer noch weiter ausbreitete. Ascheflocken tanzten um sie herum wie Blütenblätter.
Joes Blick fiel auf ein Auto, das direkt hinter der Absperrung abgestellt war: Es war Terry Fox‘ Hummer. Er stand in Fahrtrichtung zu den Inselgrundstücken, was darauf hinzudeuten schien, dass jemand auf das Feuer zugefahren war anstatt davon weg. Merkwürdig, dachte er.
Dann entdeckte er das kleine Grüppchen, das sich um das Heck eines Rettungswagens scharte. Maria und der Fahrer des Amerikaners saßen drin und wurden von einem Sanitäter versorgt.
Cassie trat neben Joe, folgte seinem Blick und sagte: »Ist das nicht Angela Weaver?«
Es war einer dieser
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