Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
er gelogen hat, als ich ihn fragte, wo er gerade sei. Und er hat angefangen, mehr auf sein Äußeres zu achten, auf seine Frisur und seine Kleidung.«
»Sie glauben, er hat eine Geliebte?«
»Mehr als das. Ich glaube, er hat sich ernsthaft verliebt.« Cassies Stimme wurde ein wenig zittrig. »Nach unserer Hochzeit hat er angefangen, Andeutungen zu machen, dass er fremdgeht. Hauptsächlich mit Luxus-Callgirls. Er tat, als sei das völlig normal, als würde er erwarten, dass ich sage: ›Ja, klar, mach nur.‹«
»Aber das haben Sie nicht gesagt?«
»Nein. Ich bin ausgeflippt. Dann hat er plötzlich behauptet, er hätte nur Spaß gemacht, aber ich glaube nicht, dass das stimmt. In diesem Moment hätte ich eigentlich Schluss machen sollen. Ich war naiv. Dumm. Und ich war gerade schwanger geworden.«
Sie schauderte. Joe wartete, bis sie sich wieder gefangen hatte.
»Diesmal ist es anders. Nicht nur Gelegenheitssex, sondern etwas Ernsteres. Und so, wie ich Valentin kenne, wird er zweigleisig fahren wollen. Eine Ehefrau zu Hause in Sussex, die ihm Kinder gebiert, wann immer er will. Und eine Vollzeit-Geliebte in London.«
»Jetzt verstehe ich, warum Sie das mit dem Ewigkeitsring unpassend fanden.«
»Das hat mich echt fertiggemacht. Und der Zeitpunkt … Das kann kein Zufall sein.«
»Was meinen Sie?«
Sie flüsterte fast, als sie antwortete: »Ich habe darüber nachgedacht, ihn zu verlassen.«
»Sie haben mit Valentin darüber gesprochen?«
»Das würde ich nicht wagen. Das eine Mal, als ich versucht habe, ihm zu erklären, wie unglücklich ich bin, hat er mir mehr oder weniger zu verstehen gegeben, ich solle keine Dummheiten machen. Aber eines Tages habe ich dann mit meiner Mutter telefoniert, und da bin ich einfach ausgerastet. Sie unterstützt mich wirklich sehr, aber sie hat mich auch überredet, es noch einmal zu versuchen – als ob das alles irgendwann von selbst vorbeigehen würde. «
»So sind Eltern nun mal, denke ich«, sagte Joe. »Aber Sie glauben nicht, dass es vorbeigeht?«
»Nicht mehr. Aber ich habe ihr von meinem Verdacht erzählt, und ich habe auch mit ihr darüber gesprochen, wie ich alles regeln würde, falls ich Valentin tatsächlich verlassen sollte. So ziemlich genau von diesem Zeitpunkt an war er nur noch kalt und abweisend zu mir.«
Ein, zwei Sekunden lang war es ganz still. Joe wünschte, er könnte in Zweifel ziehen, was sie gerade gesagt hatte, aber er konnte es nicht. Es war alles zu plausibel.
»Er hört Ihre Gespräche ab?«
Cassie nickte. »Er hat krankhafte Angst vor Industriespionage, und ich wette, dass er selbst in der Vergangenheit schon Leute bespitzelt hat. Warum sollte er nicht auch mich ausspionieren?«
»Wenn er von Ihren Überlegungen weiß, würde er Sie dann nicht einfach zur Rede stellen?«
»Vielleicht denkt er, da kommt noch mehr. In dem Augenblick, wo er zugibt, dass er mich belauscht, büßt er etwas von seiner Macht über mich ein.« Sie zögerte und warf einen nervösen Blick über die Schulter. »Außerdem ist es gar nicht so sehr die Tatsache, dass ich ihn verlassen könnte, die ihm Sorgen macht. Sondern wen ich mitnehmen würde, wenn ich es täte.«
»Sofia.«
»Ja. Sie ist der Hauptgrund, warum er mich nicht gehen lassen will. Er weiß, dass ich nie ohne sie gehen würde, und in seinen Augen ist sie sein Eigentum. Und mit ihr auch ich.«
Joe schwieg und konzentrierte sich aufs Fahren. Es war wenig Verkehr, die Straße war frei, und sie kamen schnell voran – was auch immer ihr Ziel sein mochte.
Dann sagte Cassie: »Da ist noch etwas. Vor ein oder zwei Wochen habe ich zufällig ein Gespräch zwischen ihm und Juri mit angehört. Ich weiß nicht, worum es ging, aber Juri fragte: ›Sollen sie sterben?‹, und Valentin antwortete: ›Nicht, wenn wir eine bessere Lösung finden können.‹«
»Was?«
»Das ist alles, was ich gehört habe. Nicht, wenn wir eine bessere Lösung finden können. Dann haben sie mich bemerkt und sofort das Thema gewechselt.«
»Und Sie haben keine Ahnung, worum es ging?«
»Nein. Ich habe mich schon gefragt, ob ich mich vielleicht verhört habe, aber das glaube ich nicht. Als Juri
mich sah, da hat er mir so einen Blick zugeworfen … Als ob er nur darauf warten würde, einmal zehn Minuten mit mir allein in einem Zimmer zu sein, verstehen Sie?« Sie fröstelte wieder und rieb sich die Arme. »Manchmal fürchte ich, dass Valentin ihm eines Tages freie Hand lassen wird.«
»Nicht, wenn ich noch ein Wörtchen
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