Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach
Aber er hat vorgeschlagen, dass wir uns mal zum Lunch treffen, solange ich noch im Lande bin.«
»Hervorragend.« Nasenko konnte die Befriedigung in seiner Stimme nicht verbergen.
»Hey, ich werde bloß weitergeben, was Sie mir erzählt haben. Ich kann nicht garantieren, dass er darauf eingeht.«
»Natürlich nicht. Aber ich bin Optimist.«
»Schön für Sie. Aber eines sollten Sie wissen: Bobby Felton macht gerne seine Hausaufgaben. Er wird jedes kleinste Detail wissen wollen, bevor er irgendetwas unterschreibt. «
»Damit können wir dienen.«
»Jetzt gleich? Ich höre.«
McWhirter setzte zu einer Erwiderung an, doch irgendetwas brachte ihn zum Schweigen. Ein Blick oder eine Geste von Nasenko vielleicht.
»Um unseren guten Willen zu beweisen, können wir die Grundzüge unseres Vorhabens skizzieren. Sie haben doch Zeit? Wir können ja unterdessen die Aussicht auf den Hafen genießen.«
»Sicher.« Travers klang nicht übermäßig begeistert – sei es von Nasenkos angeblicher Großzügigkeit oder der Qualität der Aussicht. »Ich will genug wissen, um mich davon überzeugen zu können, dass die Sache reell ist. Nehmen Sie‘s nicht persönlich, aber ich bin viel zu alt, um mich noch von irgendwem über den Tisch ziehen zu lassen.«
»Sie vertrauen mir nicht?«, entgegnete Nasenko.
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber was viel wichtiger ist: Wenn ich hier als Mittelsmann auftrete, darf ich nicht riskieren, Bobbys Vertrauen in mich zu gefährden.« Travers ließ wieder sein humorloses Lachen hören. »Sie kennen doch diese Geschichten aus der Zeit der Nazi-Besatzung? Wenn ein einziger Deutscher in einen Hinterhalt der Résistance geriet, übten die Nazis Vergeltung, indem sie die Einheimischen zusammentrieben und willkürlich zehn oder zwanzig über die Klinge springen ließen. Tja, und das beschreibt in etwa Feltons Methoden.«
Nasenko klang aufgebracht, als er ihn unterbrach. »Es ist nicht nötig, dass Sie …«
»Das will ich doch nicht hoffen, aber ich sag‘s Ihnen trotzdem. Bei dem Burschen gibt es keine Grenzen. Keine Verhältnismäßigkeit. Das Konzept an sich ist ihm fremd. Wenn Sie ihm gegenüber loyal sind, und er weiß es, dann gibt es keinen besseren Partner als ihn. Aber wehe, Sie verärgern ihn – dann unterschreiben Sie Ihr eigenes Todesurteil. «
Nasenko spielte die Warnung mit einem Lachen herunter.
»Robert Felton ist mit allen Wassern gewaschen, das will ich nicht bestreiten. Aber ich bin auch kein Amateur. Und Sie sollten wissen, dass ich nach genau den gleichen Grundsätzen arbeite.«
23
Cassies Ton machte Joe unmissverständlich klar, dass sie es ernst meinte. Sie war ganz offensichtlich überzeugt, dass es gute Gründe gab, die Polizei nicht einzuschalten, und dabei musste er es bewenden lassen.
Hinter ihm sprang die Ampel auf Grün. Der Mercedes beschleunigte und kam immer näher. Die Ampel vor ihnen zeigte weiter Rot. Vor ihnen war kein Auto, und die Kreuzung war frei.
Joe trat das Gaspedal durch und schoss an der roten Ampel vorbei. Er bog scharf links in die Lansdowne Road ab, vorbei an einem hässlichen Gebäude – dem städtischen Gerichtshof. Dann wieder rechts und gleich wieder links, ein wilder Zickzackkurs, mit dem er die Verfolger abzuschütteln hoffte.
Sie befanden sich jetzt in der Eaton Road, einer ansprechenden, von Bäumen gesäumten Straße mit einer Mischung aus Einfamilienhäusern mit Vorgärten und kleinen Wohnblocks aus rußigem hellgelbem Backstein. Als sie am Kricketplatz vorbeikamen, erinnerte Joe sich an einen unterhaltsamen Sonntag, den er dort einmal auf der Zuschauertribüne verbracht hatte, und an einen noch unterhaltsameren Sonntagabend im Pub nebenan.
Wieder bog er rechts ab in die Wilbury Road, eine breite Straße mit Parkplätzen auf beiden Seitenstreifen und weiteren in der Mitte zwischen den Fahrbahnen. Sie waren ungefähr in der Mitte des Blocks angelangt, als plötzlich ein verbeulter alter Datsun stotternd und in dichte Abgaswolken eingehüllt vom Bordstein losfuhr.
Joe stieg hart auf die Bremse und fuhr im Schritttempo weiter. Er sah in den Spiegel – hinter ihnen war immer noch alles frei. Der Datsun machte keine Anstalten zu beschleunigen. Und in der Mitte der Straße waren freie Parkplätze.
Cassie schnappte erschrocken nach Luft, als Joe durch die schmale Lücke zwischen zwei parkenden Autos schoss, auf der falschen Straßenseite beschleunigte und nach vierzig oder fünfzig Metern wieder auf die linke Spur wechselte.
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