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Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach

Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach

Titel: Overkill - Bale, T: Overkill - Terror's Reach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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lassen hatte Joe sich erboten,
die Arbeit in seiner Freizeit selbst zu erledigen. So war er beschäftigt und hielt sich zugleich fit.
    Und manchmal betrachtete er es auch als eine Art Buße.
    Joe war mit der einen Seite der Auffahrt fertig und mit der anderen schon ein gutes Stück vorangekommen. Er hatte die Erde in der entsprechenden Tiefe ausgehoben, hatte Unkrautvlies und Schotter verlegt. Als Nächstes musste eine Schicht grober Sand darauf verteilt und als Unterlage für das Verbundpflaster festgewalzt werden.
    Anfang der Woche waren zehn Tonnen Sand in Säcken angeliefert und gleich hinter dem Tor abgeladen worden. Jetzt holte Joe eine Schubkarre und eine Schaufel aus der Garage und machte sich daran, den Sand über die Auffahrt zu transportieren, um ihn auf dem Schotter zu verteilen. Bei Temperaturen über dreißig Grad war es eine mörderische Strapaze, aber das war gut. Das war genau das, was er wollte.
    Schon nach wenigen Minuten war er in einen angenehmen Rhythmus verfallen. Am meisten befriedigte es ihn, dass die Arbeit so einfach war und er das Ergebnis unmittelbar sehen konnte. Er liebte die Einsamkeit und die frische Luft, und die Tatsache, dass er seine Gedanken ungehindert schweifen lassen konnte, während er arbeitete – oder auch schlicht und einfach an gar nichts denken. Einfach alles vergessen.
    Mehr als einmal hatte Joe darüber nachgedacht, welche Richtung sein Leben hätte nehmen können, wenn er sich für eine Tätigkeit wie diese entschieden hätte: ein Leben, erfüllt von guter, ehrlicher Arbeit. Hätte er diesen Weg eingeschlagen, dann würde er heute vielleicht ein glückliches, unkompliziertes Dasein mit seiner Frau und seinen Töchtern genießen. Stattdessen saß er hier fest, in einem verführerischen Trugbild des Paradieses.

    Er ging gerade mit der Schubkarre zurück, um die nächste Ladung zu holen, als er hinter dem Tor eine Bewegung wahrnahm. Es war Angela Weaver, die ihr robustes Mountainbike vor sich herschob. Mit ihrem breitkrempigen Hut und dem geblümten Sommerkleid erinnerte sie an eine Figur aus Miss Marple , doch ihre Beine waren so schlank und muskulös wie die einer Leichtathletin, und ihre Haut hatte die tiefe, natürliche Bräune, die nur bekommt, wer sich über Jahre viel im Freien aufhält.
    Es war ein vertrauter und willkommener Anblick, wenn er sie mit ihren wehenden graublonden Haaren vorbeisausen sah, mit Brel, ihrem betagten gelben Labrador, der hechelnd hinterdreinrannte. Aber so wie jetzt hatte Joe sie noch nie gesehen – mühsam stapfte sie den Weg entlang, den Kopf gesenkt, das Gesicht im Schatten verborgen.
    »Angela?«
    Sie gab keine Antwort. Joe ließ die Schubkarre stehen und ging die Auffahrt hinunter. Er sah, dass Angela ein wenig humpelte und dass ihr Rad vorne einen Platten hatte. Ihr Labrador sah mindestens so erschöpft und mitgenommen aus wie sie selbst.
    »Angela? Ist alles in Ordnung?«
    Jetzt blickte sie sich um, das Gesicht schmerzverzerrt. »Es ist nichts weiter.« Sie schenkte ihm ein wenig überzeugendes Lächeln. »Bin bloß vom Rad gefallen.«
    »Lassen Sie mich mal sehen.« Joe drückte auf den Knopf am Torpfosten, um die schmiedeeisernen Flügel zu öffnen. »Kommen Sie doch kurz rein.«
    Sie schwenkte ihr Rad mit dem platten Vorderreifen zu ihm herum. Ihrer stoischen Fassade zum Trotz hatte Joe den Eindruck, dass sie im Grunde ganz froh war, ihn zu sehen. Brel begleitete sie durch das Tor, ließ sich zur Begrüßung
kurz den Hals kraulen und trottete dann davon, um den Sandhaufen zu inspizieren.
    »Donald hat mich immer wegen meines ›waghalsigen‹ Fahrstils gewarnt, und jetzt hat er den unwiderlegbaren Beweis«, sagte Angela. Sie hatte eine klare Aussprache und den melodischen Tonfall der Home Counties; eine Sprechweise, die Joes Eltern ironisch mit dem Ausdruck »schrecklich vornehm« auf den Punkt gebracht hätten. Aber der Akzent passte so gut zu Angelas Alter und Aussehen, dass Joe sich nicht vorstellen konnte, wie sie sich sonst hätte anhören sollen.
    »Sind Sie irgendwo dagegengefahren?«, fragte er.
    Ein wenig beschämt schüttelte sie den Kopf. »Ich war gerade über die Brücke gefahren, da hörte ich ein Motorgeräusch. Ich blickte auf und sah ein Motorrad mitten auf der Straße auf mich zurasen. Ist wohl die Ideallinie gefahren, schätze ich.«
    Sie seufzte. Joe verspürte ein Kneifen im Kiefergelenk und merkte, dass er die Zähne zusammenbiss.
    »Ich will gar nicht wissen, was für ein Tempo der draufhatte«, fuhr

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