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P. S. Ich töte dich

Titel: P. S. Ich töte dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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mit einem Dietrich geöffnet und diese zum dritten Mal geleert worden.
    Die Verluste, die durch die Einbrüche entstanden waren, hatten im Schnitt 40 000 Dollar betragen. Servan war versichert, aber Bosch vermutete, dass die Prämien immer weiter angestiegen waren. Die meisten gestohlenen Gegenstände waren käuflich gewesen; die ursprünglichen Besitzer hatten die Frist verstreichen lassen, und so waren diese in Servans Besitz übergangen.
    Braxton kam aus dem rückwärtigen Korridor und trat an den Tisch der Mordermittler.
    »Ja, er erkennt ihn«, sagte er. »Er sagt, Kelman sei vor ein paar Tagen in sein Geschäft gekommen und habe sich ein paar Münzen in der Vitrine angesehen.«
    »Hatte er ihn davor schon einmal gesehen?«
    »Er glaubt es, ist sich aber nicht ganz sicher.«
    »Arbeitet außer ihm noch jemand in dem Geschäft?«
    »Nein. Das ist ein Ein-Mann-Betrieb. Sechs Tage die Woche von neun bis sechs. Hart arbeitender Einwanderer, die alte Leier.«
    Bosch lehnte sich in seinem Stuhl zurück und strich mit dem Daumen über die eine Seite seines Schnurrbarts. Er sagte nichts. Nach einer Weile war Braxton das Warten leid.
    »Harry, brauchst du mich noch?«
    Bosch schaute nicht zu ihm hoch.
    »Hm, könntest du noch einmal zurückgehen und ihn nach der Vitrine fragen?«
    »Nach der Vitrine? In der die Münzen drinliegen?«
    »Ja, frag ihn, ob er sich ganz sicher ist, dass sie jedes Mal abgeschlossen war. Bei allen Einbrüchen.«
    Er merkte, dass Braxton immer noch neben seinem Tisch stand.
    »Na?«
    »Bin ich hier etwa der Laufbursche?«
    »Nein, Brax, dir vertraut er. Stell ihm jetzt diese Frage.«
    Bosch wartete und strich über seinen Schnurrbart. Braxton brauchte nicht lange.
    »Er sagt, dass er diese Vitrine immer verschlossen hält. Auch wenn die Pfandleihe geöffnet ist. Er schließt sie nur auf, um etwas hineinzulegen oder herauszunehmen. Dann schließt er wieder ab, und zwar jedes Mal. Er trägt den Schlüssel immer bei sich, und es gibt keinen zweiten.«
    »Unser Freund hat also einen Dietrich verwendet.«
    »Sieht ganz danach aus.«
    Bosch nickte.
    »Noch was, Brax. Das Saxophon. Er muss doch Unterlagen haben, wer was verpfändet hat, oder?«
    »Allerdings. Wir erhalten Kopien. Die Pfandhaus-Einheit gleicht sie mit den Listen gestohlener Gegenstände ab. Gelegentlich gibt es einen Treffer.«
    Bosch beugte sich vor und hob das Saxophon an, das auf seinem Tisch gelegen hatte.
    »Wie kann ich herausfinden, wer das Saxophon verpfändet hat?«
    Braxton wirkte erstaunt.
    »Und was hat das mit der Sache zu tun?«
    »Soweit ich weiß, nichts. Ich würde nur gerne herausfinden, wer es verpfändet hat.«
    »Das sollte nicht allzu schwierig sein. Die Jungs von der Abteilung verwahren die Unterlagen nach Leihhäusern sortiert in Schuhkartons. Sie könnten sich die Schachtel für das Three Kings einmal ansehen. Je nachdem, wie lange es her ist, könnte die Kopie noch dort liegen.«
    »Was funktioniert besser, wenn du sie anrufst oder wenn ich sie anrufe?«
    »Es wird ihnen in keinem Fall in den Kram passen, aber lass es mich mal versuchen.«
    »Danke, Kumpel.«
    Bosch schaute auf seine Armbanduhr. Es war fast 12 Uhr.
    »Sag ihnen, wir hätten es gerne noch heute.«
    »Ich werde das ausrichten, aber sie werden uns vermutlich nichts versprechen. Es ist Weihnachten, Harry. Die Kollegen wollen früh Feierabend machen.«
    »Sag ihnen einfach, es sei wichtig.«
    »Ist es dir wichtig, oder ist es für den Fall wichtig?«
    Bosch antwortete nicht, und schließlich kehrte Braxton an seinen Schreibtisch zurück, um die Kollegen anzurufen. Bosch schaute sich die drei Einbruchsakten noch einmal an. Als er fertig war, erhob er sich und ging den rückwärtigen Korridor entlang zu den Vernehmungszimmern. Aber statt Raum Nummer drei zu betreten, in dem sich Servan aufhielt, betrat er Nummer vier und schaute sich den Pfandleiher durch die verspiegelte Glasscheibe an. Dieser saß mit verschränkten Armen und geschlossenen Augen am Tisch. Entweder schlief er, oder er meditierte. Vielleicht beides.
    Er verließ das Zimmer und kehrte an seinen Schreibtisch zurück. Er nahm Platz und griff wieder zu dem Saxophon. Er hielt es gern in den Händen, es gefiel ihm, wie es sich anfühlte und wie es in der Hand lag. Er wusste, dass man mit diesem Instrument einen Ton erzeugen konnte, der alle Trauer und Hoffnungen der Menschheit widerspiegelte. Das stimmte ihn nachdenklich. Von neuem erinnerte er sich an den Tag auf dem Schiff. Wie Sugar Ray

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