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P. S. Ich töte dich

Titel: P. S. Ich töte dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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sich vorbeugend und zurücklehnend »The Sweet Spot« und ein paar andere Stücke gespielt hatte. Bosch hatte sich damals in diesen Klang verliebt. Er hatte das Gefühl gehabt, er komme irgendwo tief aus seinem Inneren. Nach diesem Tag war er nicht mehr derselbe.
    Er ließ die Erinnerung hinter sich und ging zu dem Bücherbord, das über den Aktenschränken angebracht war. Er griff zu einem der forensischen Handbücher und begann im Register zu blättern. Er fand, was er suchte, und schlug die entsprechende Seite auf. Er saß da und las, als sein Handy klingelte. Er zog es aus der Hosentasche. Es war Edgar.
    »Harry, wir sind hier soweit fertig. Willst du, dass ich aufs Revier komme?«
    »Noch nicht.«
    »Was dann?«
    »Ihr habt nichts bei der Leiche gefunden, oder? Weder Werkzeug noch Dietrich?«
    »Stimmt. Das habe ich dir aber bereits gesagt.«
    »Ich habe gerade die Berichte über die drei vorigen Einbrüche gelesen. Jedes Mal hatte er es auf diese Vitrine abgesehen. Er hat sie mit einem Dietrich geöffnet. Servan sagt, sie sei immer abgeschlossen gewesen.«
    »Tja, wir haben aber keinen Dietrich gefunden, Harry. Vermutlich hat auch derjenige, der die Leiche bewegt hat, den Dietrich mitgenommen.«
    »Servan ist der Täter.«
    Edgar schwieg einen Augenblick und sagte dann: »Könntest du mir das bitte näher erklären, Harry.«
    Bosch dachte einen Augenblick lang nach und sagte dann:
    »Bei ihm ist innerhalb von zwei Jahren dreimal eingebrochen worden. Jedes Mal wurde die Vitrine mit den Wertsachen geöffnet. Es ist nicht so einfach, mit Handschuhen einen Ring mit Dietrichen zu handhaben. Servan wusste vermutlich, dass der Einbrecher nur für einen einzigen Augenblick die Handschuhe auszog, nämlich um mit seinen Dietrichen zu hantieren. Dietrichen aus Stahl, die er in ein Schloss aus Stahl schob.«
    »Wenn er dieses Schloss mit 110 Volt unter Strom gesetzt hat, kann es bei dem Einbrecher zum Herzstillstand geführt haben.«
    »Nicht unbedingt. Ich habe gerade etwas in einem der Handbücher gelesen. Eine Spannung von 110 Volt reicht zwar für einen Herzstillstand aus, aber es hängt alles von der Stromstärke ab, von den Ampere. Es gibt eine Formel. Das hat irgendetwas mit Widerstand und Spannung zu tun. Du weißt schon, trockene Haut und feuchte Haut, so etwas.«
    »Dieser Bursche hatte gerade seinen Handschuh ausgezogen. Vermutlich war die Hand schweißnass.«
    »Genau. Wenn der Widerstand also gering war und Servan das Schloss direkt mit einer 110-Volt-Leitung verbunden hatte, dann dürfte der erste Stromstoß ausgereicht haben, um die Muskeln zusammenzuziehen. Unser Einbrecher konnte den Dietrich nicht mehr loslassen. Der elektrische Strom jagt durch ihn hindurch, trifft das Herz, es kommt zum Kammerflimmern.«
    »Kammerflimmern ist aber eine natürliche Todesursache, Harry.«
    »Nicht wenn es durch einen Stromstoß ausgelöst wurde.«
    »Dann handelt es sich um mehr als nur um einen Totschlag. Das ist Vorsatz.«
    »Das ist eine Frage für den Staatsanwalt. Wir sind nur für die Fakten zuständig.«
    »Übrigens, wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, ihm eine Socke auszuziehen und nach einer weiteren Verbrennung zu suchen?«
    »Durch die Verbrennungen an den Fingern. Ein Schuss ins Blaue.«
    »Mit dem du wirklich ins Schwarze getroffen hast!«
    »Das war eben Glück. Jetzt musst du dir diese Vitrine ansehen und herausfinden, wie er sie verkabelt hat. Ist die Spurensicherung schon weg?«
    »Sie packen gerade zusammen.«
    »Sag ihnen, sie sollen die Glastheke als Beweisstück mitnehmen.«
    »Die ganze Vitrine? Die ist drei Meter lang!«
    »Sag ihnen, sie sollen sie mitnehmen. Du fährst mit. Die Vitrine ist der Schlüssel zum Ganzen. Sag ihnen, sie sollen vorsichtig damit umgehen.«
    »Sie müssen dann aber von den Special Services einen Lastwagen anfordern.«
    »Spielt keine Rolle. Ruf sie an. Bring’s hinter dich.«
    Bosch klappte das Telefon zu und stand von seinem Schreibtisch auf. Er ging den Korridor entlang, am Diensthabenden vorbei zum Umkleideraum. Am Automaten zog er zwei Pakete Cracker mit Erdnussbutter, öffnete das eine und aß es, während er an seinen Schreibtisch zurückging. Das andere Paket steckte er sich für später in die Jackentasche. Auf dem Rückweg hielt er kurz inne, um am Wasserspender ein Glas Wasser zu trinken.
    Braxton erwartete ihn an seinem Schreibtisch mit einem Blatt Papier in der Hand.
    »Du hast Glück«, sagte er zu Bosch, als dieser näher kam. »Das Saxophon wurde

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