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P. S. Ich töte dich

Titel: P. S. Ich töte dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Waschpulver erinnerte. Als Laie verstand er die genauen Abläufe nicht, aber der Kommissar ahnte, dass er den Grund für das Abschlachten vor sich sah. »Wann hast du es gefunden?«
    »Geschdern Obend. Die Techniker komme gleich, ums auszubaue und zu untersuche. Ich hab Proben vom Pulver genomm. Das Labor war so nett …« Sein Handy klingelte. »Ah, wie bestellt!« Er nahm den Anruf entgegen und lauschte.
    Zimmermann war gespannt, hielt sich jedoch zurück. Jemand hatte allen Bewohnern über die Wasserleitung etwas verpasst. Einen Horrortrip?
Das
war sicher. »Und?«, sagte er, als Rudi aufgelegt hatte. »Was haben sie gefunden?«
    »E netter Mix aus Substanzen, die Menschen dozu bringe, durchzudrehe und Amok zu laafe. Hyperaktivität, Aggressivität, Paranoia, Übersensibilität, Gemütsschwankungen wäre nur einige der Folge, hat Doktor Jeromin gesagt. Ich wette, dass die Obduktionen richtig abgefahrene Blutwerte bringe. Adrenalin und Testosteron leije bestimmt jenseits von Gudd und Böse.« Rudi verzog den Mund, und sein Gesicht drückte fast so etwas wie Anerkennung aus. »Ich würd jo schätze: Milligramm für Milligramm, in kleener Dosierung. Auf die Idee muss ma erst mal komme. Echt diabolisch.«
    Zimmermann staunte. »
Wer
ist darauf gekommen?«
    Rudi zuckte mit den Achseln. »De Fingerabdruckabgleich laaft noch.«
    Der Kommissar sah auf den Apparat im Entkalker. Angesichts der vielen prominenten Toten in der Lagerstraße musste er einen Schuldigen finden. Presse, Öffentlichkeit, seine Vorgesetzten – alle wollten einen Mörder.
    »Ein verrückter Stadtwerke-Angestellter womöglich?«, murmelte er und kratzte sich am Kinn. Der Fall war skurril und verworren, für ihn zu kompliziert.
Mir egal. Da ist eine tote Staatssekretärin im Spiel, aber deswegen ruiniere ich mir meine Karriere nicht. Das BKA soll sich damit befassen.
»Danke, Rudi. Super Job gemacht.« Er wandte sich um und ging.
    »Sehen mir uns bei der Weihnachtsfeier?«, traf ihn die Frage in den Rücken.
    Zur Bestätigung hob Zimmermann die Hand.
    ◊
    »Ein Anruf für Sie, Herr Weiß. Ihre Kanzlei.«
    Adalbert Weiß öffnete blinzelnd die Augen. Er lag am Pool, mit Blick auf den Strand von Caleta de Fuste, und versuchte, den sechsten Tag seines Urlaubs zu genießen. Sein Handy hatte er deswegen extra zu Hause gelassen, doch anscheinend holte ihn die Arbeit sogar auf Fuerte ein. Entgegen der Abmachung. »Wo?« Er blickte aus fast geschlossenen Lidern zu dem Hotelangestellten auf.
    »Wir haben das Gespräch auf Ihr Zimmer in Warteschleife legen lassen, Herr Weiß.«
    Er erhob sich von der Liege und ging aufs Zimmer, wo das uralte Telefon klingelte und rasselte. Er riss den Hörer in die Höhe und schnarrte missbilligend: »Weiß?«
    »Hier ist Ilona«, hörte er sie über Tausende Kilometer hinweg sagen. Sie war seine beste Mitarbeiterin, umsichtig und gewissenhaft. Wenn sie ihn störte, musste etwas Wichtiges passiert sein. »Eine Tragödie, Herr Weiß.«
    »Was genau, Ilona?«
    »Das … das Testament Becker-Heisel. Ich habe den Umschlag, in dem es war, routinemäßig gesichtet, und … da war noch ein Blatt drin!«
    »Nein!«, rief er bestürzt, ihm wurde kalt und schlecht gleichzeitig. Er war seit dreißig Jahren als Notar tätig, hatte unendlich viele Testamente eröffnet und vollstreckt, aber DAS war ihm noch nie passiert. Er hatte ein Blatt schlicht übersehen!
    Somit hatte er, Adalbert Weiß, die Testamentseröffnung von Sabine Becker-Heisel nicht zu Ende gebracht. Innerlich arbeitete er bereits an einer Entschuldigung für Herrn Heisel.
    Ihm fiel der ungewöhnliche letzte Satz ein, der nun nicht mehr der letzte war. Die Neugier siegte.
    »Lesen Sie es bitte vor.«
P. S. Ich töte dich,
stellte er in Gedanken voran.
    Ilona zitierte mit unsicherer Stimme:
    Dich und alle anderen in diesem Haus!
    Nach außen wart ihr immer die Saubermänner und die Vorzeigegattinnen. Die ehrliche Bankerin, der verständnisvolle Lehrer, der nette Arzt, die angesehenen Unternehmer und die aufrichtige Frau Staatssekretärin.
    Aber ich kenne euch alle! Eure dreckigen Geheimnisse, eure Perversitäten, die Machenschaften, die Untreue und die Lügen! Wie viele Menschen habt ihr betrogen und hintergangen?! Ihr wisst es ja selbst nicht mehr.
    Ich hasse dich, Thomas! Dich und jedes einzelne Stockwerk mit seinen beschissenen Bewohnern!
    Ich weiß, dass du eines Tages versuchen wirst, mich umzubringen. Weil du gierig bist. Oder einer der anderen versucht es, weil ich

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