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P. S. Ich töte dich

Titel: P. S. Ich töte dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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galerieartigen Treppenhaus war niemand.
    Irgendwo unter ihm erklang ein Klicken, gefolgt von einem leisen Echo. Jemand hatte sich vergeblich bemüht, die Tür geräuschlos zuzuziehen. Er glaubte, den schwachen Duft eines würzigen Eau de Toilette auszumachen.
    Was wird das?
Thomas bückte sich und hob den Zettel auf, der nach dem gleichen Parfüm roch.
    Er ging unruhig in seiner luxuriösen, 250 Quadratmeter großen Wohnung umher, öffnete dabei das Hemd, nahm sich in der Küche ein Glas und füllte es mit Wasser aus dem Hahn. Im obersten Schrank fand er die Schachtel mit den Vitaminpräparaten.
    Was wird das, verdammte Scheiße? Er trank das Glas leer und spülte damit sein Zink-Magnesium-Dragee hinunter. Ein zweites Glas Wasser musste für die Kalziumtablette herhalten, dabei knüllte er den Zettel zusammen und warf ihn in den Mülleimer.
    Hält sich hier jemand für komisch?
    Zufällig fiel sein Blick auf die Pinnwand, an der eine neue Mitteilung hing.
    P. S. Ich töte dich.
    Im Bruchteil einer Sekunde war alles klar:
Verstehe! Sie hat jemanden beauftragt, ihre kleinen Botschaften zu überbringen! Jemanden aus dem Haus.
    Sabine hatte mit jedem Mann im Gebäude was gehabt, und nur die Aussicht auf ihr Konto hatte sein verletztes, cholerisches Gatten-Ego im Zaum gehalten. Die bedeutungslosen Seitensprünge mit Gudrun und Erika, Stockwerk fünf und acht, waren seine Rache.
    Das verräterische Türklicken, das vage bekannte Duftwasser …
Einer von Sabines Stechern will mich verarschen.
    Die Schlüssel hatte Sabine bestimmt nachmachen lassen. Je einen hatte sie sowieso an den netten Dieter aus Stockwerk acht und die lustige Helga aus Stockwerk zwei gegeben. Falls mal was wäre. Jeder Idiot konnte in seine Wohnung.
    Denk nach, denk nach! Wer ist es?
Rasende Wut stieg in ihm hoch und brachte ihn dazu, gegen die Wand zu treten.
Ich mache den Scheißkerl fertig!
    Er eilte ins Bad, zog sich aus – und entschied sich spontan dafür, noch ein paar Gewichte zu stemmen. Er musste seinen heillosen Zorn herauslassen und sich austoben.
    Thomas schlüpfte in die Boxershorts von gestern, trabte in den Fitnessraum, stemmte, ruderte und wuchtete wie ein Besessener. Die Muskeln schmerzten, er schwitzte noch mehr und holte sich neues Wasser, in das er sein isotonisches Getränkepulver rührte; nach zwei Stunden Work-out ging er unter die Dusche und genoss die warmen Strahlen, die auf seine Haut trafen.
    Vor seinen Augen entstand in Druckschrift auf dem beschlagenen Glas:
    P. S. Ich töte dich.
    »Fuck!« Thomas schlug in einem Reflex zu.
    Die Sicherheitsscheibe zersprang in Hunderte winziger Scherben, seine Knöchel rissen auf, und Blut tropfte auf die Fliesen. Das Wasser im Ausguss färbte sich rot.
    Der Schmerz wirkte katalysierend: Ihm fiel unvermittelt ein, wer in dem Haus das Eau de Toilette benutzte, das er vorhin gerochen
     hatte. Kurz vor dem Zettelfund und auf dem Papier.
    Friedrich!
Vierter Stock. Er lief aus der Dusche und griff sich ein Handtuch aus dem Regal.
Ich mache den Wichser fertig!
    Ein kleiner, weißer Fetzen segelte aus den Falten des Handtuchs und landete mit der Schrift nach oben auf dem Waschbeckenrand:
    P. S. Ich töte dich.
    »Nein!«, schrie Thomas aufgebracht und streifte die nassen Haare nach hinten. Voller Wut trocknete er sich kurz ab und schlüpfte in eine weiße Trainingshose. Er glaubte, dass das restliche Wasser auf seiner Haut verdampfen müsste, so heiß fühlte er sich an.
    Ruckartig zog er das schwarze Shirt hervor und – stand in einem Konfettiregen. Noch mehr kleine Botschaften regneten aus dem Schrank auf ihn herab, die Buchstaben auf den Schnipseln nahm er nur verschwommen wahr. Er musste sie auch nicht lesen. Den Wortlaut kannte er zur Genüge.
    Sein cholerisches Temperament brach hervor, sein überreiztes Gemüt brannte wie Lava. Rasend schlug er um sich, als könnte er die Fitzelchen durch einen gezielten Treffer töten, bis er aufbrüllte und aus dem Zimmer rannte; im Vorbeigehen nahm er den signierten Aluminium-Baseballschläger von der Wand und hetzte barfuß zur Wohnungstür hinaus.
    Friedrich, die dreckige Sau!
In Thomas pulsierte alles, und der Wunsch nach Vergeltung wurde übermächtig.
Erst fickt er meine Frau, dann wird er zu ihrem Handlanger, um mich verrückt zu machen.
    Er flog förmlich die Treppen nach unten und baute sich im vierten Stock vor der Tür auf. Er klopfte, klingelte und tobte unentwegt. »Komm raus, Friedrich! Ich weiß, was du vorhast! P. S. Ich töte dich,

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