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P. S. Ich töte dich

Titel: P. S. Ich töte dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Augenblick abdrückte. Gudrun hustete auf und sackte mit dem Oberkörper über die Brüstung. Blut rann die Wand hinab.
    Dieter ließ ächzend sein Gewehr fallen und zog die Pistole aus dem Gürtel. »Du hast Erika gevögelt«, heulte er auf. »Du und alle anderen aus dem Haus!« Dann eröffnete er das Feuer.
    Thomas schaffte das Kunststück, den ersten zwei Kugeln auszuweichen, doch die dritte fuhr ihm durch die Brust, die vierte durch den Hals. Er spürte keinen Schmerz.
    Röchelnd drosch er den verschmierten Schläger gegen Dieters rechte Wange, und wieder knackte es. Das Gesicht verschob sich, Zähne flogen davon und kullerten über den Marmorboden. Thomas und Dieter fielen gleichzeitig; der Jäger rührte sich nicht mehr.
    Ich muss … die anderen auch noch … erledigen. Meine Millionen …
Die Beine versagten ihren Dienst, seine Bewegungen verloren an Kraft.
    Thomas kroch vorwärts, durch die Schnipsel auf die Treppen zu; dabei zerrte er den Schläger hinter sich her. Er spürte nichts mehr. Paul … Die runde Spitze malte einen krakeligen, roten Strich auf den Boden.
Als Nächstes … nehme ich mir … Paul …
    Sein Herz setzte aus.
    Die Augen brachen, während ein Zettelchen auf seiner Stirn haften blieb.
    P. S. Ich töte dich.
    Ich verstehe es nicht.
Kriminalhauptkommissar Karl Zimmermann vom LKA Saarland suchte den vierten Tag in Folge den Tatort in der Lagerstraße auf, in der die betuchten Bewohner untereinander ein Massaker angerichtet hatten. Ein Ereignis, das selbst einen erfahrenen Polizisten wie ihn erschütterte.
    Niemals hätte er den Bankern, Lehrern, Anwälten, Steuerberatern, Ärzten und der Frau Staatssekretärin eine solche Tat zugetraut. Nicht ihnen und nicht ihren Kindern. Ein solches Ausmaß an Brutalität: Mit Hackbeil, Golf- und Baseballschläger, Messer, Pistole und Gewehr waren sie vorgegangen. Mit Gabeln, Spiegeln, Möbelstücken, Briefbeschwerern und Einrichtungsgegenständen.
    Jeder gegen jeden.
Von den einunddreißig Männern und Frauen lebten noch elf, teils schwer verletzt. Die Glücklichen, die im Krankenhaus behandelt wurden, waren nicht ansatzweise vernehmungsfähig. Das bedeutete: Verwertbare Informationen besaß Zimmermann nicht. Weder über den Ablauf noch über mögliche Motive für das bestialische Abschlachten.
Ich verstehe es einfach nicht!
Vielleicht lag es am Gebäude selbst? Zuerst der Selbstmord des Hausmeisters, dann der Unfall von Becker-Heisel, jetzt das.
Unsinn.
    »Ei, gudde Moje, Karl«, rief ihm sein Kollege Rudi von der Galerie aus der ersten Etage zu; der Forensiker verfiel gerne mal in seine saarländische Mundart. Flink eilte er die Treppe herunter, gekleidet in den weißen Ganzkörperoverall, und reichte ihm die Hand. »Was Neues?«
    »Nee. Nur wirres Zeug. Nun muss ich darauf warten, was die Obduktion der Leichen ergibt.« Zimmermann roch das getrocknete Blut, das in die Wände eingezogen war. Es würde schwer, wenn nicht unmöglich werden, neue Mieter zu finden. »Es zeichnet sich einfach kein schlüssiges Bild ab. Wo ist das Motiv? Sieht wie eine Fehde aus. Aber … das sind reiche, angesehene Leute. Ein ehrenwertes Haus, wie man so schön sagt. Warum sollten die sich untereinander so sehr hassen, dass sie abgehen wie kanadische Robbenfänger auf der Jagd?«
    »Na ja. Ich hann was für dich.« Rudi ging vor und betrat den Fahrstuhl. »Komm.«
    Zimmermann wusste, dass es was Besonderes sein musste, wenn Rudi ein Geheimnis um seine Entdeckung machte. Also fragte er
     nicht nach, sondern wartete geduldig.
    Schweigend fuhren sie nach unten, in den Keller.
    Der Forensiker führte ihn in einen kleinen Raum; hier mündeten die Versorgungsleitungen von der Straße in das Hochhaus. Neben der Wasserleitung blieb er stehen und legte eine Hand auf den großen Kasten, durch den das Rohr führte.
    »Eine Entkalkungsanlage.« Zimmermann zeigte auf das Schild an der Seite. »Steht da.« Er blickte auf den Sack mit dem Spezialsalz, das dafür sorgte, dass übermäßiger Kalk im Trinkwasser gebunden wurde und nicht in die Rohre gelangte.
    »Ja. Des schon.« Rudi hob den Deckel ab, den er vorher demontiert haben musste. »Ich bin stutzig geworden, weil Homburg an sich sehr guddes Wasser hat.« In dem Kasten wurde eine zweite Vorrichtung sichtbar. »Das Ding hat aber nix mit einer Entkalkungsanlage zu dun.«
    Zimmermann trat näher heran. Röhrchen, ein Tastenfeld, ein grünes LED -Lämpchen, Funkempfänger, Kammern, Reste einer verklebten Substanz, die an altes

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