P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
einer sanften weiblichen Stimme vor einem Hintergrund aus herzzerreißender Klaviermusik begann.
»Bei der heutigen Abhängigkeit von E-Mails, Handys und allen möglichen schnellen Kommunikationstechnologien ist es ermutigend zu entdecken, dass manche der altmodischen Methoden, jemanden zu erreichen, immer noch existieren.«
Die Stimme hielt einen Augenblick inne, während die Musik lauter wurde und auf dem Bildschirm eine verschwommene Montage aus gesichtslosen Menschen zu sehen war, die dabei waren, Briefe zu schreiben. Leonie lächelte, amüsiert von dem Gedanken, dass Alex mit etwas zu tun hatte, was so sehr jeglichen Feinsinns entbehrte. Doch sie wusste, es wäre für jeden, der zuschaute, fesselnd; verdammt noch mal, der Beitrag war auch für sie fesselnd, und dabei kannte sie bereits jedes Detail!
»Doch dieser altmodische und ganz einfache Akt des Briefeschreibens könnte der letzte Akt in einer ganz besonderen Liebesgeschichte sein«, fuhr sie fort, und bei diesen Worten bekam Leonie einen Kloß in der Kehle. »Und hier ist Nathan«, erklärte die atemlose Stimme, während einer seiner Briefe auf dem Bildschirm erschien. Leonie erkannte sofort die charakteristische Tintenschrift, die für die meisten Leute jedoch unlesbar war, weshalb die Worte darunter hilfreich untertitelt waren.
»In meinem Kopf kann ich immer noch Dein Lächeln sehen, Dein Lachen hören, Deine Arme um mich spüren … Es macht mich verrückt zu denken, dass ich Dich vielleicht niemals wiedersehen werde. Das, was ich getan habe, tut mir so leid … Ich hatte niemals vor, Dir weh zu tun. Bitte verzeih mir.«
»Berührende Worte, da stimmen Sie mir sicher zu. Aber das Problem?« Die Sprecherin verstummte kurz, um einen dramatischen Effekt zu erzielen. »Keiner der Briefe hat die Person erreicht, an die sie gerichtet sind. Es ist irgendwie eine moderne Version des alten Elvis-Klassikers, nur dass diese Briefe nicht an den Absender zurückgingen, sondern an uns bei SFTV geschickt wurden.«
Leonie merkte, dass sie den Atem anhielt, während die Stimme fortfuhr und erklärte, dass es tatsächlich zehn Briefe seien, alle an eine Frau namens Helena adressiert, deren Aufenthaltsort unbekannt sei.
»Wie kann sie also Nathan verzeihen, wenn sie nicht weiß, dass er das von ihr will?« Die Sprecherin hielt inne, damit die Zuschauer über diese sehr wichtige Frage nachdenken konnten. »Nun, wir von Today by the Bay finden, dass dieser Mann eine zweite Chance verdient. Wenn Sie, Helena, also da draußen sind und Nathans Schrift erkennen oder vielleicht sogar seine Worte, melden Sie sich bei uns unter dieser Nummer.« Eine 1-800-Nummer tauchte am unteren Rand des Bildschirms auf. »Wir haben einen Stapel Liebesbriefe nur für Sie.«
Der kurze, aber, wie Leonie zugeben musste, sehr berührende Beitrag wurde beendet und wieder ins Studio geschaltet, wo die Moderatoren beide ein leeres Lächeln zeigten.
»Nun, ich weiß nicht, wie es dir geht, Ken, aber ich habe ihm schon verziehen«, meinte die blonde Ansagerin zu ihrem Kollegen.
»Ja, er klingt wirklich wie jemand, den man behalten sollte, Megan. Lass uns hoffen, dass sie sich meldet, bevor es zu spät ist.«
30. Kapitel
A m nächsten Tag konnte man die Reaktion auf den Beitrag nur als überwältigend bezeichnen. Anrufe und E-Mails an den Sender trafen serienweise ein, und die Mehrheit davon kam von Frauen, die behaupteten, Helena zu sein, und Nathan ihrer immerwährenden Liebe versicherten »trotz alledem«.
Andere kamen von Zuschauern, die beharrten, dass sie, wenn Helena ihm nicht verzeihen würde, es sehr wohl täten, und eine Frau bat den Sender sogar, einen Heiratsantrag an ihn weiterzuleiten. Fast alle waren berührt gewesen von den Briefen und vor allem von Nathans wirkungslosem Flehen um Verzeihung.
Es gab auch ein paar Reaktionen von Männern, die behaupteten, die Briefe würden ihnen gehören, und die planten, SFTV dafür zu verklagen, sie ohne Erlaubnis gesendet zu haben. Auch wenn Alex schon im Voraus gewusst hatte, dass sie wahrscheinlich ein paar ungewöhnliche und echt irre Reaktionen bekommen würden, war sie nun doch besonders froh, dass sie die Tatsache verschwiegen hatten, dass sie nicht Nathans Erlaubnis hatten, diesen Beitrag zu bringen, ganz zu schweigen davon, durchblicken zu lassen, wo sie glaubten, dass er sich aufhalte.
Anders als Leonie war sie skeptisch, dass einer von dem Paar es sehen würde (da sie persönlich glaubte, dass Helena tatsächlich tot war),
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