P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
doch gleichzeitig tat sie gerne so, als ob. Deshalb verbrachte Alex einen großen Teil des folgenden Vormittags im Sender und rief die verschiedenen Frauen zurück, die behaupteten, Helena zu sein. Sie hatte außerdem einige E-Mails an ihren persönlichen Mail-Account weitergeleitet, damit sie und Leonie sie später durchgehen und die Zeitverschwender von jenen trennen könnten, die vielversprechend aussahen.
In der Mitte des Morgens bekam sie einen überraschenden Anruf von Seth.
»Das war ein interessanter Beitrag gestern«, sagte er ohne Einleitung. »Habt ihr denn nun euren Typen gefunden?«
»Noch nicht«, antwortete sie und informierte ihn über ihren Verdacht, was Nathans Aufenthaltsort anging.
Seine Reaktion war vorhersehbar, weshalb Alex es auch erwähnt hatte. »Du machst wohl Witze! Der Typ könnte schließlich ein irrer Psychopath sein!«, rief Seth entsetzt aus, und sie lächelte, auf absurde Weise erfreut, dass sie ihn zu einer Reaktion brachte.
»Seth, sag mir noch mal, warum dich das was angeht?«
»Weil ich nicht will, dass du dich auf so einen Ärger einlässt! Wenn der Kerl im Knast sitzt, wer weiß, wo ihr euch reinziehen lasst?«
»Wie rührend. Aber wie ich schon sagte, das geht dich nichts an, also halte dich da raus.«
»Es geht mich aber was an, wenn meine Frau mit einem Haufen von Knackis verkehrt …«
»Ex-Frau«, korrigierte Alex mit zusammengebissenen Zähnen. »Trotz allem, was du glaubst, brauche ich kein Stück Papier, das mir das sagt.« Leider brauchte sie es natürlich doch, aber das würde sie ihm gegenüber nicht zugeben.
»Denk dran, dass das typischer Knacki-Stoff ist, Alex, du weißt schon – Leute zu manipulieren, damit sie ihnen leidtun …«
»Was weißt du schon davon?«
»Ich weiß einfach, wozu diese Typen fähig sind. Wie sonst sollen sie wohl dort gelandet sein, wo sie sind?«
»Noch mal, deine Sorge rührt mich, aber uns geht es gut, danke.«
»Alex, sei doch nur eine Sekunde lang ernst, ja? Du hast recht, das hier geht mich nichts an, aber trotzdem mache ich mir Sorgen um dich – und um Leonie. Ihr zwei wisst wirklich nicht, worauf ihr euch da einlasst.«
»Seth, wie ich schon sagte, halt dich raus.«
»Wie kann ich mich raushalten, wenn meine Frau sich auf so gefährlichen Kram einlässt …«
»Zum letzten Mal, Seth, ich bin nicht deine Frau!«, schrie Alex außer sich. Wie konnte er es wagen, sie so zu bevormunden? »Kapierst du es nicht? Du und ich, das ist vorbei, die Scheidung ist so gut wie durch, und du wirst nichts Riskantes in letzter Minute durchziehen.«
»Ach ja.« Seth klang ausdruckslos.
»Ja. Du hast verloren, Seth, sieh es endlich ein!« Dann legte Alex die Hand über das Telefon, als sie aus dem Augenwinkel entdeckte, wie eines der Mädchen aus dem Büro ihr wie wild zuwinkte. »Was ist?«, fragte sie Jill.
»Es ist eine Frau in Leitung drei, die mit jemandem über die Briefe sprechen will, und sie klingt so, als wüsste sie wirklich, wovon sie redet.«
»Wieso?«
»Sie hat nicht nur eine, sondern zwei der Prüfungen bestanden, die du uns gesagt hast«, antwortete Jill eifrig und meinte damit die Kriterien, die Alex aufgestellt hatte, um Spinner von potenziell echten Anrufern zu trennen. »Familienname Abbott und eine Adresse in der Green Street.«
Was? Alex hätte vor Freude aufheulen können. Der Fernsehbeitrag hatte keine der beiden Informationen enthalten, so dass das sehr vielversprechend klang. »Seth, ich muss los. Ich habe im Moment keine Zeit mehr für deine Spielchen, okay?«, brummte sie in den Hörer und drückte, ohne auf seine Antwort zu warten, gleich auf den blinkenden Knopf von Leitung drei. »Hallo?«, sagte sie und versuchte, nicht zu eifrig zu klingen. Bei den meisten der Spinneranrufe konnte man die Verzweiflung auf eine Meile riechen.
Die Stimme am anderen Ende klang leise und nervös. »Hallo … äh … ich habe den Beitrag im Fernsehen über die Briefe von Nathan an Helena gesehen. Ich habe mal einen Mann namens Nathan gekannt, verstehen Sie, und ich habe mich gefragt …« Sie klang fast entschuldigend.
»Es tut mir leid, Ma’am, aber darf ich Sie nach Ihrem Namen fragen? Ich heiße Alex«, fügte sie freundlich hinzu und versuchte der Frau ihre Befangenheit zu nehmen.
»O ja, es tut mir so leid.« Unglücklicherweise schien dies den gegenteiligen Effekt zu haben, denn nun klang sie aufgeregt. »Ich Dummkopf, natürlich hätte ich es vorher sagen sollen. Hier ist Helena Freeman, aber
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