P S: Verzeih mir!: Roman (German Edition)
Beklagten wird ein gültiger Scheidungserlass von der Klägerin zugestellt.
Das war es also.
Ihre Ehe mit Seth war endlich vorbei. Es gab keinen Aufschub, keine absichtlichen Fehler und, am wichtigsten, keine Unstimmigkeiten mehr. Nach ihrem langen Gespräch im Krankenhaus verstand er endlich, was Alex wollte – was sie brauchte –, und ausnahmsweise war er mit ihr einig gewesen und hatte ihren Wünschen zugestimmt.
»Ich glaube, du hast recht«, gab er traurig zu, als es ihr gelungen war, ihn davon zu überzeugen, dass es keine andere Möglichkeit gab. »Sie ist wertlos. Wir haben unseren Schwur lächerlich gemacht.«
Sie wusste, dass Jon auch erleichtert war, dass die Situation endlich geklärt war.
Nachdem sie eine Kanne Tee gekocht hatte, klemmte sie sich das Blatt Papier, das das Ende ihrer Ehe bedeutete, unter den Arm und kehrte ins Schlafzimmer zurück.
»Irgendwas Interessantes?«, fragte ihr Begleiter.
»Hm, vielleicht«, neckte sie, bevor sie das Blatt Papier glücklich vor seiner Nase tanzen ließ.
»Na, wurde auch Zeit!«, rief er aus und klang genauso erfreut wie sie.
Alex stieg wieder ins Bett und glitt unter die Decke neben ihn, während sie zusammen den Scheidungserlass studierten. Beide waren sich seiner Bedeutung sehr wohl bewusst.
»Ich glaube, das war es dann«, sagte sie und legte den Kopf an seine nackte Brust. »Ab heute ist diese Ehe beendet, vorbei, Geschichte.«
»Und Gott sei Dank«, erwiderte Seth kichernd und küsste seine Ex-Frau auf den Kopf. »Wir haben die leere Seite, die du wolltest, und jetzt können wir noch mal von vorne anfangen.«
Epilog
N athan saß allein im Zimmer am Fenster und las den neuesten Roman von Grisham. Er mochte Grisham; der Typ schrieb sehr detailliert über Gaunerei in den höchsten Rängen der Politik und Macht, und Nathan glaubte, dass er es ziemlich gut getroffen hatte. Nathan hatte mit solchen Dingen mehr Erfahrung, als ihm lieb war, aber er war nicht wirklich für die Politik geschaffen. Sein Bruder dagegen hatte genau die richtige Persönlichkeit, um es mit den großen Geschäftemachern aufzunehmen, weshalb David wahrscheinlich da draußen immer noch den großen Kampf ausfocht, während Nathan hier steckte und … nun ja, eigentlich nichts tat …
Er hielt mitten im Gedanken inne, als er Schritte draußen im Flur und Franks laute tönende Stimme hörte, die näher kam.
»Ich sollte Sie warnen, dass er manchmal ein mürrischer alter Bock sein kann, aber nehmen Sie es nicht persönlich«, scherzte Frank und blieb vor Nathans Tür stehen. »He, Nate, mein Lieber«, rief er, »du hast Besuch, also sei nett.«
Besuch? Was für ein Besuch? Nathan hatte hier noch nie Besuch bekommen. »Muss wohl ein Irrtum sein«, murrte er griesgrämig und drehte sich um, doch Frank war bereits wieder pfeifend den Gang zurückgegangen.
»Ich weiß nichts von …«
Doch dann erstrahlte sein Blick angesichts der einsamen Gestalt, die in der Tür stand, und sein altes Herz machte einen Purzelbaum.
Es konnte doch nicht sein … oder doch?
Und dann schien sich die Zeit zu verlangsamen, als Nathan sich unglaublicherweise der Frau gegenübersah, die er die meiste Zeit seines Lebens geliebt, aber niemals erwartet hatte wiederzusehen.
»Helena …?«, krächzte er und traute seinen Augen nicht.
»Hallo, Nathan«, sagte die Frau und näherte sich ihm vorsichtig mit bebenden Händen. Auch wenn er erkennen konnte, dass sie alt war, genau wie er, schienen die Jahre einfach dahinzuschmelzen, und in seinem Kopf war sie für immer zweiundzwanzig, und er war auf ewig vierundzwanzig …
Helena …
»Ich habe ganz bestimmt Halluzinationen«, flüsterte er leise und konnte den Blick nicht von ihr wenden. »Frank muss meine Medikamente heute Morgen vergessen haben.«
»Es ist keine Halluzination, Nathan«, erwiderte sie mit einem nervösen Lachen. »Aber ich muss doch sagen, ich bin froh, dass du mich nach all der Zeit noch erkennst.«
»Wie sollte ich das nicht, wo du doch so schön wie immer bist? O mein Gott, bist du es wirklich?«, fragte er, und seine Stimme brach vor Gefühl, als er von seinem Stuhl aufstand.
»Ich bin es wirklich«, sagte sie und näherte sich langsam. »Ich habe vor kurzem mit deinem Bruder gesprochen, und er hat mir gesagt, du seist hier, also dachte ich, es sei Zeit, dir einen Besuch abzustatten.«
»Hättest nie geglaubt, dass du mich an so einem Ort sehen würdest, oder?«, fragte er, plötzlich befangen wegen seiner Umgebung.
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